Antibiotika-Gel zur Prävention der Borreliose erfolgreich getestet
Bleibt der Winter weiterhin so mild, droht im kommenden Jahr wieder ein besonders früher Start der Zecken-Saison. Gegen die häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit, die Borreliose, haben Wissenschaftler der Medizinischen Universität Wien (MedUniWien) nun ein neues Mittel entdeckt.
„Ein Antibiotika-Gel auf Basis von Azithromycin, einem Antibiotikum mit antibakteriellen Eigenschaften, hilft dabei, nach einem Zeckenstich die Entwicklung einer Lyme-Borreliose zu verhindern“, so die Mitteilung der MedUni Wien. In den durchgeführten Untersuchungen habe bei Anwendung des Gels keiner der Teilnehmenden eine Borreliose erlitten, berichten die Forscher. Das Ergebnis ihrer Studie wurde in dem renommierten Fachmagazin „The Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht.
Viele Betroffene wissen nicht von ihrer Borreliose-Infektion
Bis zu fünf Prozent der Personen, die einen Zeckenstich erlitten haben, entwickeln anschließend eine Borreliose. Angesichts der diagnostischen Lücken sei jedoch davon auszugehen, dass insgesamt rund 30% der Betroffen nicht davon wissen, berichtet das Forscherteam um Studienleiter Bernd Jilma von der MedUni Wien. Daher sei eine breit angelegte pharmakologische Präventionsstrategie erforderlich. Eine solche haben die Wissenschaftler nun in einer Phase II/III-Studie erfolgreich getestet.
Kein Fall von Borreliose in der Versuchsgruppe
An knapp 1.000 Patientinnen und Patienten mit einem frischen Zeckenbiss wurde die präventive Wirkung eines Antibiotika-Gels auf Basis von Azithromycin untersucht. Innerhalb von 72 Stunden nach dem erfolgtem Zeckenstich wurde das Gel auf den Stich aufgetragen. „Keiner der Probanden entwickelte eine Lyme-Borreliose“, berichtet Studienleiter Bernd Jilma von dem Behandlungsergebnis. In der Kontrollgruppe, die ein Placebo erhielt, seien hingegen sieben Borreliose-Fälle aufgetreten. Nun müsse die Wirksamkeit allerdings noch in einer unabhängigen, großen Folgestudie bestätigt werden, bevor ein klinischer Einsatz möglich sei.
Borrelien werden erfolgreich abgetötet
Den Angaben der Forscher zufolge sind in Österreich pro Jahr rund 24.000 Fälle von Lyme Borreliose festzustellen und in Westeuropa seien es insgesamt über 200.000 neue Infektionen pro Jahr. Unbehandelt könne die Infektion „die Gelenke, das Herz und das Nervensystem des Menschen angreifen und schwere Komplikationen verursachen“, so die Mitteilung der MedUni Wien. Das Gel biete den Vorteil, dass es nebenwirkungsfrei ist und auch bei Kindern eingesetzt werden könnte, berichten die Forscher weiter. Zudem sei die Anwendung sehr einfach. Drei Tage lang müsse das Gel alle 12 Stunden aufgetragen werden und „dadurch werden die Borrelien abgetötet“, so Bernd Jilma. (fp)
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