Antibiotika scheint eine wirksame Alternative zu Operationen zu sein
Eine Blinddarmentzündung erzeugt starke Schmerzen im unteren Bauch. Normalerweise muss eine solche Erkrankung dann operativ entfernt werden. Forscher fanden jetzt heraus, dass Antibiotika eine wirksame Alternative zu einem chirurgischen Eingriff sein kann.
Die Wissenschaftler der University of Southampton stellten bei einer Untersuchung fest, dass die Verwendung von Antibiotika bei einer Blinddarmentzündung dazu führt, dass ein chirurgischer Eingriff vermieden werden kann. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Pediatrics“.
Entfernung des Appendix ist der häufigste Grund für Notfall-Chirurgie bei Kindern
Im Laufe ihres Lebens erleidet etwa eine von 13 Personen eine Blinddarmentzündung. Eine Entfernung des Appendix ist der häufigste Grund für Notfall-Chirurgie bei Kindern, sagen die Forscher. Antibiotika könnten eine weniger invasive Alternative zur Chirurgie bieten. Diese Art der Behandlung zeigte bereits Erfolge bei erwachsenen Patienten.
Ist eine Operationen bei Blinddarmentzündung wirklich sinnvoll?
In den letzten Jahren ist Medizinern klar geworden, dass es bei Erwachsenen einige Patienten mit einer Blinddarmentzündung gibt, die sich ohne eine Operation von ihrer Krankheit erholen können. Eltern von Kindern stellen sich oft die Frage, ob die Kleinen bei einer Blinddarmentzündung wirklich eine Operation benötigen, erklärt Autor Professor Nigel Hall von der University of Southampton.
Chirurgischer Eingriff ist die bewährte Art der Behandlung bei Kindern
Bei Kindern mit einer Blinddarmentzündung ist ein chirurgischer Eingriff die bewährte Art der Behandlung, oft verbunden mit der Einnahme von Antibiotika, erklären die Wissenschaftler. Die Mediziner waren besonders daran interessiert, dass die Möglichkeiten einer nicht-operativen Behandlung für Kinder besser erforscht werden.
Studie untersuchte 766 Kinder
Im Rahmen der Forschungsarbeiten wurde eine Übersicht über zehn bestehende Studien erstellt. Insgesamt nahmen 766 Kinder an den Untersuchungen teil. Von diesen Kindern wurden 413 Probanden mit einer unkomplizierten akuten Blinddarmentzündung alleine mit Antibiotika behandelt, sagen die Autoren. Es war kein chirurgischer Eingriff nötig.
Studien vergleichen die Verwendung von Antibiotika mit durchgeführten Operationen
Sechs der Studien verglichen die Verwendung von Antibiotika mit einer Operation, während die anderen vier Untersuchungen nur mit Antibiotika behandelte Kinder betrachteten. Im Verlauf der Studien wurden verschiedene Antibiotika und unterschiedliche Behandlungszeiten untersucht, fügen die Forscher hinzu.
Bei 82 Prozent der Erkrankten reichte eine Behandlung mit Antibiotika aus
Eine ausschließliche Behandlung mit Antibiotika war bei etwa 97 Prozent der Kinder wirksam, welche sich keiner chirurgischen Behandlung unterzogen haben. Die Mediziner konnten bei ihrer Studie keine nachteiligen Auswirkungen der Behandlung von Blinddarmentzündungen mit Antibiotika feststellen, sagen die Mediziner. Allerdings kehrte die Erkrankung bei ungefähr 14 Prozent der Kinder ohne eine Operation später wieder zurück. Insgesamt vermieden also um die 82 Prozent der Kinder, durch die Einnahme von Antibiotika, eine Operation. Die verschiedenen Studien verliefen über einen Zeitraum von acht Wochen bis vier Jahren.
Bei erneuter Blinddarmentzündung raten Mediziner zu einer Entfernung
Durch die Einnahme von Antibiotika kann eine Operation vermieden werden. Wenn die Blinddarmentzündung aber erneut auftritt, werden Ihnen Mediziner wahrscheinlich dazu raten, dass sie den Blinddarm operativ entfernen lassen, erläutern die Experten.
Weitere Untersuchungen sind nötig
Weitere Forschung ist nötig, um die Wirksamkeit von Antibiotika allein im Vergleich zu Chirurgie bei einer Blinddarmentzündung festzustellen. Außerdem müssen die Kosten und die Lebensqualität von verschiedenen Behandlungen bewertet werden. Wir benötigen weitere prospektive, vergleichende, randomisierte Studien zu diesem Thema, sagen die Autoren. Erste Schritte in Richtung solcher Studien sind bereits in Großbritannien im Gange. Die aktuelle Untersuchung umfasste nur eine einfache akute Blinddarmentzündung und keine Kinder mit einer komplizierten Blinddarmentzündung.
Suchen Sie mit einer Blinddarmentzündung einen Facharzt auf
“Wir würden nicht empfehlen, dass alle Kinder mit einer Blinddarmentzündung mit Antibiotika behandelt werden”, erklären die Wissenschaftler. Und die Behandlung von Blinddarmentzündungen sollte laut Aussage der Experten immer von einem Facharzt oder in einem Krankenhaus durchgeführt werden.
Nachteile des Einsatzes von Antibiotika
Operationen sind zwar teuer und können zu Komplikationen führen, aber es kann keine erneute Blinddarmentzündung eintreten, sagen Kritiker der Studie. Außerdem müsse auch der Einsatz von Antibiotika in der heutigen Zeit immer kritisch betrachtet werden. Den die unterschiedlichen Bakterienstämme entwickeln zunehmend eine Resistenz gegen Antibiotika. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.