Deutsche Forscher entwickeln neues Versorgungskonzept bei Schlaganfall
In Deutschland erleiden jährlich rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Diese Erkrankung gilt weltweit als die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen. Deutsche Forscher haben nun ein neues Versorgungskonzept für Betroffene entwickelt, das wertvolle Zeit für das Gehirn bringt.
Viele Todesfälle wären vermeidbar
Jedes Jahr erleiden mehr als eine Viertelmillion Bundesbürger einen Schlaganfall. Dieser stellt eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland dar. Was oft vernachlässigt wird: Es trifft auch jüngere Menschen. Das kann gefährlich werden, da der Schlaganfall bei ihnen oft erst spät erkannt wird. Doch schnelles Handeln ist lebenswichtig. Laut Experten wären viele Todesfälle vermeidbar, wenn Schlaganfall-Symptome rasch erkannt und die Betroffenen umgehend versorgt werden. Deutsche Forscher haben nun ein neues Konzept entwickelt, das wertvolle Zeit für die Patienten bringt.
Bei der Schlaganfall-Behandlung zählt jede Minute
In der Behandlung eines Schlaganfalls zählt jede Minute! Je länger das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird, desto mehr Gehirnzellen sterben ab. Dies führt zu bleibenden Einschränkungen. Schlaganfall gilt weltweit als die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen.
Ein neues Versorgungskonzept, das ein interdisziplinäres Team von Schlaganfallforschern an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) entwickelt hat, bringt 53 Minuten wertvolle Zeit für das Gehirn.
Laut einer Mitteilung der Universität organisiert und beschleunigt das Göttinger Konzept die Arbeitsabläufe ab Eintreffen eines Patienten mit Schlaganfallbeschwerden in der Notaufnahme bis zur Behandlung.
Den Angaben zufolge koordiniert dann ein Musterablauf für die Behandlung von akuten Schlaganfallpatienten die Zuständigkeiten der beteiligten Ärztinnen und Ärzten, legt die wichtigsten Eckpfeiler der Behandlungsmaßnahmen fest und nennt Richtzeiten für die einzelnen Schritte zwischen Ankunft und Behandlung.
Strukturiertes Vorgehen in der Zeit zwischen Einlieferung und Behandlung
Die Auswirkungen eines so strukturierten Vorgehens auf die Zeit zwischen Einlieferung und Behandlung sowie auf die Beschwerden des Patienten hat die AG „Klinische Schlaganfallforschung“ der UMG ausgewertet und die Ergebnisse kürzlich in der internationalen Fachzeitschrift „PLOS ONE“ veröffentlicht.
„Durch Standardisierung der Abläufe und strukturierte Zusammenarbeit zwischen den einzelnen an der Schlaganfallbehandlung beteiligten Kliniken konnte an der UMG die Zeit bis zur Behandlung deutlich verkürzt werden“, erklärte Dr. Katharina Schregel, Institut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie und Erstautorin der Publikation.
„Dadurch konnte der Behinderungsgrad von Schlaganfallpatienten erheblich reduziert werden“, so Dr. Liman von der Klinik für Neurologie.
Weitere Minuten gewinnen
Durch die Zeitersparnis von 53 Minuten zwischen Ankunft der Patienten in der Notaufnahme und Behandlung wurde auch das Behandlungsergebnis deutlich verbessert:
Die Anzahl der Patientinnen und Patienten, die nach einer endovaskulären Behandlung wieder völlig beschwerdefrei sind, konnte von 1,5 Prozent vor Einführung des Ablaufplanes auf 9,1 Prozent angehoben werden, berichten die Experten.
Gleichzeitig sank die Anzahl der dauerhaft sehr schwer betroffenen Patienten von 44,3 Prozent auf 36,4 Prozent.
Die Göttinger Forscher wollen das Konzept noch weiter verbessern. Ihren Angaben zufolge arbeitet die AG „Klinische Schlaganfallforschung“ der UMG derzeit daran, die Zeit zwischen Einlieferung und Behandlung noch weiter zu verkürzen und die Arbeitsabläufe weiter zu optimieren. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.