Cholesterin senken: Einmalige Therapie schützt Risikopatienten vor Herzinfarkt
Bei rund jedem dritten Deutschen ist das Cholesterin zu hoch. Betroffenen wird in der Regel zunächst eine Ernährungsumstellung empfohlen. Reicht das nicht aus, werden häufig cholesterinsenkende Medikamente verschrieben. Deutsche Forscher berichten nun über eine neue Therapie, die nachhaltig vor erhöhten LDL-Cholesterinwerten schützen kann.
Bei hohem Cholesterinspiegel drohen gefährliche Krankheiten
Gesundheitsexperten zufolge leidet etwa jeder Dritte in Deutschland unter erhöhten Cholesterinwerten. Eine häufige Folge eines erhöhten Cholesterinspiegels ist Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Um das Cholesterin zu senken, wir Betroffenen meist eine Ernährungsumstellung empfohlen. Reicht das nicht aus, werden häufig cholesterinsenkende Medikamente verschrieben. Forscher aus Deutschland berichten nun über eine neue Therapie, die Risikopatienten nachhaltig schützen kann.
Einmalige Therapie kann Risikopatienten schützen
Bereits die einmalige Therapie mit einer Ribonukleinsäure – einer „small-interfering RNA“ (siRNA) – schützt Patienten mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen nachhaltig vor erhöhten LDL-Cholesterinwerten, einem Hauptrisikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall, berichtet das Berliner Universitätsklinikum Charité in einer Mitteilung.
Dies ist das Ergebnis einer klinischen Studie, die Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung gemeinsam mit Kollegen des Imperial College London durchgeführt haben.
Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des „New England Journal of Medicine“.
Durch zu viel Cholesterin steigt das Risiko für Gefäßverkalkung
Wie in der Mitteilung erklärt wird, spielt das Fettmolekül Cholesterin als Bestandteil von Zellwänden und als Baustein vieler Hormone eine wichtige Rolle im Zellstoffwechsel.
Befindet sich jedoch zu viel Cholesterin im Blut, steigt das Risiko für Gefäßverkalkung und Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Besonders gefährdet sind Hochrisiko-Patienten, die aufgrund einer erblichen Erkrankung unter sehr hohen LDL-Cholesterin-Werten leiden. Bei diesen Patienten hindert ein Protein mit dem Akronym PCSK9 (Proprotein-konvertase Subtilisin/Kexin Typ 9) die Leber daran, das LDL-Cholesterin aus dem Blut zu entfernen.
Wirksamkeit und Effizienz untersucht
Die Forscher um die beiden Erstautoren Prof. Ulf Landmesser, Direktor der Klinik für Kardiologie an der Charité am Campus Benjamin Franklin und Prof. Kausik Ray vom Imperial College London, nutzten in ihrer Studie das Wirkprinzip der sogenannten RNA-Interferenz („small interfering RNA“), ein Zellmechanismus, der vor einigen Jahren entdeckt wurde und effektiv schädliche Proteine im Körper ausschalten kann.
Wenn nämlich doppelsträngige siRNA in die Zelle gelangt, wird diese von einem bestimmten Komplex (RISC Komplex) gebunden. Dies lässt sich zielgerichtet für die Stummschaltung von Genen einsetzen.
Die Wissenschaftler untersuchten deshalb die Wirksamkeit und Effizienz einer siRNA gegen das Protein PCSK9. Insgesamt 501 Hochrisiko-Patienten mit erhöhten LDL-Cholesterinwerten erhielten subkutan (Injektion unter die Haut) entweder verschiedene Dosierungen des Wirkstoffes Inclisiran oder ein Placebo.
Neue Therapie zur Vermeidung von Herzinfarkt und Schlaganfall
Laut den Studienautoren zeigte sich, dass Inclisiran sowohl die Menge des Proteins als auch die LDL-Cholesterinwerte signifikant senkte, letztere um bis zu 41,9 Prozent nach einer einzelnen und um bis zu 52,6 Prozent nach einer zweifachen Dosis.
„Besonders interessant ist für uns der langanhaltende Effekt der Behandlung, der bereits nach einer einmaligen Gabe noch über neun Monate lang sichtbar war“ sagte Prof. Ulf Landmesser.
„Im nächsten Schritt wollen wir die Behandlung jetzt in einem großen klinischen Studienprogramm als neue Therapie zur Vermeidung des Herzinfarkts und Schlaganfalls bei Hochrisiko-Patienten weiter entwickeln“, fügte er hinzu. (ad)
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