Therapie bei ADHS: Wirkung von Laufen und Sonnenlicht wird untersucht
Immer mehr Menschen in Deutschland erhalten die Diagnose „ADHS“. Die Ursachen und Hintergründe der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind bis heute nicht vollständig geklärt. Das macht es für Experten oft schwierig, eindeutige Behandlungsempfehlungen zu geben. In einem neuen Forschungsprojekt soll nun untersucht werden, ob eine Therapie mit Laufen und Sonnenlicht die Situation Betroffener verbessern kann.
Neue Therapieform gegen ADHS
Eine Untersuchung im vergangenen Jahr zeigte, dass bei immer mehr Kindern in Deutschland eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung diagnostiziert wird. Allerdings haben auch Erwachsene ADHS. Die genauen Ursachen von ADHS sind noch nicht vollständig geklärt. Betroffenen wird oft zu therapeutischen Maßnahmen wie einer Verhaltenstherapie geraten. Eine Behandlung mit Arzneien komme erst infrage, wenn nicht-medikamentöse Maßnahmen nicht ausreichen. Forscher wollen nun eine neue Therapieform untersuchen.
Folgeerkrankungen vermindern und vorbeugen
Wie das Universitätsklinikum Frankfurt in einer Mitteilung berichtet, können bislang lediglich die typischen Symptome der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung mit Medikamenten verbessert werden.
Allerdings leiden viele Betroffene unter Folgeerkrankungen der ADHS wie Depressionen und Übergewicht.
Eine neue EU-weite Studie unter Federführung des Universitätsklinikums Frankfurt untersucht nun, ob Bewegungsprogramme und Lichttherapie bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Folgeerkrankungen vermindern und bestenfalls vorbeugen können.
Bewegung und Licht
Laut den Forschern sind etwa fünf Prozent der Kinder von ADHS betroffen und in vielen Fällen bleiben sie es bis in das Erwachsenenalter.
Die Erkrankung ist häufig der Einstieg in eine potentiell vermeidbare negative Gesamtentwicklung: Andere psychische Störungen wie etwa Depressionen und Übergewicht können folgen und verursachen erhebliche Leiden.
Wie es in der Mitteilung heißt, ist aus der Depressionsforschung an erwachsenen Patienten bereits bekannt, dass Bewegungsprogramme und Lichttherapie Depressionen und Übergewicht verringern können.
So zeigte etwa eine Studie aus Kanada, dass eine Lichttherapie bei nicht-saisonaler Depression hilft. Und Experten, wie beispielsweise an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) setzen schon seit längerem auf Bewegungsprogramme und Sport gegen Depressionen.
Die Frankfurter Wissenschaftler möchten nun zusammen mit Kollegen aus Spanien, England und den Niederlanden herausfinden, ob auch Jugendliche und junge Erwachsene mit ADHS von solchen Therapien profitieren können. Diese Behandlungen kommen ganz ohne Medikamente aus.
Neuartiges Programm für zu Hause
Wie die Wissenschaftler berichten, kommt für die Studie ein neuartiges Programm zum Einsatz, mit dem die Teilnehmer die Maßnahmen selbstständig zu Hause durchführen können.
Die Patienten erhalten dafür ein Smartphone und werden über eine eigens dafür entwickelte App bei den zehnwöchigen Therapien unterstützt
Zusätzlich tragen sie einen Sensor, der Informationen über die körperliche Aktivität und die Dauer der Lichteinwirkung sammelt.
Die Forscher erhoffen sich durch die Studie Antworten auf verschiedene Fragen: Können die Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf diese Weise motiviert werden, die Therapien durchzuführen? Und wie gut können damit Depressionen und Übergewicht verringert oder bestenfalls sogar verhindert werden?
Für die Studie werden noch Probanden gesucht: sowohl ADHS-Betroffene als auch Gesunde im Alter von 14 bis 30 Jahren. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.