Das Robert Koch-Institut hat in seinem diesjährigen Epidemiologischen Bulletin keine weiteren Kreise zu den bestehenden 146 hinzugefügt, obwohl die FSME-Fallzahlen 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 59 Prozent gestiegen sind. Damit befinden sich die FSME-Risikogebiete weiterhin größtenteils in Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen sowie im südöstlichen Thüringen. Zudem gibt es Risikogebiete in Mittelhessen (LK Marburg-Biedenkopf), Rheinland-Pfalz (LK Birkenfeld), im Saarland (Saar-Pfalz-Kreis) und in Sachsen (Vogtlandkreis). Forscher haben zudem im März erstmals nachgewiesen, dass nicht nur der Gemeine Holzbock, sondern auch die Auwaldzecke das FSME-Virus beim Stechen übertragen kann.
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME1, ist meldepflichtig. Wird FSME von einem Arzt erkannt, muss er das der Gesundheitsbehörde melden, die es wiederum an die Landesbehörde weiterleitet. Das Robert Koch-Institut sammelt diese Meldedaten, wertet sie aus und definiert FSME-Risikogebiete.
Im Epidemiologischen Bulletin heißt es dazu: „Als FSME-Risikogebiete werden Endemiegebiete der FSME deklariert, in denen für Personen mit Zeckenexposition ein Erkrankungsrisiko besteht, das nach einer Übereinkunft von Experten präventive Maßnahmen begründet.“ Seit 2002 erhebt das Robert Koch-Institut die Meldedaten. Dabei haben sich zwei Dinge gezeigt: Zum einen schwanken die Erkrankungszahlen von Jahr zu Jahr. 2016 beispielsweise waren die Fallzahlen um 59 Prozent höher als 2015: Hier „war das Zusammenspiel von ökologisch-klimatischen Faktoren wahrscheinlich besonders günstig für die Ausbreitung von Zecken, des Virus innerhalb seiner Naturherde und/oder die humane Exposition. Es sollte insbesondere in Kreisen mit besonders hoher FSME-Krankheitslast […] verstärkt über den Nutzen einer FSME-Impfung aufgeklärt werden, um höhere Impfquoten zu erreichen. Dadurch könnte ein Großteil der Erkrankungen in Deutschland verhindert werden.”2 Zum zweiten hängt das Risiko auch davon ab, wie sich Menschen in ihrer Freizeit verhalten und wie gut sie vorsorgen.
Wie sieht gute Vorsorge aus?
Gegen Zeckenstiche gibt es ein paar einfache Vorsichtsmaßnahmen. Lange Kleidung bietet weniger Angriffsfläche. Wer die Socken über den Hosensaum zieht, verhindert auch, dass die kleinen Parasiten innen an der Hose entlangkrabbeln. Antizeckensprays verringern für einige Stunden das Stichrisiko, müssen aber regelmäßig aufgetragen werden. Und das gründliche Absuchen nach Zecken sollte nach jedem Aufenthalt im Freien dazugehören. Es gibt auch eine Impfung gegen FSME, die dazu beitragen kann, das Risiko einer FSME-Virusinfektion nach einem Zeckenstich zu reduzieren.
Laut Epidemiologischem Bulletin ist eine zu geringe Durchimpfungsrate, auch in den bereits bestehenden FSME-Risikogebieten, mit ein Grund für die hohen Fallzahlen 2016: „Ein hoher Anteil der auftretenden FSME-Erkrankungen könnte durch eine Steigerung der Impfquoten insbesondere in Risikogebieten mit besonders hoher FSME-Inzidenz verhindert werden.“ Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung Personen, die in FSME-Risikogebieten Zecken ausgesetzt sind. Entweder, weil sie dort leben oder sich kurzfristig aufhalten, zum Beispiel im Urlaub.
Die Auwaldzecke als neuer FSME-Überträger
In diesem Frühjahr machten Zeckenforscher publik, dass eine weitere Zeckenart das FSME-Virus übertragen kann: die Auwaldzecke. Bisher war nur nachgewiesen, dass der Gemeine Holzbock Träger und Überträger des FSME-Virus ist. „Der Name der Auwaldzecke ist sehr irreführend. Die Zecke kommt nämlich eigentlich nicht in Auwäldern vor“, führt Dr. med Gerhard Dobler aus. Ähnlich wie der Gemeine Holzbock komme sie in Wald- und Wiesenzonen vor sowie in der Nähe von Gewässern.
Die Auwaldzecke ist in den vergangenen 20 Jahren aus südosteuropäischen Ländern eingewandert und ist in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern verbreitet. Anders als der Holzbock ist die Auwaldzecke in den Sommermonaten kaum aktiv, dafür von Februar bis Mai und von September bis November. „Damit wird die Periode der Übertragung der FSME in den Spätherbst und den Spätwinter hinein verlängert.“ Welche Rolle die Auwaldzecke als Überträger von FSME-Viren auf den Menschen spielt, ist laut Dr. Dobler bisher unklar und muss noch geklärt werden.
1 Das Frühsommer-Meningoenzephalitis-(FSME-)Virus kann durch Zecken beim Stechen auf Tiere und Menschen übertragen werden und eine Entzündung der Hirnhaut und des zentralen Nervensystems auslösen.
2 Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin Nr. 17, 27. April 2017.
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.