Sind Krankenhausinfektionen durch spezielle Hygienemaßnahmen besser vermeidbar?
Infektionen mit Krankenhauskeimen sind sei Jahren ein wachsendes Problemen in deutschen Kliniken. Mit den bestehenden Ansätzen zur Vermeidung der Infektionen lassen sich diese offensichtlich nur unzureichend kontrollieren. In einer großen klinischen Studie zur Krankenhaushygiene soll nun der Effekt spezieller Waschungen auf das Infektionsrisiko überprüft werden.
Mediziner am Universitätsklinikum Leipzig haben sich die Frage gestellt, wie Krankenhausinfektionen durch Alltagshandlungen wirksam verhindert werden können. Ab Januar 2017 läuft dort daher eine Studie, die den Effekt von speziellen Waschungen auf das Infektionsrisiko untersucht. Die Studie ist auf einen Zeitraum von drei Jahren ausgelegt und wird an 45 Intensivstationen deutschlandweit durchgeführt.
Hohes Risiko auf Intensivstationen
Laut Angaben der Leipziger Mediziner gelten „Patienten auf Intensivstationen als besonders gefährdet durch Krankenhausinfektionen“ und entsprechend hoch seien die hygienischen Vorkehrungen, die zum Schutz getroffen werden. Dies umfasse auch die tägliche Waschung der schwerstkranken Patienten durch die Pflegekräfte. Im Rahmen der nun gestarteten „EFFECT-Studie“ werde untersucht, ob und wie die Wirkung der Waschung noch verbessert werden kann, so die Mitteilung des Universitätsklinikums Leipzig.
Waschhandschuhe mit Desinfektionsmittel
Die Forscher überprüfen in der Studie gezielt den Einsatz spezieller mit dem Desinfektionsmittel Octenidin getränkter Waschhandschuhe bei den täglichen Waschungen. Bisher werde Octenidin hauptsächlich zur Desinfektion von kleineren Körperbereichen und Ganzkörperwaschungen bei Patienten mit multiresistenten Erregern verwendet, berichtet das Leipziger Universitätsklinikum. Die tägliche Ganzkörperwaschung mit Octenidin-Waschhandschuhen werde nur vereinzelt in einigen Krankenhäusern in Deutschland angewendet.
Bessere Wirkung gegen multiresistente Erreger
Studienleiterin Prof. Iris Chaberny erklärt, dass die Studie ein Novum darstelle, weil „es bisher keine systematischen, prospektiven Untersuchungen zu einem generell routinemäßigen Einsatz dieses Wirkstoffs für die Waschung von Patienten gibt.“ Der Vorteil des Mittels sei, dass – anderes als bei den bislang üblichen Mitteln – keine allergischen Reaktionen oder sonstige Nebenwirkungen bekannt seien. Zudem gebe „es auch noch keine Resistenzen gegenüber diesem Wirkstoff, so dass wir uns Schutzeffekte auch gegenüber den multiresistenten Erregern versprechen, die uns am meisten Sorgen machen“, betont die Studienleiterin.
Versorgung schwerstkranker Patienten verbessern
Während der randomisierten doppelblind und Placebo-kontrollierten Studie bleibt der wirksame Schutz der Patienten „durchgehend sichergestellt, denn auch außerhalb der Studie sind mit den bisherigen täglichen Routinewaschungen alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen gewährleistet“, so Prof. Chaberny. Die Forscher erhoffen sich jedoch darüber hinaus Ansätze, mit denen die Versorgung schwerstkranker Patienten deutlich verbessert werden kann. „Das Ziel ist es, Arbeitsabläufe zu vereinfachen und ganz konkrete Hinweise für die Praxis geben zu können – zum Beispiel dazu, ob desinfizierende Waschhandschuhe einen besseren Schutz vor Infektionen bieten“, betont die Studienleiterin. (fp)
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