Erkrankung nicht unterschätzen: Lungenentzündung kann tödlich enden
Bei Beschwerden wie Husten, Fieber und Abgeschlagenheit denkt fast jeder zunächst an einen Atemwegsinfekt, aber nicht an eine Lungenentzündung. Genau das ist das Tückische an der Krankheit, die daher oft nicht erkannt wird. Das ist gefährlich, denn eine Lungenentzündung kann auch tödlich enden. Experten erklären, wie man vorbeugen kann.
Eine vernachlässigte Gefahr
Gesundheitsexperten zufolge ist die Lungenentzündung noch immer eine vernachlässigte Gefahr. Zu erklären ist dies teilweise damit, dass viele Menschen bei Beschwerden wie Husten, Fieber oder Abgeschlagenheit eher an einen Atemwegsinfekt, aber nicht unbedingt an eine Lungenentzündung denken. Wenn zu den beschriebenen Symptomen noch Schüttelfrost dazu kommt oder der Husten mit einem eitrigem oder gar blutigem Auswurf einhergeht, sollte unbedingt rasch ein Arzt aufgesucht werden. Denn all dies sind Anzeichen für eine Pneumonie.
Jährlich erkranken rund 750.000 Deutsche an Lungenentzündung
„Nach unseren Schätzungen erkranken bundesweit jedes Jahr 800.000 Patientinnen und Patienten an einer Pneumonie, rund 75.000 Menschen sterben daran“, erklärte Professor Dr. Tobias Welte, Direktor der Abteilung Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) vor Jahren in einer Pressemitteilung. Mittlerweile geht der Experte von einer etwas geringeren Zahl aus.
Demnach erkranken in Deutschland jährlich rund 750.000 Menschen an einer Lungenentzündung. Andere Fachleute schätzen die Todesfälle durch Pneumonie hierzulande auf etwa 35.000 pro Jahr. Die Lungenentzündung ist die am häufigsten zum Tod führende Infektionskrankheit in Westeuropa.
Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind besonders gefährdet
In einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa erläuterte Prof. Tobias Welte: „Besonders gefährdet, an einer Lungenentzündung zu erkranken, sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.“
In vielen Fällen geht ihr ein Infekt im Hals- und Rachenbereich voraus. „Ausgelöst wird eine Pneumonie weit überwiegend durch Bakterien, etwa durch Pneumokokken, aber auch hin und wieder durch Viren oder andere Erreger“, so Welte.
Übertragung per Tröpfcheninfektion
Die Erreger einer bakteriellen Lungenentzündung werden in den meisten Fällen per Tröpfcheninfektion – beim Sprechen, Husten oder Niesen – übertragen. Es führt aber nicht jeder Erreger automatisch zu einer Pneumonie.
Laut dem Ulmer Internisten für Lungen- und Bronchialheilkunde Michael Barczok vom Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner kommt es darauf an, wie widerstandsfähig das Immunsystem ist.
Beim Ausbruch der Krankheit sind die Lungenbläschen und manchmal auch das Lungengewebe entzündet und angeschwollen. Der Arzt kann mithilfe einer Blutuntersuchung sowie Röntgenaufnahmen der Lunge feststellen, ob in der Tat eine Pneumonie vorliegt.
Therapieplan des Arztes einhalten
Eine durch Bakterien ausgelöste Lungenentzündung wird in erster Linie mit Antibiotika therapiert. Zeigt sich innerhalb von 24 Stunden nach Einnahme des Präparats keine Verbesserung, werden dem Patienten normalerweise andere Antibiotika verschrieben.
„In aller Regel müssen die Antibiotika je nach ärztlicher Verordnung fünf bis sieben Tage eingenommen werden“, erklärte Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer in der dpa-Meldung.
Der Therapieplan des Arztes muss unbedingt eingehalten werden, Antibiotika dürfen keinesfalls zu früh abgesetzt werden, auch dann nicht, wenn die Beschwerden abgeklungen sind. „Wer zu früh die Medikamente weglässt, riskiert einen Rückfall“, warnte Sellerberg.
Kortison gegen Lungenentzündungen
Interessant in diesem Zusammenhang sind auch Erkenntnisse, die sich aus Langzeitstudien an Schweizer Krankenhäusern ergeben haben. Demnach soll Kortison gegen Lungenentzündung helfen.
Die Wissenschaftler berichteten in der Fachzeitschrift „The Lancet“, dass Pneumonien schneller heilen, wenn bei der Therapie Antibiotika mit Kortison ergänzt wird. Die Forscher meinten bei der Veröffentlichung im vergangenen Jahr, dass ihre Studie wohl die Behandlung von Lungenentzündungen „weltweit verändern“ werde.
Vorbeugende Impfung
Eine durch Viren ausgelöste Lungenentzündung hingegen kann mit Medikamenten nicht beeinflusst werden. Hier beschränkt sich die Therapie auf die Linderung der Symptome. Um einer Lungenentzündung vorzubeugen, sollte man sich laut Gesundheitsexperten gegen Pneumokokken, dem häufigsten Erreger der bakteriellen Lungenentzündung, impfen lassen.
Diese Schutzmaßnahme wird auch in den überarbeiteten Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) besonders hervorgehoben. In einer Mitteilung des RKI heißt es: „Pneumokokken stellen in Europa die Hauptursache von bakteriellen Lungenentzündungen dar. Die STIKO schätzt, dass jedes Jahr mehr als 5.000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Pneumokokken-Erkrankung sterben.“
Prof. Welte erklärte: „Diese Schutzimpfung wird vor allem Menschen über 60, chronisch Kranken sowie Kindern bis zum zweiten Lebensjahr empfohlen.“ Grundsätzlich wichtig ist, das Immunsystem zu stärken. Dafür sollte man sich unter anderem gesund – mit viel Obst und Gemüse – ernähren, sich regelmäßig bewegen und das Rauchen sein lassen. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.