Mit Salmonellen Krebszellen bekämpfen
Jedes Jahr erkranken weltweit rund 14 Millionen Menschen an Krebs, über acht Millionen Personen versterben daran. Beim Kampf gegen die schwere Krankheit wird vor allem auf Operationen, Chemotherapie und Bestrahlung gesetzt. Forscher berichten nun, dass auch Salmonellen Tumorzellen töten können.
Zahl der Krebserkrankungen steigt
Laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert-Koch-Institut (RKI) erkranken derzeit weltweit „jährlich etwa 14,1 Millionen Menschen an einer Krebserkrankung (ohne weißen Hautkrebs) und ca. 8,2 Millionen Menschen versterben daran“. Auch in Deutschland gibt es immer mehr Krebsneuerkrankungen. Die Zahl der Neudiagnosen hat sich hierzulande seit 1970 fast verdoppelt. Behandelt werden Patienten meist mithilfe von Operationen, Chemotherapie und /oder Bestrahlung. Südkoreanische Wissenschaftler berichten nun, dass auch Salmonellen beim Kampf gegen Krebs helfen können.
Salmonellen könnten im Kampf gegen Krebs hilfreich sein
Salmonellen sind Bakterien, die bei Menschen verschiedene Krankheiten – insbesondere im Magen-Darm-Bereich – verursachen können. Wenn Lebensmittel verzehrt werden, die damit kontaminiert sind, kann es zu Beschwerden wie Bauchschmerzen, Fieber, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen kommen.
Doch die Bakterien können offenbar der Gesundheit auch dienlich sein. So berichten Forscher aus Südkorea in der Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“, dass Salmonellen im Kampf gegen Krebs hilfreich sein könnten.
Nur unzureichend mit Sauerstoff versorgt
Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet, gedeihen Salmonellen in sauerstoffarmer Umgebung und gelangen auch mit Vorliebe dahin.
Den Angaben zufolge sind solche hypoxischen Regionen ein Markenzeichen von Tumoren, deren Blutgefäßnetz durch das überstürzte Wachstum unvollständig ausgebildet ist und seine Umgebung nur unzureichend mit Sauerstoff versorgt.
Das Forscherteam um Jin Hai Zheng von der Chonnam National University Medical School in Gwangju hat nun Salmonella typhimurium so modifiziert, dass sie noch stärker zu Tumoren hingezogen werden.
Laut FAZ werden sie durch einen genetischen Defekt gezwungen, einen ihrer Erbgutbausteine aus sich schnell vermehrenden Tumorzellen zu holen, wo dieser im Überfluss produziert wird.
Tumore bildeten sich vollständig zurück
Wie es heißt, ließen sich in Geschwülsten von Mäusen, die an einer Form von Darmkrebs litten, die über das Blut verabreichten Mutanten in zehntausendfach höherer Konzentration nachweisen als in normalen Organen wie der Leber oder der Milz.
Zudem zeigte sich, dass sich bei der Hälfte der erkrankten Mäuse, die mit den modifizierten Salmonellen infiziert wurden, die Tumore vollständig zurückbildeten. Bei Tieren, die herkömmliche Salmonellen injiziert bekamen, verdoppelte sich lediglich die Überlebenszeit.
Laut FAZ schreiben die Forscher den tödlichen Effekt gegen die Tumorzellen nicht den Bakterien selbst, sondern Zellen der Immunabwehr zu, die durch die Bakterien aktiviert wird.
Europäische Experten sind beeindruckt
Die Arbeit der koreanischen Wissenschaftler beeindruckte auch europäische Experten. So sagte Kevin Harrington, Professor für biologische Krebstherapien am Institut für Krebsforschung in London, laut einem Bericht der Zeitung „Daily Mail“: „Es ist seit einiger Zeit bekannt, dass bestimmte Arten von Bakterien, einschließlich Salmonellenstämmen, in Tumoren wachsen können, aber nicht im normalen Gewebe.“
Aber „bisher hatten Versuche, Bakterien für Anti-Krebs-Therapien zu verwenden, nur begrenzten Erfolg, sowohl im Labor als auch in der Klinik“. Und weiter: „Die aktuelle Arbeit von Zheng und Kollegen stellt einen faszinierenden neuen Ansatz bei der Verwendung von Bakterien dar.“ In der britischen Zeitung werden noch weitere Fachleute zitiert, die den koreanischen Forschern großen Respekt zollen.
Auch deutsche Wissenschaftler hatten schon vor Jahren berichtet, dass Salmonellen gegen Krebszellen wirksam sein können. Die Forscher des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig hatten damals mitgeteilt, dass sich diese Methode eher als Ergänzung beziehungsweise Ersatz der Chemotherapie eignen könnte. Chirurgische Eingriffe ließen sich dadurch nicht verhindern. (ad)
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