Techniker Krankenkasse massiv in der Kritik
Die Twitter-Kommentare zur Homöopathie haben bei der Techniker Krankenkasse (TK) einen massiven Shitstorm ausgelöst, der trotz Entschuldigung und Versuch der Aufklärung bislang kein Ende nimmt. Durch die Rechtfertigung für die Kostenübernahme bei homöopathischen Mitteln fühlten sich viele Menschen offenbar zusätzlich zusätzlich provoziert und das Social Media-Team der TK hatte vermutlich alle Hände voll zu tun mit der Beantwortung der zahlreichen Kommentare.
An dem Einsatz der Homöopathie spalten sich bis heute die Geister. Zwar setzen viele Menschen homöopathische Mittel ein, doch bleibt deren Wirkung zweifelhaft und Kritiker sehen hier lediglich eine Wirkung auf Placebo-Niveau. Dennoch übernehmen einige Krankenkassen die Kosten für homöopathische Mittel, wie beispielsweise die Techniker Krankenkasse. Kritische Nachfragen sollten hier durchaus erlaubt sein. Die Beantwortung einer solchen Nachfrage via Twitter hat der TK nun allerdings einen massiven Shitstorm beschert.
Frage zur Wirksamkeit der Homöopathie
Die Frage, welche ein User bei Twitter an die TK richtete, scheint nicht nur berechtigt, sondern eine fundierte Beantwortung würden sich auch viele Befürworter der Homöopathie wünschen. „Liebe @DieTechniker, können Sie mir als Versichertem saubere, wissenschaftliche Studien nennen, die die Wirksamkeit von Homöopathie belegen?“, fragte dort der Nutzer Oliver S. (@IlloSZ). Die Antwort folgte prompt: „Lieber@IlloSZ, können sie uns saubere,wissenschaftliche Studien nennen, die die Nicht-Wirksamkeit von Homöopathie belegen?“ Eine eher unsachlich Beantwortung, auf die zahlreiche Kommentare folgten. Die harmlosen lauteten: „Wer betreut euren Twitter-Account?“ oder „Ich bin ja begeistert, dass @DieTechniker nachts um ein Uhr Tweets beantwortet. Aber manchmal wäre drüber schlafen besser.“
Unsachlicher Tweet sorgt für Verärgerung
Viele Nutzerinnen und Nutzer gingen in ihrer Kritik jedoch deutlich weiter und machten klar, dass in aller Regel Studien zur Wirksamkeit präsentiert werden. „@DieTechniker Bewiesen werden muss die Wirksamkeit, nicht umgekehrt. Ihre Forderung ist wissenschaftlich nicht zulässig“, so das klare Statement eines Twitter-Users. Die TK räumte einen Fehler ein und erklärte „Unser Tweet war unsachlich und tut uns leid. Wir können ihn aber nicht rückgängig machen.“ Eine weitere Reaktion lautete: „Der Tweet heute Nacht war sehr unglücklich.Wir arbeiten den Fehler auf, aber nur wegen eines Fehlers fliegt bei uns niemand raus.“ Allerdings lassen sich die Kritiker mit derartigen Antworten kaum beruhigen.
Erklärungsversuche führen zu mehr Verärgerung
Auch die Erklärung der TK, dass mit der Kostenübernahme für die Homöopathie lediglich den Wünschen der Versicherten Rechnung getragen werde und es zu dem „gesetzlichen Auftrag (gehöre), besondere Therapieformen zu fördern/ anzubieten“, sorgte für weitere heftige Kritik. „@DieTechniker nicht wirksame Zuckerkügelchen werden also bezahlt, weil die Mitglieder das wollen? Ich will, dass Brillen bezahlt werden!“, so einer der Kommentare. „Brillen gibt es bei der der TK nur in homöopathischen Dosen“, antwortet eine andere Nutzerin. Die Kritik an den Rechtfertigungsversuchen der TK zielt dabei vor allem in die Richtung, dass hier Geld für eine unwirksame Behandlungsmethode bezahlt werde, während andere – nachweislich sinnvolle Maßnahmen – nicht bezahlt werden. Auch wurde häufig darauf verwiesen, dass viele Versicherte ihre Mitgliedsbeträge nicht entrichten, um damit die homöopathischen Mittel für andere Versicherte zu finanzieren.
Wissenschaftliche Untersuchungen laufen
Dem Bemühen der TK um eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas in einer gemeinsamen Studie mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin begegneten die meisten Twitter-User ebenfalls mit Spott und Verärgerung. Hier werde Geld verschwendet und es gebe bereits genug Untersuchungen, so die Kritik auf die Mitteilung, dass die TK seit März 2013 mit der Charité in Berlin an einer wissenschaftlichen Studie arbeite, deren Ergebnisse für das Jahr 2018. erwartet werden. Die meisten Twitter-User scheinen den Ausgang der Studie schon zu kennen, auch ohne sich weiter mit dem Thema befasst zu haben. Hier wird einmal mehr deutlich, wie verhärtet die Fronten zwischen den Befürwortern und Gegnern der Homöopathie mittlerweile sind.
Kostenübernahme wird von vielen kritisch bewertet
Wieso die TK die Kosten für die Homöopathie übernimmt und für andere Leistungen wie beispielsweise Brillen keine entsprechende Kostenübernahme erfolgt, bleibt auch nach der TK-Stellungnahme unklar. Viele User machen deutlich, dass sie kein Problem mit der Homöopathie haben, solange die Anwenderinnen und Anwender die Kosten selber tragen müssen. Die Kostenübernahme sehen sie jedoch kritisch, da hier die Wirkung nicht über dem Placebo-Effekt liege. Allerdings kann auch der Placebo-Effekt nachweislich helfen und insbesondere bei Erkrankungen für die keine andere Behandlung bekannt ist, bleibt wenig einzuwenden gegen den Einsatz der Homöopathika. Sie sind relativ kostengünstig und die Hoffnung auf Besserung – selbst wenn sie nur auf dem Placebo-Effekt beruht – kann den Krankheitsverlauf deutlich verbessern. Vielleicht sollte in der Medizin daher grundsätzlich mehr mit dem Placebo-Effekt gearbeitet werden, zumal dieser laut neueren Studien auch seine Wirkung zeigt, wenn Betroffene wissen, dass sie ein Placebo einnehmen. (fp)
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