Gefährliche resistente Erreger im Krankenhaus Bad Cannstatt
Die Ausbreitung resistenter Keime in deutschen Krankenhäuser ist ein erhebliches Problem, dem jährlich zahlreiche Patienten zum Opfer fallen. So berichtet aktuell das Krankenhaus Bad Cannstatt von dem Nachweis eines hochresistenten Keimes bei fünf Patienten auf der Intensivstation. Umfängliche Sicherheitsmaßnahmen wurden eingeleitet, um eine weitere Ausbreitung der Keime zu verhindern.
Infektionen mit Klinikkeimen sind für einen Vielzahl an Komplikationen bei stationären Krankenhausaufenthalten verantwortlich und nicht selten haben sie lebensbedrohliche Folgen für die Betroffenen. Daher zeigten sich die Verantwortlichen über den Nachweis der hochresistenten Keime bei Patienten auf der Intensivstation im Krankenhaus Bad Cannstatt äußerst besorgt. Umgehend wurden weitreichende Hygienemaßnahmen eingeleitet und die Intensivstation wurde für weitere Aufnahmen geschlossen.
Fünf von sieben Intensivpatienten betroffen
Laut Mitteilung des Klinikums Stuttgart wurde bei fünf von sieben Patienten der Intensivstation des Krankenhauses Bad Cannstatt das hochresistente Bakterium Acinetobacter baumannii nachgewiesen. „Die Intensivstation ist für weitere Aufnahmen geschlossen“ und „Hygienefachkräfte des Instituts für Krankenhaushygiene im Klinikum Stuttgart sind täglich vor Ort“, berichtet das Klinikum weiter. „Intensivpflichtige Notfälle“ werden laut Angaben der Experten an „das Katharinenhospital bzw. andere umliegende Krankenhäuser verwiesen“ und die Rettungsleitstelle sei hierüber entsprechend informiert. Auch das Gesundheitsamt der Stadt Stuttgart ist eingebunden.
Strenge Hygienevorschriften und regelmäßige Kontrolluntersuchungen
Bisher hält sich der Zustand der besiedelten Patienten laut Aussage der Ärzte stabil und die Betroffenen zeigen keinerlei Symptome einer Infektion. Unter besonders strengen Hygienevorschriften werden die Patienten von einem eigenen Pflegeteam versorgt und regelmäßig auf das Bakterium untersucht, berichtet das Klinikum.Zudem wurden Schutzmaßnahmen getroffen, damit sich der Keim nicht ausbreiten kann. So wurde beispielsweise auch der Besuch durch Angehörige auf eine Person pro Patient begrenzt und die Besucher erhalten genaue Instruktionen über die erforderlichen Hygienemaßnahmen. Spezielle Schutzkleidung wird hierfür von der Klinik zur Verfügung gestellt.
Bakterium Acinetobacter baumannii extrem widerstandsfähig
Mit den getroffenen Maßnahmen hoffen die Experten um Prof. Dr. Matthias Trautmann, Leiter des Instituts für Krankenhaus-Hygiene im Klinikum Stuttgart, eine Ausbreitung der hochresistenten Keime zu verhindern. Das nachgewiesene Bakterium Acinetobacter baumannii ist jedoch ein regelrechter Überlebenskünstler. Die Keime sind auch gegenüber Umwelteinflüssen weitgehend unempfindlich und können auf Oberflächen relativ lange überleben. Hier bilden die Bakterien sogenannte Biofilme, in denen sie sich vermehren. Auf feuchten Oberflächen können sie sich durch die Biofilme außerdem verhältnismäßig schnell fortbewegen und selbst ausgetrocknet bleiben die Keime wochenlang überlebensfähig, berichten die Experten des Klinikums Stuttgart.
Die meisten Antibiotika ohne Wirkung
Kritisch sind die Infektionen mit Acinetobacter baumannii vor allem für alte, schwerkranke und immungeschwächte Menschen, erläutern die Mediziner. Da die Keime gegen die meisten verfügbaren Antibiotika (bis auf das Antbiotikum Colistin) resistent sind, bleiben für die Behandlung nur wenig Optionen. Seine hohe Widerstandsfähigkeit verdankt Acinetobacter baumannii der Fähigkeit, mit anderen Keimen zu kommunizieren. Der Keim „gehört zu der Gruppe der MRGN-Erreger, die untereinander Informationen austauschen und so ihre Resistenz gegenüber Antibiotika steigern“; berichten die Stuttgarter Hygieneexperten.
Ausbreitungsweg der Keime unklar
Wie sich die Keime auf der Intensivstation des Krankenhauses Bad Cannstatt überhaupt ausbreiten konnten, bleibt bislang offen. Zwar erfolgte laut Medienberichten bereits Anfang Dezember ein erster Nachweise der Erreger bei einem frisch eingelieferten Patienten, doch wurden eigentlich entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, um eine Übertragung in jedem Fall zu vermeiden. Dies ist offensichtlich nicht gelungen und aktuell sind fünf der sieben Patienten auf der Intensivstation betroffen. Inwiefern die nun eingeleiteten Maßnahmen Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten. Denn nicht selten gestaltet sich die Beseitigung der Keimbelastung in solchen Fällen deutlich schwieriger, als erhofft. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.