Experten untersuchen die Auswirkungen von Flammschutzmitteln
Die Gründe für die Entstehung von Krebs sind vielfältig. Forscher fanden jetzt heraus, dass eine höhere Exposition gegenüber Chemikalien zur Verringerung der Entflammbarkeit von Möbeln, Teppichen, Elektronik und anderen Haushaltsgegenständen dazu führt, dass die Wahrscheinlichkeit für Schilddrüsenkrebs deutlich steigt.
Die Wissenschaftler der Duke-Universität stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass es eine signifikante Assoziation zwischen höheren Konzentrationen von bestimmten Flammschutzmitteln in Hausstaub und der Entstehung von Schilddrüsenkrebs gibt. Die Mediziner veröffentlichten eine Pressemitteilung mit den Ergebnissen ihrer Studie.
Inzidenz von papillärem Schilddrüsenkarzinom nimmt stark zu
Die Inzidenz von einem papillären Schilddrüsenkarzinom ist in den Vereinigten Staaten innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte durchschnittlich um sieben Prozent pro Jahr gestiegen, sagt Autorin Dr. Julie Ann Sosa. Gleichzeitig habe sich auch die Exposition gegenüber Flammen hemmenden Chemikalien erhöht.
Experten untersuchen Auswirkungen auf die Schilddrüsenregulation
Diese Chemikalien beeinflussen laut Aussage der Forscher die Schilddrüsen-Funktion. “Wir wissen, dass einige Flammschutzmittel eine ähnliche chemische Struktur wie Schilddrüsenhormonen teilen”, sagen die Mediziner. Die Wissenschaftler interessierten sich bei ihrer Studie besonders für die Auswirkungen auf die Schilddrüsenregulation und klinisch signifikante Schilddrüsenerkrankungen.
Forscher untersuchen Probanden und den Staub in ihren Häusern
“Unsere Studie war darauf ausgelegt, zu erforschen, ob es eine Assoziation zwischen diesen Chemikalien und Schilddrüsenkrebs gibt”, sagen die Autoren. Dafür untersuchten die sie 140 Patienten mit und ohne papilläres Schilddrüsenkarzinom. Die Probanden hatten durchschnittlich elf Jahre lang in ihren Häusern gelebt. Durch eine Analyse von Hausstaubproben wollten die Mediziner die langfristige Exposition in Wohnräumen feststellen.
Mediziner suchen Biomarker für polybromierte Diphenylether im Blut
Die Forscher sammelten Haushaltsstaub, um Flammschutzmittel in der häuslichen Umgebung zu messen. Sie analysierten auch das Blut der Teilnehmer und konzentrierten sich besonders auf bestimmte Biomarker für eine Klasse von Flammschutzmitteln, den sogenannten polybromierten Diphenylethern (PBDE). Diese Chemikalien zur Hemmung der Entflammbarkeit von Möbeln wurden sehr häufig verwendet, bis in den 2000er Jahren klar wurde, dass die Toxizität die menschliche Gesundheit beeinflusst, fügen die Autoren hinzu.
80 Prozent der Belastung durch Flammschutzmittel stammt aus Hausstaub
Trotz des rückläufigen Gebrauchs werden diese Chemikalien immer noch in Hausstaubproben entdeckt, da viele Menschen noch Produkte mit enthaltenen Chemikalien in ihrem Haus haben, sagen die Forscher. Zu diesen gehören beispielsweise Fernseher und Sofas. Die Wissenschaftler schätzen, dass etwa 80 Prozent der Belastung der Bevölkerung durch Flammschutzmittel aus Innenhausstaub stammen.
Diese Chemikalien sind besonders gefährlich
Die Forscher identifizierten mehrere wichtige Assoziationen zwischen der langfristigen Exposition von flammhemmenden Chemikalien und dem Risiko für Schilddrüsenkrebs, vor allem in Bezug auf eine erhöhte Tumor-Aggressivität. Die Exposition gegenüber zwei speziellen Chemikalien, Decabromdiphenylether (BDE-209) und Tris (2-chlorethyl) phosphat (TCEP), in Hausstaub war am stärksten mit höheren Risiken verbunden, erklären die Autoren.
Was bewirken die Chemikalien genau?
Studienteilnehmer, in deren Hausstaub sich erhöhte Konzentrationen von BDE-209 befanden, zeigten ein 2,3 Mal so hohes Risiko an Schilddrüsenkrebs zu erkranken, verglichen mit Probanden, die nur sehr niedrigen Konzentrationen ausgesetzt waren, berichten die Forscher. TCEP in Staub war zudem stärker mit größeren, aggressiveren Tumoren verbunden, sagen die Experten. Im Gegensatz dazu entwickelten Patienten mit dem höchsten Grad an BDE-209 in Staub meist weniger aggressive Tumore.
Exposition gegenüber Flammschutzmitteln scheint zu starker Zunahme von Schilddrüsenkrebs zu führen
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Exposition gegenüber mehreren Flammschutzmitteln mit der Diagnose und Schwere von papillärem Schilddrüsenkrebs assoziiert werden kann, erklären die Wissenschaftler. Dieser Zusammenhang könne eventuell erklären, warum in den letzten Jahren so eine starke Zunahme der Erkrankung beobachtet werden konnte, sagt Autorin Dr. Heather M. Stapleton. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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