Übergewicht kann Spuren im Erbgut hinterlassen
Ein zu hohes Körpergewicht hat nicht nur direkte Auswirkungen auf unsere Fitness und Gesundheit. Es löst auch Veränderungen an den Genen aus. Das haben nun Forscher in einer Studie mit mehr als 10.000 Menschen festgestellt.
Überflüssige Pfunde loswerden
Viele Menschen haben vor allem in den vergangenen Tagen und Wochen an Gewicht zugelegt. Die Weihnachtsspezialitäten waren einfach zu verführerisch. Überflüssige Pfunde wieder loszuwerden, ist aus vielerlei Gründen zu empfehlen. Man fühlt sich danach wieder fitter und attraktiver. Wichtig ist es aber vor allem für die körperliche Gesundheit, denn Übergewicht begünstigt zahlreiche Krankheiten. Außerdem hat ein hohes Körpergewicht Auswirkungen auf unser Erbgut, wie Wissenschaftler nun berichten.
Übergewicht nicht nur durch schlechte Ernährung
Das eigene Übergewicht auf „schlechte Gene“ zu schieben, wird von vielen als Ausrede belächelt. Doch auch wenn es meist vor allem an der Ernährung und mangelnder Bewegung liegt, dass Menschen zu dick sind, spielen auch die Gene eine bedeutende Rolle dabei. Die Gene selbst verändern sich im Lauf eines Lebens kaum, deren Umgebung hingegen schon. Etwa durch bestimmte Lebensstilfaktoren. So haben Forscher nun festgestellt, dass sich Übergewicht auf dem Erbgut niederschlagen kann.
Wie sich die Gene auf das Gewicht auswirken
Dass der Lebensstil der Eltern einen Einfluss auf das mögliche Übergewicht des Nachwuchses haben kann, ist lange bekannt. In den vergangenen Jahren haben Wissenschaftler weltweit viele neue Erkenntnisse bezüglich des Einflusses der Gene auf das Gewicht gefunden.
So fand ein internationales Forscherteam ein Gen, dass verantwortlich für Fettleibigkeit ist und japanische Wissenschaftler berichteten Ende vergangenen Jahres, dass sie ein Fett verbrennendes Gen entdeckten.
Überschüssige Pfunde lagern sich auf der DNA ab
Doch auch umgekehrt gilt: Übergewicht kann sich auf das Erbgut auswirken. In einer großen internationalen Studie unter Federführung des Helmholtz Zentrums München wurde nun festgestellt, dass sich überschüssige Pfunde auf der DNA ablagern können.
Die Untersuchung, die im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass ein erhöhter Body-Mass-Index (BMI) zu epigenetischen Veränderungen an fast 200 Stellen des Erbguts führt – mit Auswirkungen auf die Gene.
Gene verändern sich im Laufe des Lebens kaum
Zwar verändern sich unsere Gene im Laufe des Lebens kaum, doch unser Lebensstil kann direkten Einfluss auf deren Umgebung ausüben. Wissenschaftler sprechen hier vom Epigenom, also alles, was auf und um die Gene geschieht, berichtet das Helmholtz Zentrum in einer Pressemitteilung.
Es wurde bislang kaum untersucht, wie sich das Epigenom durch Übergewicht verändert. „Dabei ist die Frage bei schätzungsweise eineinhalb Milliarden übergewichtigen Menschen weltweit durchaus relevant“, sagte die Erstautorin der Studie Dr. Simone Wahl von der Abteilung Molekulare Epidemiologie (AME) am Helmholtz Zentrum München.
„Vor allem wenn man weiß, dass Übergewicht zu Folgeerscheinungen wie Diabetes, Herzkreislauf- und Stoffwechselerkrankungen führen kann.“
Zusammenhänge zwischen BMI und epigenetischen Veränderungen
Die Forscher überprüften daher mögliche Zusammenhänge zwischen dem BMI und epigenetischen Veränderungen. Dafür wurden die Blutproben von über 10.000 Frauen und Männern aus Europa untersucht.
Ein größerer Teil davon waren Bewohner Londons mit indischer Abstammung, die laut den Autoren ein hohes Risiko für Adipositas und Stoffwechselkrankheiten haben.
Veränderungen an für den Fettstoffwechsel zuständigen Genen
In einem ersten Schritt ermittelten die Wissenschaftler 207 Genorte, die abhängig vom BMI epigenetisch verändert waren. Bei weiteren Tests bestätigten sich davon 187.
Weitere Untersuchungen sowie Langzeitbeobachtungen wiesen zudem darauf hin, dass ein Großteil der Veränderungen eine Folge des Übergewichts war und nicht dessen Ursache.
„Signifikante Veränderungen fanden vor allem an Genen statt, die für den Fettstoffwechsel sowie für Stofftransport zuständig sind, aber auch Entzündungsgene waren betroffen“, erklärte Gruppenleiter Harald Grallert aus der AME.
Folgekrankheiten von Übergewicht vorhersagen und verhindern
Des Weiteren konnte das Team aus den Daten epigenetische Marker identifizieren, anhand derer sich das Risiko für einen Typ-2-Diabetes vorhersagen ließ.
„Unsere Ergebnisse erlauben neue Einblicke, welche Signalwege durch Fettleibigkeit beeinflusst werden“, erläuterte Christian Gieger, Leiter der AME. „Wir hoffen, dass daraus neue Strategien entstehen, wie man Typ-2-Diabetes und andere Folgen des Übergewichts vorhersagen und bestenfalls verhindern kann.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.