Neue Art der Abgabe von Medikamenten könnte bei vielen Erkrankungen helfen
Forschern gelang es jetzt, eine neue Medikamentenkapsel zu entwickeln, welche bis zu zwei Wochen nach dem Verschlucken in unserem Magen erhalten bleibt. So kann die Kapsel das enthaltene Medikament allmählich an den Körper abgeben. Diese Art der Arzneimittelabgabe könnte viele Probleme lösen, welche bei einer Behandlung mit wiederholten Einnahmen von Medikamenten entstehen.
Die Wissenschaftler des anerkannten Massachusetts Institute of Technology (MIT) und des Brigham and Women’s Hospital stellten eine Kapsel her, welche enthaltene Medikamente über einen Zeitraum von zwei Wochen an unseren Körper abgibt. Die Experten veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der medizinischen Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“.
Medikamentenkapseln ermöglichen effektive Behandlung von Malaria
Die neue Medikamentenkapsel ist besonders interessant bei Behandlungen mit sich wiederholenden Dosen von Medikamenten, erklären die Mediziner. Die Kapseln könnten dazu beitragen, dass eines der Haupthindernisse zur Behandlung und potenziellen Beseitigung von Krankheiten wie Malaria überwunden wird, erläutern die Autoren in einer Pressemitteilung des MIT.
Kapseln könnten auch bei vielen anderen Krankheiten eingesetzt werden
Bei ihrer Untersuchung nutzten die Forscher die Kapseln, um das Medikament Ivermectin an den Körper abzugeben. Sie hofften dadurch eine Beseitigung von Malaria zu erreichen. Der Ansatz könnte aber auch bei vielen anderen Krankheiten anwendbar sein, erläutert Autor Professor Robert Langer vom MIT.
Wirkung oraler Medikamente dauert meist nicht länger als einen Tag an
In der heutigen Zeit hält die Wirkung von oralen Medikamenten fast nie länger als einen Tag an, erklären die Mediziner. Die neuen Kapseln scheinen ein sehr langlebiges orales System für viele Arten von Krankheiten zu bieten, wie beispielsweise Alzheimer oder psychische Störungen. Es gibt viele spannende Dinge, die die Medikamentenkapseln eines Tages ermöglichen könnten, fügt Professor Langer hinzu.
Anfänglicher Fokus der Untersuchung auf dem Malaria-Medikament Ivermectin
Oral eingenommene Medikamente neigen dazu, nur für eine begrenzte Zeit zu wirken, weil sie schnell durch den Körper wandern und der Wirkung von Magen und Darm ausgesetzt sind. Durch jahrelange Forschung im Labor gelang es den Experten dieses Problem zu bewältigen. Der anfängliche Fokus der Untersuchung lag auf dem Malaria-Medikament Ivermectin, sagen die Autoren. Diese tötet normalerweise Moskitos, welche den Nutzer des Medikaments stechen. Dadurch wird die Übertragung von Malaria und anderen von Mücken übertragenen Krankheiten stark verringert.
Kapsel führt zu langfristiger Verabreichung von Medikamenten
Die tägliche Einnahme von Medizin ist eine wirkliche Herausforderung. Wenn verabreichte Medizin für eine lange Zeitspanne wirksam sein könnte, würde sich dadurch die Wirksamkeit der Massenmedikamente radikal verbessern, erklären die Experten in der Pressemitteilung. Um eine sehr langfristige Freisetzung der Medikamente zu erreichen, müssen diese in einer Kapsel verpackt werden, welche stabil genug ist, um die raue Umgebung des Magens zu überstehen und ihren Inhalt im Laufe der Zeit freizusetzen.
Kapseln enthalten eine sternförmige Struktur mit dem Medikament
Unter Berücksichtigung dieser Kriterien entwarf das Team eine sternförmige Struktur mit sechs Armen, welche nach innen gefaltet und in einer glatten Kapsel umhüllt werden können, erläutern die Mediziner. Medikamenten-Moleküle werden dann in die Arme eingesetzt. Jeder dieser Arme ist an einem gummiartigen Kern befestigt.
Sternförmiges Medikament kann im Magen verweilen und den Kräften dort wiederstehen
Nachdem die Kapsel verschluckt worden ist, löst Säure im Magen die äußere Schicht der Kapsel auf. So können sich dann die sechs Arme entfalten. Sobald der Stern sich ausgedehnt hat, wird er groß genug, um im Magen zu verweilen und den Kräften des Magens zu widerstehen, erklären die Wissenschaftler. Diese würden normalerweise das Objekt weiter in den Verdauungstrakt drücken. Das Objekt ist außerdem klein genug, um eine schädliche Verstopfung des Verdauungstraktes zu vermeiden, fügen die Experten hinzu.
Forscher arbeiten jetzt an Kapseln gegen HIV und Tuberkulose
Verschiedene Tests an Schweinen zeigten bereits, dass das Medikament allmählich über zwei Wochen freigegeben wird. Die Entwicklung ist quasi eine Plattform, in die jedes Medikament eingebaut werden kann, erklären die Forscher. Häufige Dosierung kann so durch eine einzige Verabreichung ersetzt werden. Der neue Ansatz ist ein bemerkenswerter Fortschritt, welcher die Behandlung von Malaria und anderen Krankheiten, die eine langfristige Behandlung erfordern, verbessern könnte. Die Forschung konzentriert sich jetzt auf die Entwicklung ähnlicher Kapseln, welche gegen andere tropische Krankheiten, HIV und Tuberkulose wirksam sind, erläutern die Autoren. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.