Freiwilliger Glutenverzicht für Gesunde birgt Gesundheitsrisiken
Wer an einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) leidet, muss sich lebenslang konsequent glutenfrei ernähren, um keine Beschwerden zu haben und Spätfolgen zu vermeiden. Mittlerweile greifen allerdings auch viele gesunde Menschen auf glutenfreie Lebensmittel zurück. Für sie bringt diese Ernährung jedoch gesundheitliche Nachteile, wie sich jetzt in einer Studie zeigte.
Lebenslang glutenhaltige Lebensmittel meiden
Schätzungen zufolge leidet etwa ein Prozent der deutschen Bevölkerung an einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie). Eine Therapie steht bislang nicht zur Verfügung. Helfen kann nur eine strikter Glutenverzicht. In Supermärkten ist mittlerweile ein großes Sortiment an Produkten zu finden, die kein Klebereiweiß enthalten. Auch gesunde Menschen greifen oft darauf zurück. Doch glutenfreie Lebensmittel sind nicht für alle Menschen gesund. So berichteten Forscher erst vor kurzem, dass eine solche Ernährung das Diabetes-Risiko signifikant steigert. Und nun haben Wissenschaftler in den USA festgestellt, dass glutenfreie Kost unserem Herzen schaden kann.
Zusammenhang zwischen einer glutenfreie Ernährung und Herzproblemen
Zwar meinen manche Menschen, eine glutenfreie Ernährung bringe auch für Menschen, die nicht an Zöliakie leiden, gesundheitliche Vorteile, doch Wissenschaftler vom Columbia University Medical Center in New York und der Harvard Medical School in Boston stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass diese Kost nicht förderlich für die Gesundheit des Herzens ist.
Die Experten veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie nun in der medizinischen Fachzeitschrift „British Medical Journal“ („BMJ“).
Bei ihrer Analyse stellten die Forscher zudem fest, dass eine glutenfreie Ernährung bei Menschen mit Zöliakie oder einer Weizenallergie mit einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen zusammenhängt. Es gibt zwar die weitverbreitete Vorstellung, dass eine glutenfreie Ernährung Betroffenen helfe, aber dies gilt anscheinend nicht für das menschliche Herz, sagen die Wissenschaftler.
Betroffene können durch Nahrungsumstellung das Risiko wieder reduzieren
Etwa ein Prozent der Menschen in den Vereinigten Staaten leiden an einer Zöliakie. Die übersteigerte Autoimmunantwort kann dabei zu einer Schädigung des Dünndarms führen. Forscher fanden bereits heraus, dass Personen mit einer Zöliakie ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen aufweisen.
Dieses Risiko kann allerdings reduziert werden, wenn die Betroffenen ihre glutenfreie Ernährung reduzieren, erklärt Autor Dr. Benjamin Lebwohl vom Columbia University Medical Center auf Basis der neuen Studienergebnisse.
Viele Menschen versuchen den Konsum von Gluten zu vermeiden
Es gibt eigentlich keine Beweise dafür, dass Menschen ohne Zöliakie und ähnliche Erkrankungen von der Reduzierung der Gluten-Einnahme profitieren, behaupten die Forscher. Trotzdem glauben einige Menschen, dass der Verzehr von Gluten das Risiko für negative Auswirkungen auf die Gesundheit erhöht, einschließlich Fettleibigkeit (Adipositas) und Herzerkrankungen.
Die meisten Menschen, welche einer glutenfreien Ernährung folgten, litten unter Zöliakie, erklären die Studienautoren. Eine nationale Umfrage aus dem Jahr 2013 stellte bereits fest, dass ein Drittel der Menschen in den Vereinigten Staaten versuche, den Konsum von Gluten zu minimieren oder ganz zu vermeiden, fügen die Forscher hinzu.
Etwas mehr Herzerkrankungen bei Menschen mit glutenfreier Ernährung festgestellt
Für die aktuelle Studie untersuchten die Wissenschaftler die Daten von 121.700 weiblichen Krankenschwestern. Außerdem wurde noch eine Gruppe von 51.529 männlichen Probanden untersucht. Zusätzlich zu den gesammelten Daten über ihre Gesundheit füllten die Teilnehmer in regelmäßigen Abständen sogenannte Nahrungsmittelfragebogen aus.
Die Probanden wurden in fünf verschiedene Gruppen unterteilt, basierend auf der Menge an Gluten in ihrer Ernährung. Die Menschen, die während dieser Zeit die geringste Menge an Gluten konsumierten, verbrauchten laut den Medizinern etwa drei Gramm des Proteins täglich. Die Menschen, welche die höchsten Mengen verzehrten, nahmen etwa acht bis zehn Gramm pro Tag auf.
Insgesamt gab es 352 koronare Ereignisse im Zusammenhang mit Herzerkrankungen pro 100.000 Menschen im Jahr. Bei den Menschen mit dem höchsten Konsum von Gluten gab es dagegen nur 277 Vorfälle im Jahr pro 100.000 Menschen.
Schützt Vollkorn vor Herzinfarkten?
Wenn Menschen Gluten meiden, nehmen sie bei ihrer Ernährung meist wenig Vollkornbrot auf. Genau das kann zu negativen gesundheitlichen Auswirkungen führen, erklärt Autor Andrew Chan von der Harvard Medical School in Boston. Insbesondere das Risiko von Herzinfarkten scheine abzunehmen, wenn Menschen mehr Vollkorn essen.
Dass eine Ernährung mit hohem Vollkornanteil vor Krankheiten schützen kann, hat sich auch in verschiedenen anderen wissenschaftlichen Untersuchungen gezeigt.
Bei Menschen, die ihre Ernährung beschränken, kann dies zu verschiedenen Mängeln führen, fügt Chan hinzu. Diese Mangelerscheinungen können sich anschließend negativ auf den gesamten Körper auswirken, so der Studienautor weiter. (as, ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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