Männern entscheiden unter Einfluss von Testosteron eher nach Bauchgefühl
Testosteron gilt als männliches Sexualhormon, wobei das Hormon eigentlich im Körper von Frauen und Männern vorkommt. Allerdings zeigt sich Testosteron beim Mann in erhöhter Konzentration und mit abweichenden Wirkungen. Nun haben Wissenschaftler die Auswirkungen des Hormons auf die Denkprozesse beim Mann untersucht und dabei festgestellt, dass eine hoher Testosteron-Spiegel die kognitive Selbstreflexion hemmt und intuitive Entscheidungen fördert. Die Entscheidungsfindung ist demnach wesentlich durch das Hormon beeinflusst.
Das Forscherteam um Prof. Colin Camerer vom California Institute of Technology hat in seiner aktuellen Studie anhand von 243 Probanden überprüft, ob Männer sich unter Einfluss hoher Testosteron-Konzentrationen eher auf ihre intuitiven Urteile verlassen und die kognitive Reflexion zurückfahren. Die Wissenschaftler konnten diese Hypothese in den Untersuchungen eindeutig bestätigen. Durch den Einfluss von Testosteron prüfen Männer nicht mehr, inwiefern ihr Bauchgefühl wirklich Sinn macht, berichten Camerer und Kollegen in einer Pressemitteilung der Universität.
Entscheidungsfindung durch Testosteron beeinflusst
Den Studienteilnehmern wurde laut Aussage der Forscher entweder eine hohe Dosis Testosteron oder ein Placebo verabreicht, bevor sie einen Test (cognitive reflection test) zur Überprüfung ihrer Entscheidungsfindung absolvierten. In dem Test wurden die Probanden vor Aufgaben wie folgende gestellt: „Eine Fledermaus und ein Ball kosten insgesamt 1,10 Euro. Die Fledermaus kostet 1 Euro mehr als der Ball. Wie viel kostet der Ball?“ Intuitiv würden viele Menschen hier antworten, dass der Ball 10 Cent kostet, aber das ist falsch. Denn dann würde die Fledermaus 1,10 Euro kosten und die Summe wäre 1,20 Euro. Die richtige Antwort lautet: Der Ball kostet 5 Cent und die Fledermaus kostet 1,05 Euro.
Weniger richtige Antworten unter Einfluss von Testosteron
Wer sich auf sein Bauchgefühl verlässt, neigt laut Aussage der Forscher bei entsprechenden Tests zu der falschen Antwort, während andere Personen ihren anfänglichen Fehler jedoch durch kognitive Reflexion erkennen und zu der richtigen Antwort gelangen. Die Ergebnisse zeigen, dass in der Testosteron-Gruppe wesentlich weniger richtige Antworten erreicht wurden, als in der Placebo-Gruppe, berichten die US-Wissenschaftler weiter. Im Durchschnitt hätten die Probanden unter Einfluss von Testosteron 20 Prozent weniger Fragen richtig beantwortet. Auch hätten die Teilnehmer der Testosteron-Gruppe schneller eine falsche Antworten abgegeben und seien langsamer zu ihren korrekten Antworten gekommen.
Erhöhte Selbstsicherheit Ursache der veränderten Entscheidungsfindung?
Die aktuellen Studienergebnisse „zeigen eine klare und robuste kausale Wirkung von Testosteron auf die menschliche Kognition und Entscheidungsfindung“, so Prof. Camerer. Die Probanden der Testosteron-Gruppe hätten eher zu intuitiven Urteilen geneigt, wobei die erste Vermutung in der Regel falsch war, berichtet der US-Wissenschaftler weiter. Entweder hemme das Testosteron den Prozess der geistigen Kontrolle der eigenen Denkarbeit oder es erhöhe das Gefühl, dass die intuitive Entscheidung definitiv richtig sein muss. Die Wissenschaftler vermuten eher in dem zweiten Punkt, also quasi in einem erhöhten Selbstvertrauen, die Erklärung für das beobachtete Phänomen. So steigere Testosteron die Selbstsicherheit und die Betroffenen haben nicht genug Selbstzweifel, um ihre Fehler zu korrigieren, erläutert Prof. Camerer. (fp)
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