So verlieben sich kleine Fliegen
Kot ist in der Fliegenwelt nicht nur ein Ausscheidungsprodukt, sondern auch ein Mittel, um sich zu verlieben. Lassen sich Essigfliegen auf überreifem Obst nieder, sondern sie kleine Kothaufen ab. Damit machen sie ihre Artgenossen auf sich aufmerksam. Das haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie in Jena herausgefunden.
Für die Studie wurden verschiedene Experimente mit zwei bis fünf Tage alten Essigfliegen (Drosophila melanogaster) durchgeführt. Die Wissenschaftler stellten unter anderem Fallen mit verschiedenen Duftstoffen auf und zählten die auf diese Weise geköderten Fliegen. In einem weiteren Versuch ermittelten sie, wie attraktiv oder abschreckend ein Duft ist. Dazu kamen einzelne Tiere in ein Glasrohr, in das verschiedene Gase eingeleitet wurden.
Ein Duft galt als attraktiv, wenn sich die Fliege gegen den Wind, also in Richtung der Duftquelle bewegte. Mit Hilfe einer chemischen Analyse gingen die Wissenschaftler der Frage nach, welche Substanzen im Kot so anziehend auf die Fliegen wirken.
Essigfliegen finden Futterquellen durch den Duft überreifer Früchte
Das Obst dient aber nicht nur der Nahrungsaufnahme, sondern ist auch ein Ort der Partnersuche und Eiablage nach der Paarung. Die Auswertung der Daten hat gezeigt, dass der Kot ein wichtiges Kommunikationsinstrument ist. Die Ausscheidungen enthalten Sexualduftstoffe, die je nach Art und Geschlecht unterschiedlich sind.
Die flüchtigen Substanzen locken Artgenossen an, wie der Test im Glasrohr bestätigte: Die Fliegen gingen bei Düften aus ihrem Kot immer in Richtung Duftquelle. So lassen bereits kleinste Mengen die Attraktivität der Früchte drastisch ansteigen. Gleichzeitig nehmen die Fliegen verstärkt Nahrung auf, falls auf dem Obst Kothäufchen zu finden sind.
Wenn besonders viele Fliegen eine Frucht aufsuchen, werden auch mehr Eier abgelegt. Die schlüpfenden Fliegenlarven können von der Anwesenheit anderer Larven profitieren. Vermutlich erleichtert es die Nahrungsaufnahme, wenn die Früchte bereits durch Mikroorganismen im Kot »vorverdaut« sind. Das werden zukünftige Studien klären. Des Weiteren wäre interessant, ob der gewöhnungsbedürftige Duft auch die Partnerwahl, das Balzverhalten und die Eiablage der Fliegen beeinflusst. Es bleibt offen, ob die Ergebnisse auf verwandte Arten wie die Kirschessigfliege übertragbar sind. Dieser bedeutende Schädling im Obst- und Weinbau befällt in erster Linie junge Früchte. (sb)
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