Belastung durch Fluglärm erhöht Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
In den vergangenen Jahren konnte in wissenschaftlichen Untersuchungen immer wieder ein Zusammenhang zwischen Fluglärm und Erkrankungen aufgezeigt werden. In einer neuen Studie fanden Forscher nun weitere Erklärungen dafür, warum der Krach durch Flugzeuge langfristig zu mehr Herz-Kreislauf-Krankheiten führt.
Fluglärm macht krank
Wer in der Nähe eines Flughafens lebt, hat oft mit starker Lärmbelastung zu kämpfen. Dabei kann der Lärm schnell zu einem gesundheitlichen Risikofaktor werden. So haben wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt, dass Fluglärm das Risiko für Depressionen erhöht. Außerdem fördert der Krach Schlaganfälle und Herzleiden. In einer neuen Studie ist es Wissenschaftlern nun gelungen, Mechanismen zu entschlüsseln, die für Gefäßschaden infolge von Fluglärm verantwortlich sind.
Stresshormon wird erhöht und Schlafqualität vermindert
Fluglärm führt langfristig zu einer vermehrten Ausbildung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Bluthochdruck, Herzinfarkten und Schlaganfällen.
Wie die Universitätsmedizin Mainz in einer Mitteilung berichtet, ist es einer Arbeitsgruppe von Professor Münzel bereits 2013 gelungen, nachzuweisen, dass simulierter Nachtfluglärm das Stresshormon Adrenalin erhöht, die Schlafqualität vermindert und einen Gefäßschaden, genannt endotheliale Dysfunktion, auslöst.
Allerdings waren die molekularen Mechanismen dieser Gefäßschädigung bis jetzt unbekannt. Die Wissenschaftler konnten nun jedoch messbar feststellen, dass Fluglärm eine deutliche Erhöhung der Stresshormone, eine Gefäßfunktionsstörung, erhöhten oxidativen Stress in den Gefäßen und eine deutliche Änderung der Expression von Genen in der Gefäßwand nach sich zieht.
Außerdem entschlüsselten sie die Enzyme, die für den Gefäßschaden verantwortlich sind. Laut den Forschern ermöglichen es die Ergebnisse dieser Studie erstmalig, spezifische Strategien zu entwickeln, die die durch Lärm ausgelösten negativen Konsequenzen für Gefäße abschwächen.
Sie bezeichneten die Ergebnisse, die im Fachmagazin „European Heart Journal“ veröffentlicht wurden, als Durchbruch in der (Flug)-Lärmforschung.
Überempfindlichkeit gegenüber gefäßverengenden Substanzen
Um zu ihren Ergebnissen zu gelangen, testeten die Wissenschaftler die Effekte von zwei unterschiedlichen Lärmszenarien auf die Gefäße in einem Tiermodell. In dem einen Lärmszenario wurden Mäuse für vier Tage mit Fluglärm, in dem anderen für vier Tage mit Umgebungslärm („White Noise“) ausgesetzt.
Die Experten stellten fest, dass Fluglärm schon innerhalb eines Tages eine endotheliale Dysfunktion auslöst, eine Überempfindlichkeit gegenüber gefäßverengenden Substanzen verursacht und die Stresshormonspiegel deutlich ansteigen lässt. Dies führt unter anderem zu Bluthochdruck.
Verantwortlich hierfür war demnach in erster Linie eine vermehrte Bildung freier Radikale als Folge des Fluglärms. Interessanterweise hatten gleiche Lärmpegel mit Umgebungslärm innerhalb von vier Tagen keine negativen Folgen für die Gefäße.
Studienautoren sprechen von Durchbruch in der Lärmforschung
Nach Auffassung der Studienautoren bedeuten die Ergebnisse einen Durchbruch in der Lärmforschung: „Da traditionelle Risikofaktoren über die gleichen Mechanismen zu Gefäßfunktionsstörungen führen, muss man damit rechnen, dass Lärm die Wirkung von Herzkreislaufrisikofaktoren verstärkt und damit den Prozess der Gefäßverkalkung stimuliert.“
Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel sagte: „Erstmals wird es nun auch möglich sein zu testen, inwieweit Herz- und Kreislaufwirksame Medikamente Fluglärm-induzierte Schäden an Gefäßen verhindern können. Zudem werden wir in naher Zukunft auch die Effekte von Straßen- und Schienenlärm untersuchen.“ (ad)
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Wichtiger Hinweis:
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