1,3 Billionen US-Dollar Kosten durch Diabetes
Diabetes zählt zu den weltweit häufigsten Stoffwechselerkrankungen. Durch die Erkrankung entstehen nicht nur gesundheitliche, sondern auch weitreichende wirtschaftliche Schäden. Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Universität Göttingen hat in einer aktuellen Studie die globalen Kosten infolge von Diabetes-Erkrankungen ermittelt. Für das Jahr 2015 belaufen sich diese demnach auf 1,31 Billionen US-Dollar.
Die wirtschaftlichen Belastungen durch die geschätzten 420 Millionen Diabetes-Erkrankungen weltweit beliefen sich im Jahr 2015 laut Aussage der Forscher auf rund 1,8 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Die beachtliche Summe von 1,3 Billionen US-Dollar Folgekosten der Erkrankung ist das Ergebnis der aktuellen Berechnungen. Damit wird deutlich, wie gravierend auch die wirtschaftlichen Belastungen durch Diabetes ausfallen. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem Fachmagazin „The Lancet Diabetes & Endocrinology“ veröffentlicht.
Indirekte Folgekosten von Diabetes bisher nicht erfasst
Wenn Mediziner über die Folgen von Diabetes sprechen, stehen normalerweise Themen wie beispielsweise Fußamputationen oder Neuropathien im Vordergrund. Doch neben den gesundheitlichen Folgen der Erkrankung entstehen auch volkswirtschaftlich Schäden, die bislang nur unzureichend bestimmt wurden. „Frühere Schätzungen bildeten zumeist nur die direkten Kosten von Diabetes ab, also die Gesundheitsausgaben für Insulin, Teststreifen oder etwa die Behandlung von Komplikationen“, erläutert der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Sebastian Vollmer von der Universität Göttingen. Daher wurden die Folgekosten der Erkrankung nur begrenzt erfasst.
Auch arme Länder mit hohen Kosten durch Diabetes belastet
Für die neue Studie haben die Wissenschaftler nun zusätzlich die indirekten Kosten einbezogen wie beispielsweise Produktionsausfälle, die durch Mortalität und Morbidität entstehen. „Demnach gingen der globalen Wirtschaft im Jahr 2015 insgesamt 455 Milliarden US-Dollar durch Todesfälle, Arbeitsunfähigkeit, Krankheit und verminderter Produktivität verloren“, berichtet die Universität Göttingen. Nicht nur die Kosten in Industrieländern wie Deutschland oder den USA seien mit 1,6 Prozent und 2,6 Prozent der jeweiligen nationalen Wirtschaftsleistung relativ hoch ausgefallen, sondern auch viele Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommen waren mit hohen Kosten belastet.
Diabetes auch in Indien und China weit verbreitet
„Häufig wird besonders Typ-2-Diabetes als eine Wohlstandskrankheit angesehen“, erklärt Co-Autor Christian Bommer von der Universität Göttingen. Dass die Häufigkeit von Diabetes etwa in Indien und China inzwischen ähnliche Ausmaße wie in Europa angenommen habe, sei vielen Menschen nicht bewusst. Insgesamt fallen in der Studie die ermittelten volkswirtschaftlichen Kosten durch die Diabetes-Erkrankungen wesentlich höher aus, als in früheren Untersuchungen, was auch verdeutlicht, dass die indirekten Kosten nicht ignoriert werden sollten, da sonst das Ausmaß des Problems erheblich unterschätzt werden würde, so Prof. Vollmer. (fp)
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