Gibt es negative Auswirkungen durch eine erhöhte Zeit vor dem Bildschirm?
Die meisten Eltern kennen das folgende Problem: Ihr Kind sitzt jeden Tag am Computer oder an seinem Smartphone und die Aufforderung, eine Pause einzulegen oder die Nutzung zu reduzieren, trifft auf erbitterten Widerstand. Forscher untersuchten jetzt, ob die lange Zeit vor dem Bildschirm wirklich zu negativen gesundheitlichen Auswirkungen führen kann.
Die Wissenschaftler der American Academy of Pediatrics (AAP) empfehlen schon seit Jahren, dass Kinder und Teenager maximal zwei Stunden am Tag vor dem Bildschirm verbringen sollten. Eine erhöhte Nutzung könne zu Fettleibigkeit, Schlafentzug und Depressionen führen. Die Mediziner der Stetson University in Florida veröffentlichten die Ergebnisse ihrer aktuellen Studie zu diesem Thema in der Fachzeitschrift „Psychiatry Quarterly“.
Smartphones und Tablets führen zu Diskussionen bei vielen Familien
Die vor dem Bildschirm verbrachte Zeit von Kindern und Teenagern kann negative Auswirkungen für die Psyche und die allgemeine Gesundheit haben, vermuten einige Mediziner. Hier sind vor allem Tablets und Smartphones, die unter den Bettdecken genutzt werden können, ein Problem in vielen Familien geworden. Aber wie viel Zeit sollten Kinder eigentlich maximal vor dem Bildschirm verbringen?
Mediziner suchen nach den Auswirkungen einer hohen Bildschirmzeit
Die aktuelle Studie analysierte die Daten von 6.089 Jugendlichen. Erfasst und untersucht wurden die Zeit vor dem Bildschirm, Schlafzeiten, Schulnoten, die Essgewohnheiten der Familie, Depressionen und die körperliche Aktivität, erläutern die Forscher. Auch sogenanntes riskantes Verhalten der Teenager (Schlägereien, Waffenbesitz, ungeschützter Sex, Alkohol- oder Drogenkonsum) schien dabei mit einer erhöhten Zeit vor dem Bildschirm verbunden zu sein.
Keine große Gefahr durch bis zu sechs Stunden am Tag vor Bildschirmen festgestellt
Die Wissenschaftler stellten bei der Untersuchung fest, dass bis zu sechs Stunden am Tag vor einem Bildschirm zu keinen schweren negativen Auswirkungen führen. Die ursprüngliche Empfehlung der AAP (maximal zwei Stunden Bildschirmzeit) wurde daher zu Recht für über 5-Jährige aufgehoben, erklärt der Autor Christopher J. Ferguson. Eine Zeit vor dem Bildschirm von bis zu etwa sechs Stunden sei in der heutigen Zeit ziemlich normal und mit keinen- oder nur sehr geringfügigen negativen Auswirkungen verbunden. Bildschirme sind bei vielen Aspekten unseres Lebens eingebunden und das ganze Konzept der sogenannten Bildschirmzeit hat sich in den letzten zwanzig Jahren stark verändert, fügt der Experte hinzu.
Fakten zählen und nicht Vermutungen
Die empfohlene Bildschirmzeit muss auf Beweisen aufgebaut werden, nicht auf Vermutungen, betonen die Forscher. Die Debatte über eine empfohlene Bildschirmzeit sei zwar nötig, trotzdem würden genauere Fakten und Erkenntnisse benötigt. Wenn wir auf die Geschichte zurückblicken, gab es schon zuvor immer irgendwelche Aktivitäten oder Ereignisse, welche angeblich jungen Menschen und Teenagern schaden. Bereits zu Zeiten von Elvis Presley dachten Erwachsene, dass diese Art von Musik Teenagern schade – oder diese sogar besessen machen würde. Ähnlich verhielt es sich mit Comics, Harry Potter, Rockmusik in den 1980er Jahren und einem Spiel mit dem Namen Dungeon & Dragons, erklärt Ferguson.
Die meisten Teenager werden durch die Bildschirmzeit nicht negativ beeinflusst
Solange Kinder gute Leistung in der Schule erzielen und genug Schlaf und körperliche Aktivität erhalten, hat für die meisten dieser Heranwachsenden die Zeit vor dem Bildschirm keine tiefgreifende Wirkung, erklärt Ferguson. Eine vor kurzer Zeit veröffentlichte Studie über heftigen Medienkonsum, Ängste und Depressionen fand ebenfalls keine Hinweise für eine Verbindung.
Sprechen Sie über die Risiken von sozialen Medien mit Ihren Kindern
Als Eltern sollten Sie nicht nur darauf bestehen, dass Ihr Kind aufhört eine Stunde vor dem Schlafengehen auf den Bildschirm zu starren, Smartphones und Tablets außerhalb des Schlafzimmers aufbewahrt und ausreichend körperlicher Aktivität und Bewegung nachgeht. Es ist auch sehr wichtig, die allgemeinen Risiken von sozialen Medien zu besprechen, empfehlen die Wissenschaftler. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.