Diabetes auch in Afrika eine Volkskrankheit
Auf dem afrikanischen Kontinent herrschen in vielen Regionen noch Lebensmittelknappheit und Hunger. Doch auch die „Wohlstandserkrankung“ Diabetes breitet sich in Afrika vermehrt aus. Die Betroffenen haben dabei oft keinen Zugang zu Diagnose und Behandlung, mahnt das Universitätsklinikum Heidelberg in einer aktuellen Mitteilung.
Die Auswertung der Daten aus zwölf Ländern südlich der Sahara hat laut Mitteilung des Heidelberger Uniklinikums gezeigt, dass „fast alle Diabetes-Patienten nicht ausreichend behandelt“ werden. Insbesondere Menschen mit geringer Ausbildung und junge Betroffene wüssten oft nichts von ihrer Erkrankung, berichten die Experten. Versorgungsstrukturen und Präventionsstrategien seien nicht ausreichend vorhanden. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse der aktuellen Datenauswertung in dem Fachjournal „The Lancet Diabetes & Endocrinology“.
Daten von 38.000 Menschen ausgewertet
Das internationale Forscherteam um Professor Dr. Dr. Till Bärnighausen vom Institut für Public Health am Universitätsklinikum Heidelberg analysierte im Rahmen der aktuellen Studie die Bluttests und Gesundheitssystemdaten von rund 38.000 Menschen aus zwölf Staaten südlich der Sahara. Dabei konnten sie eine alarmierende Ausbreitung von Diabetes feststellen. „Diabetes ist auch in Afrika eine Volkskrankheit, rund fünf Prozent der Erwachsenen in den untersuchten Staaten sind betroffen, wobei es starke Schwankungen gibt“, berichten die Wissenschaftler. Circa zwei Drittel der Betroffenen seien sich ihrer Erkrankung nicht bewusst.
Nur wenige Betroffene erhalten eine Behandlung
„Insbesondere Menschen mit geringer Ausbildung und junge Patienten wissen zumeist nichts von ihrem Diabetes“, erklären die Forscher. Es werde deutlich, dass Diagnostik, Therapie und Prävention kaum angeboten werden. Beispielsweise habe „nur ein Drittel der Diabetes-Patienten – und nur ein Viertel der Risikogruppe der Übergewichtigen oder Fettleibigen – jemals eine Blutzuckermessung erhalten.“ Adäquate Beratung bleibe auch trotz entsprechender Diagnose oft die Ausnahme. „Weniger als die Hälfte der Diabetespatienten wurden jemals zu Aspekten des Lebensstils beraten – und nur ein Viertel wurde jemals behandelt“, berichten die Forscher.
Umstellung der Gesundheitssysteme gefordert
Die „Wohlstandserkrankung“ Diabetes stellt die Gesundheitssysteme auch in Afrika vor riesige Herausforderungen. Hier habe der Fokus in den letzten Jahren zwar eher auf der Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria gelegen, doch „jetzt müssen die Gesundheitssysteme Afrikas zusätzlich so ausgestattet werden, dass sie die Lebensstilerkrankungen Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck erfolgreich vorbeugen und behandeln können“, betont Professor Bärnighausen.
Hohes Potenzial in der Prävention, Diagnostik und Behandlung
Anhand der aktuellen Studienergebnisse wird auch deutlich, welches Potenzial noch bei der Prävention, Diagnostik und Behandlung von Diabetes in Afrika besteht. „Wenn es gelingen würde, mehr Patienten mit wirksamen Präventionsmaßnahmen und Behandlungen zu erreichen, dann wäre dies sehr wahrscheinlich auch mit wesentlich weniger Kosten verbunden als die volkswirtschaftlichen Verluste der Spätfolgen von Diabetes “, so Dr. Jennifer Manne-Goehler, die ebenfalls an der Studie beteiligt war. Um geeignete Konzepte für die Gesundheitssysteme Afrikas zu entwickeln, sind laut Aussage der Forscher allerdings noch mehr und bessere Daten erforderlich. Auch sollen ähnliche Analysen für Blutdruckhochdruck und erhöhte Cholesterinspiegel durchgeführt werde. (fp)
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