Extrem kaltes Wetter: Drohen jetzt mehr Erkältungen?
In vielen Gegenden Deutschlands herrscht derzeit klirrende Kälte. Wer trotz den niedrigen Temperaturen draußen unterwegs ist, läuft Gefahr, sich einen Infekt einzufangen, denn Kälte soll das Risiko für Erkältungen erhöhen. Stimmt das aber wirklich?
Erkältet man sich bei Kälte schneller?
Das aktuelle Wintersturmtief sorgt in vielen Gegenden Deutschlands für klirrende Kälte. Wenn man sich trotzdem draußen aufhält, sollte man sich möglichst warm einpacken, eine Mütze aufsetzen und keinesfalls mit nassen Haaren rausgehen, denn dem Volksmund nach erkältet man sich sonst. Demzufolge ist man dann selber Schuld an seiner triefenden Nase, dem Husten und dem Fieber. Stimmt das aber tatsächlich?
Temperaturen sind nicht irrelevant
Angesichts der niedrigen Temperaturen liegt der Verdacht nahe, dass es jetzt zu mehr Erkältungen und Grippefällen kommen könnte. Doch ganz so einfach ist diese Schlussfolgerung nicht, wie Experten in einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa erläutern.
Kälte allein macht demnach nicht unbedingt krank – irrelevant sind die Temperaturen jedoch nicht, da Viren bei Kälte leichteres Spiel haben.
So überlebten zum Beispiel Grippeviren länger in der äußeren Umgebung, je trockener und kälter es ist, erklärte Silke Buda vom Robert Koch-Institut (RKI).
Aktuelle Grippe-Saison startete früh
Die Grippewelle ist in dieser Saison allerdings unabhängig von der aktuellen Kälte losgerollt. Den Angaben zufolge startete die neue Grippe-Phase kurz vor Weihnachten 2016 und somit einige Wochen früher als in den vergangenen beiden Saisons.
Nach Daten der Arbeitsgemeinschaft Influenza am RKI haben Laboruntersuchungen von Beginn der Grippewelle bis Anfang Januar bei rund 2.600 Menschen eine Grippeerkrankung bestätigt.
Allerdings werden längst nicht alle Erkrankungen gemeldet. „Es gibt schon eine deutliche Viruszirkulation“, sagte Buda. Wie es heißt, sind bislang vor allem ältere Menschen bei schweren Krankheitsverläufen betroffen.
Todesfälle durch Grippe
Laut der Agenturmeldung wurden mehrere Ausbrüche in Krankenhäusern in verschiedenen Bundesländern gemeldet – und neun Todesfälle, davon acht bei Menschen ab 60 Jahren.
„Das erinnert auch an die Saison 2014/15“, so Buda. Nach Schätzungen des RKI starben damals rund 20.000 Menschen an Grippe. Zwar will Buda die aktuelle Situation nicht überbewerten: „Aber wir haben da schon ein Auge drauf. Ein besorgtes.“
Ein Schwerpunkt des Geschehens ist Bayern. Die Gesundheitsministerin des Freistaats, Melanie Huml (CSU) hat darauf hingewiesen, dass eine Impfung auch jetzt noch sinnvoll sei. „Grippe ist keine harmlose Erkältung“, warnt die Politikerin, die selbst Ärztin ist.
Doch ob eine Grippe-Impfung sinnvoll ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Von der Ständigen Impfkommission (STIKO) wird Senioren ab 60 Jahren, Schwangeren, chronisch Kranken, Bewohnern von Alters- und Pflegeheimen sowie medizinischem Personal zur Grippeschutzimpfung geraten. Letztendlich gilt jedoch bei der Grippe-Impfung Pro und Contra gegeneinander abzuwägen.
Atemwege bei kalter Luft anfälliger
Wie die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Erika Baum, in der dpa-Meldung erläuterte, seien die oberen Atemwege bei kalter Luft nachweislich anfälliger.
Außerdem könnten insbesondere Kinder über den Kopf recht schnell auskühlen, da er bei ihnen verhältnismäßig groß und dünn behaart ist. Des Weiteren verwies Baum darauf, dass kalte oder nasskalte Füße erwiesenermaßen zu Blasenentzündungen führen können.
Viel Bewegung und warme Fußbäder können gegen Eisfüße helfen.
Verschiedene Faktoren spielen eine Rolle
Der RKI-Expertin Buda zufolge seien es letztlich viele jahreszeitliche Faktoren, die die Ausbreitung von Atemwegserkrankungen wie Grippe und Erkältungen beeinflussten: „Temperatur, Wetter und Luftfeuchtigkeit spielen zwar mit eine Rolle, aber nicht die entscheidende.“
Einfluss hätten demnach zum Beispiel der Impfschutz in der Bevölkerung, die Neuheit einer Virenvariante und auch das Immunsystem des Einzelnen.
Des Weiteren halten sich die meisten Menschen im Winter eher in geschlossenen, beheizten Räumen auf, wodurch die Schleimhäute austrocknen können. An Orten, an denen sich viele Menschen aufhalten, kommt es zudem eher zu Ansteckungen.
Vor Infekten schützen
Daher sollten Gesunde von Erkrankten Abstand halten und Infizierte die Viren nicht verteilen. Wichtig für beide Gruppen ist, sich häufig die Hände zu waschen. Darüber hinaus ist es sinnvoll, das Immunsystem zu stärken, um Erkrankungen wie Influenza vorzubeugen.
Einen grippalen Infekt, die „einfache“ Erkältung kann man sich mehrfach im Jahr einfangen. Die Symptome beginnen langsam und flauen nach ein paar Tagen wieder ab. Dies ist ein bekannter Unterschied zwischen Erkältung und Grippe. Letztere tritt ganz plötzlich auf.
Zur Selbstbehandlung bei Grippe und Erkältungskrankheiten ist es unter anderem wichtig, viel zu trinken und sich auszuruhen. Zudem gibt es viele Hausmittel, die gegen Erkältungen helfen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.