Arbeitsbedingter Stress ist bei Frauen weitverbreitet
Sicherlich dürften die meisten Menschen dieses Problem kennen: Unsere Arbeit kann zu Stress führen. Forscher fanden jetzt heraus, dass Frauen noch viel mehr unter dem Stress bei der Arbeit leiden als Männer. Schuld daran sind beispielsweise Sexismus am Arbeitsplatz, vorhandene familiäre Verantwortung, Mangel an Unterstützung und ungleiche Löhne.
Mediziner und Psychiater stellten bei verschiedenen Untersuchungen fest, dass Frauen, verglichen mit Männern, stärker unter dem Stress am Arbeitsplatz leiden. Durch den auftretenden Stress entstehen bei den betroffenen Frauen häufig Ängste und Depressionen.
Frauen im Alter von 35 bis 44 Jahren sind besonders gestresst
Offizielle Zahlen der Health and Safety Executive zeigen, dass Frauen im Alter von 25 bis 54 Jahren mehr unter dem Stress bei der Arbeit leiden als männliche Kollegen. Im Alter von 35 bis 44 Jahren erreicht dieser Stress seinen Höchstwert. In diesem Alter haben die meisten Frauen eine deutlich erhöhte Belastung. Zum Stress bei der Arbeit kommen dann auch noch Pflichten in der Familie, wie beispielsweise die Erziehung pubertierender Kinder und die Pflege der alten eigenen Eltern. Durch die Doppelbelastung von Arbeit und Familie fühlen sich viele Frauen ausgelaugt, erläutert Psychiaterin Dr. Judith Mohring gegenüber der Zeitschrift The Guardian.
Frauen erleiden zusätzlichen Druck am Arbeitsplatz
Dazu kommt dann häufig noch die Belastung am Arbeitsplatz. Frauen leiden oft unter zusätzlichem Karrieredruck und Sexismus am Arbeitsplatz, sagen die Eyperten. Auch der oft ungleiche Lohn, intensiver Druck bei der Umstrukturierung des Unternehmens und ein Mangel an Unterstützung durch das Management erschweren das Arbeitsleben von Frauen, erläutern die Experten. Oft haben Frauen auch das Gefühl, dass sie beweisen müssen, so gut wie ihre männlichen Kollegen in ihrem Job zu sein, sagt Psychiaterin Dr. Mohring.
Belastung besonders hoch beim weiblichen Management
Weibliche Manager in männlich dominierten Bereichen empfinden die Belastung durch ihre Arbeit manchmal als unerträglich. Der allgemeine Stress wurde sogar noch gesteigert, weil die Familien der Frauen noch abhängiger von dem verdienten Einkommen waren. Dr. Mohring fordert Unternehmen jetzt dazu auf, dass Frauen eine flexiblere Arbeit und eine bessere Absicherung ihrer Karriere benötigen. Außerdem müsse die Arbeit bessere Aufstiegsmöglichkeiten bieten.
Unternehmen sollten Arbeit von zu Hause aus anbieten
Wenn Unternehmen und Organisationen erreichen wollen, dass ihre talentierten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weniger gestresst sind, sollten sie Konzepte wie Arbeit von zu Hause aus überdenken. Solch ein Konzept wäre ein wichtiger Schritt vorwärts, erklärt Dr. Mohring.
Probleme im Berufsleben von Frauen
Frauen sind auch häufig unglücklich, weil sie niedrigere Löhne als ihre männlichen Mitarbeiter bekommen. Ein Mangel an Potenzial für eine Weiterentwicklung in der Karriere und allgemeine Arbeitsplatzunsicherheit führen zusätzlich häufig zu Problemen. Endemische Ungewissheit ist in viele Arbeitsplätze gegeben und Frauen tragen oft die Hauptlast, fügt die Expertin hinzu. Umstrukturierungen des Arbeitsplatzes sind für viele Frauen mit einem unverhältnismäßigen Risiko verbunden. Viele Veränderungen bei der Organisation des Arbeitsplatzes führen zu erhöhtem Stress statt zu einer erhöhten Produktivität. Dieser Umstand an sich wirkt dann kontraproduktiv.
Männer haben eine signifikant niedrigere Arbeitsbelastungsrate
Ab einem Alter von 25 Jahren empfinden Frauen deutlich mehr Stress als Männer. Dieser Effekt zieht sich dann durch ihr gesamtes Arbeitsleben. Männer haben im Alter von 16 bis 24 Jahren, 25 bis 34 Jahren und 35 bis 44 Jahren signifikant niedrigere Arbeitsbelastungsraten. Diejenigen mit den höchsten Raten waren Männer im Alter von 45 bis 54 Jahren. Doch diese Rate ist nicht statistisch signifikant.
Berufswahl von Frauen beeinflusst Stressfaktor
Frauen im Alter von 25 bis 34 Jahren, 35 bis 44 Jahren und 45 bis 54 Jahren hatten alle eine Arbeitsplatzbelastung, welche höher als der Durchschnitt war. An dieser Tatsache könnten aber auch die ausgeübten Berufe der Frauen Schuld sein. Frauen arbeiten häufiger als Lehrer oder in der Krankenpflege. Die Berufe und Branchen mit der höchsten Arbeitsbelastung liegen im Gesundheits- und öffentlichen Sektor der Wirtschaft.
Auswirkungen von Stress, Depressionen und Ängsten bei der Arbeit
Durch arbeitsbedingten Stress, Depressionen und Angst entstanden 37 Prozent der arbeitsbedingten Krankheiten und etwa 45 Prozent der Fehltage zwischen 2015 und 2016, ergab eine weitere Untersuchung der Health and Safety Executive. Die Zahlen basieren auf der Arbeitskräfteerhebung, die 38.000 Haushalte vierteljährlich interviewt. Bei der Umfrage handelt es sich um die primäre Beschäftigungsdatenbank der Regierung. Etwa 200.000 Männer berichteten über arbeitsbedingten Stress im Durchschnitt der letzten drei Jahre. Im Vergleich dazu leiden 272.000 Frauen unter arbeitsbedingtem Stress. Dies bedeutet, dass Frauen etwa 1,4-mal häufiger unter Stress, Angst und Depressionen leiden, berichtet The Guardian. (as)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.