Darmbakterien mit maßgeblichem Einfluss auf die Lebenserwartung
Die Darmflora hat weitreichenden Einfluss auf unseren Körper und die Gesundheit. Eindeutig wurde zum Beispiel bereits die schützende Wirkung einer gesunden Darmflora gegenüber Infektionen nachgewiesen. Nun haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Biologie des Alterns in Köln auch ein Zusammenhang zwischen der Darmflora und der Alterung entdeckt.
Das Forscherteam um Dr. Dario Valenzano vom Kölner Max-Planck-Institut hat anhand von Fischen untersucht, welche Auswirkungen die Darmflora auf die Alterung hat. Dabei stellten sie fest, dass alte Tiere länger aktiv blieben und länger lebten, wenn sie die Darmbakterien junger Artgenossen erhielten. Dies deute darauf hin, dass Mikroorganismen im Darm das Altern eines Organismus beeinflussen, berichten die Wissenschaftler.
Killifische altern im Eiltempo
Die Forscher nutzten für ihre Studie Türkise Killifische (Nothobranchius furzeri). Diese eignen sich gut als Modellorganismus, da bei ihnen bereits im Alter weniger Monate der körperliche Verfall einsetzt. „Der aus Afrika stammende Fisch durchläuft alle Entwicklungsschritte vom Schlüpfen bis zum Sterben im Eiltempo und stellt so den idealen Modellorganismus für die Altersforschung dar“, erläutern die Wissenschaftler. In seiner Kurzlebigkeit sei der Fisch vergleichbar mit dem Fadenwurm C.elegans und der Fruchtfliege Drosophila, an denen Forscher ebenfalls das Altern studieren. Killifische bieten jedoch den Vorteil, dass sie näher mit dem Menschen verwandt sind als Insekten und Würmer, erklären Dr. Valenzano und Kollegen
Aufnahme der Darmbakterien junger Fische
Mit dem Einsetzen des körperlichen Verfalls verliert der Killifisch seine Pigmente, baut motorisch und mental ab und entwickelt vermehrt Krebs, so die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts. Um mögliche Zusammenhänge zwischen den Alterserscheinungen und der Darmflora zu ermitteln, eliminierten die Forscher die Darmbakterien von etwas über neun Wochen alten Killifischen mit Hilfe eines Antibiotikums. Anschließend wurden diese mittelalten Tiere in einem Becken den Hinterlassenschaften jüngerer, 6 Wochen alter Artgenossen ausgesetzt, berichten Dr. Valenzano und Kollegen. Da die Fische die umherschwimmenden Partikel „kosten“, nehmen sie zwangsläufig auch die Darmbakterien aus den Kotresten auf, so die Wissenschaftler weiter.
40 Prozent höhere Lebensdauer durch Darmbakterien Verjüngung
Mit der Aufnahme der Kotreste werden laut Aussage der Forscher Bakterien der jungen Fische erfolgreich in den Darm der älteren Fische „transplantiert“ und können sich dort ansiedeln. Dies habe für die älteren Fische eine äußerst positive Wirkung. Nachdem sie die junge Darmflora erhalten hatten, lebten sie einerseits rund 40 Prozent länger als Fische, die nur ihrer eigenen Darmflora oder der gleichaltriger Tiere ausgesetzt waren. Anderseits waren sie auch im für die Killifische greisen Alter von 16 Wochen noch so agil wie junge Fisch, berichten die Forscher.. Umgekehrt hätten die Mikroben aus dem Darm älterer Fische offenbar keinen Einfluss auf die jüngeren Fische.
Veränderungen der Darmflora im Zuge der Alterung
Den Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts zufolge ähnelt die Darmflora des Türkisen Killifischs in ihrer Artenvielfalt und Zusammensetzung der des Menschen. Durch die Mikroorganismen werde unter anderem die Aufnahme von Nahrung im Darm, der Stoffwechsel und die Immunabwehr beeinflusst. Mit dem Alter verändere sich bei den Killifischen ähnlich wie beim Menschen die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft. „Während in der Jungend viele verschiedene Bakterienarten für einen gesunden Darm sorgen, nimmt diese Diversität im Alter nicht nur ab, unter den vorhandenen Bakterien befindet sich auch ein größerer Anteil an Krankheitserregern“, erläutern die Experten.
Wie beeinflussen Darmbakterien die Lebensdauer?
Zwar konnten die Wissenschaftler einen eindeutigen Effekt der Darmflora auf die Alterung der Fische feststellen, doch wie genau die Mikroben die Lebensdauer beeinflussen, bleibt bislang unklar. Möglicherweise könne ein alterndes Immunsystem die Mikroorganismen im Darm schlechter beschützen, so dass mit der Zeit Krankheitserreger überhand nehmen, erläutert Dr. Valenzano. „Die Darmflora aus einem jungen Organismus könnte dies verhindern, indem sie das Immunsystem unterstützt und Entzündungen blockiert. Dies würde zu einer längeren Lebenserwartung und besserer Gesundheit führen“, so der Studienleiter weiter. Die Studie des Forscherteams um Dr. Valenzano finden Sie hier. (fp)
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