Nach einer aktuellen Studie der Techniker Krankenkasse gibt mehr als jeder zweite Deutsche an, sich gestresst zu fühlen. Auffällig: In den mittleren Lebensjahren zwischen 30 und 39 leiden sogar über 80 Prozent unter diesem Phänomen. Zu den angeführten Gründen gehören unter anderem Überforderung im Job, Probleme im Privatleben sowie zu viele Aufgaben und wenig Zeit. „Außerdem zählt Stress zu den häufigsten Ursachen für Gesundheitsprobleme wie Verspannungen oder gar Rückenschmerzen“, weiß der lizenzierte Stresstherapeut und Mentaltrainer der Just ME GmbH Matthias Vette. „Um langfristig entspannt zu leben und Gesundheitsrisiken zu minimieren, helfen bereits einfache mentale Techniken, die jeder schnell erlernen kann.“
Blickwinkel ändern
Wer kennt das nicht: Bereits auf dem Weg zur Arbeit steigt der Stresspegel aufgrund eines Staus. Selbst wenn Betroffene auf die Bahn umsteigen, kommen schnell andere Stressoren wie ausfallende Züge oder laut telefonierende Fahrgäste hinzu. „Alle belastenden Situationen zu umgehen, führt also selten zu einer langfristigen Verbesserung der Lebenssituation“, betont Matthias Vette. Stattdessen sollten Betroffene ihren Blickwinkel auf vermeintliche Probleme ändern und hinterfragen, warum sie sich von bestimmten Vorgängen überhaupt negativ beeinflussen lassen. Wer beispielsweise das Warten am Bahnhof als Möglichkeit zum Lesen sieht, kommt entspannter durch den Tag. Mit solch einfachen Verhaltens- und Wahrnehmungsänderungen gehen Stressgeplagte ein Stück leichter durchs Leben.
Ein weiterer Tipp: „Wenn alles schief läuft, sich fünf erfreuliche Dinge ins Bewusstsein rufen. Die Zahl hört sich zunächst hoch an, aber genau darin besteht der Sinn der Übung. Wer sich regelmäßig fünf positive Aspekte der Situation oder des Tages überlegt, dem fallen irgendwann auch sechs und mehr ein“, betont der Stresstherapeut.
Perspektivwechsel von zu Hause
Es gestaltet sich oft als mühselig, sein Verhalten zu ändern und mehr Gelassenheit in den Alltag zu bringen. Es kann sogar noch mehr Stress und Zeitaufwand mit sich bringen, wenn man versucht, mit zeitaufwendigen Therapien oder dem Besuchen teurer Kurse seiner Lage Herr zu werden. Solche Maßnahmen eignen sich zudem nicht für jeden. Kaum jemand findet Zeit, sich fachmännisch beraten und begleiten zu lassen. „Dabei leiden gerade diejenigen unter Stress, die von Termin zu Termin hetzen“, erklärt Matthias Vette. Er schlägt vor, kleinere Übungen in den Alltag einzubauen, um Überbelastungen zu vermeiden. Hierzu eignet sich beispielsweise die Inselmethode: Täglich 60 Sekunden nehmen, um einfach tief ein- und auszuatmen.
Listen helfen, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und nicht dringliche Aufgaben großzügig zu streichen. Ebenfalls führt es langfristig zu mehr Gelassenheit, hektischen Situationen mit Humor zu begegnen. Immer mehr Betroffene greifen neuerdings auch auf von Krankenkassen unterstützte Onlineangebote zurück. Hier verbinden sich klassische Tagebuchformate mit Videos und praktischen Übungen wie den eben genannten zur Stressbewältigung. Langfristiges Ziel solcher Programme besteht darin, Stress mithilfe eines neu erlernten Blickwinkels von innen heraus abzubauen und Leistungsfähigkeit sowie Eigenmotivation langfristig zu stärken.
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.