LSD-Wirkung im Gehirn weckt Hoffnung auf therapeutische Anwendung
LSD (Lysergsäurediethylamid) ist vor allem als halluzinogene Droge bekannt, jedoch verfügt diese auch über ein nicht zu unterschätzendes therapeutisches Potenzial beispielsweise bei der Behandlung von Angststörungen oder Depressionen. Wissenschaftler der Universität Basel konnten in einer aktuellen Studie zeigen, wie LSD negative Emotionen im Gehirn ausschaltet.
Die Forscher der Universität Basel stellten in ihren Untersuchungen fest, dass LSD die Aktivität einer Hirnregion reduziert, die für die Verarbeitung von negativen Emotionen wie Angst von zentraler Bedeutung ist. Dies könne auch für die Behandlung von psychischen Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen von Bedeutung sein, so die Mitteilung der Universität. Die Studienergebnisse hat das Forscherteam um Professor Stefan Borgwardt in dem Fachmagazin „Translational Psychiatry“ veröffentlicht.
Forschung zur medizinischen LSD-Anwendung
LSD fand in der Vergangenheit wegen seiner halluzinogenen Wirkung vor allem als Rauschmittel Anwendung, obwohl bereits kurz nach der Entdeckung durch den Basler Chemiker Albert Hofmann in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts durchaus vielversprechende therapeutische Anwendungsmöglichkeiten diskutiert wurden. Insbesondere in der Psychiatrie erhofften sich Mediziner positive Effekte beispielsweise bei Erkrankungen wie Depression oder Alkoholabhängigkeit. Doch mit dem weltweiten Verbot in den 1960er Jahren kam die medizinische Forschung weitgehend zum Erliegen, so die Mitteilung der Universitär Basel.
Akute Wirkung von LSD auf das Gehirn untersucht
Die Wirkungen von Halluzinogenen auf die Psyche sind laut Aussage von Prof. Borgwardt und Kollegen extrem vielfältig und unter anderem verändere sich die Wahrnehmung, das Zeiterleben, das Denken und das emotionale Erleben. Seit einigen Jahren sei das Interesse an der Erforschung von Halluzinogenen für medizinische Zwecke wieder erwacht. Nun haben die Wissenschaftler der Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) und der Abteilung für Pharmakologie und Toxikologie des Universitätsspitals Basel (USB) in ihrer aktuellen Studie die akute Wirkung von LSD auf das Gehirn untersucht, um die Basis für therapeutische Anwendungen zu schaffen.
Gehirnaktivität mittels funktioneller Kernspintomographie festgestellt
„Psychoaktive Substanzen wie LSD könnten vor allem in der Kombination mit Psychotherapien eine Alternative zu herkömmlichen Medikamenten bieten“, so die These der Forscher. Bereits bekannt sei, dass Halluzinogene an einen Rezeptor des Neurotransmitters Serotonin binden. Doch sei bisher offen geblieben, wie die Bewusstseinsveränderungen die Aktivität und Konnektivität des Gehirns beeinflussen. Um dies zu überprüfen, ermittelten die Forscher die Gehirnaktivität von zwanzig gesunden Personen nach Einnahme von 100 Mikrogramm LSD mittels funktioneller Kernspintomographie (fMRI). Während der MRI-Untersuchung wurden den Probanden Bilder von Gesichtern gezeigt, die verschiedene Gefühlslagen wie Wut, Freude oder Angst darstellten, berichtet die Universität.
LSD hemmt die Aktivität in bestimmten Hirnregionen
Bei ihren Untersuchungen stellten die Forscher fest, dass die Darstellung von Angst unter LSD-Einfluss zu einer deutlich niedrigeren Aktivität der Amygdala führte, einer Hirnregion, von der angenommen werde, dass sie zentral für die Verarbeitung von Emotionen ist. Diese Beobachtung könnte einen Teil der Veränderungen im emotionalen Erleben erklären, die nach der Einnahme von Halluzinogenen auftreten, berichten Prof. Borgwardt und Kollegen. In einem zweiten Schritt untersuchten die Forscher zusammen mit klinischen Pharmakologen des Universitätsspitals Basel, ob das durch LSD veränderte subjektive Erleben in Zusammenhang mit der Amgydala steht. Dies scheine der Fall zu sein, denn je niedriger die LSD-induzierte Amygdala-Aktivität einer Person war, desto höher war der subjektive Drogeneffekt dieser Person, berichten die Wissenschaftler.
Dem Erstautor Dr. Felix Müller zufolge könnte die festgestellte „entängstigende“ Wirkung des LSD einen wichtigen Faktor für positive therapeutische Effekte darstellen. Auch sei davon auszugehen, dass Halluzinogene noch zahlreiche weitere Veränderungen der Hirnaktivitäten hervorrufen und es bedürfe nun weiterer Studien, um ihr therapeutisches Potenzial zu untersuchen, so das Fazit der Forscher. (fp)
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