Bluthochdruck: Frauen mit steigendem Alter stärker gefährdet als Männer
Etwa 20 bis 30 Millionen Bundesbürger haben Bluthochdruck. Doch obwohl Frauen mit steigendem Alter gefährdeter sind als Männer, wird Hypertonie bei ihnen noch immer oft unterschätzt. Laut Experten sei die bisherige Aufklärungsarbeit bislang vor allem auf Männer abgestimmt gewesen.
Viele Bluthochdruck-Patienten werden nicht behandelt
In Deutschland leiden rund 20 bis 30 Millionen an Bluthochdruck. Wird dieser nicht behandelt, drohen schwere Folgekrankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Aber: „Inzwischen ist der Anteil an Hypertonie-Patienten, die blutdrucksenkend behandelt werden, auf zwei Drittel angestiegen, kontrolliert behandelt werden immerhin 50 Prozent“, erklärt Professor Dr. med. Bernhard Krämer, Vorsitzender der Deutschen Hochdruckliga e. V. (DHL) in einer Mitteilung zum Welt Hypertonie Tag 2017 am 17. Mai. Das bedeutet aber auch, dass rund ein Viertel der Menschen mit Bluthochdruck gar nicht behandelt werden und die andere Hälfte nicht ausreichend. Vor allem bei Frauen wird Hypertonie oft unterschätzt.
Typisch männliche Leiden
Hypertonie und Herzinfarkt galten früher als typisch männliche Leiden: Der Patient – so das landläufige Bild – hat sich seinen Hochdruck durch beruflichen Stress quasi „erarbeitet“ und ihm dann durch Alkohol und Nikotin noch Vorschub geleistet, schreibt die DHL in einer aktuellen Meldung.
Bei Frauen wurde eine Hypertonie demnach oft gar nicht in Erwägung gezogen oder zu spät erkannt. Dabei sind Frauen mit steigendem Alter sogar stärker gefährdet als Männer.
Vor allem Frauen in den Wechseljahren sind oft anfälliger für Bluthochdruck.
Frauen mit steigendem Alter stärker gefährdet als Männer
„Ab 65 Jahren wird Bluthochdruck häufiger bei Frauen diagnostiziert als bei Männern“, erklärt Dr. med. Ute Seeland vom Institut für Geschlechterforschung in der Medizin an der Berliner Charité.
Mittlerweile sind sogar einige Risikofaktoren bekannt, die als typisch weiblich gelten müssen. So steigt das Hypertonie-Risiko auf das Zwei- bis Dreifache an, wenn Frauen die Pille einnehmen und zusätzlich beispielsweise übergewichtig sind.
Auch Bluthochdruck in der Schwangerschaft steigert das Risiko, binnen zehn Jahren einen manifesten Bluthochdruck zu entwickeln.
„Die betroffenen Frauen müssen dringend als Risikogruppe wahrgenommen werden. Mit Aufklärungskampagnen sollten diese gezielt angesprochen werden und an Untersuchungen zur kardiovaskulären Risikoeinschätzung teilnehmen“, fordert Dr. Seeland.
Die bisherige Aufklärungsarbeit – etwa zum Rauchen – sei vor allem auf Männer abgestimmt gewesen.
Hormonelle Schutzwirkung nicht überschätzen
Ein Grund dafür, dass Frauen lange Zeit als Zielgruppe vernachlässigt wurden, ist der durch weibliche Östrogene vermittelte Gefäß-Schutz. In mittleren Jahren erkranken Frauen daher tatsächlich seltener an Bluthochdruck als Männer.
Doch solle die hormonelle Schutzwirkung nicht überschätzt werden, mahnt Dr. Seeland. „Wenn 77 Prozent der Hypertonie-Patientinnen die Menopause bereits hinter sich haben, bedeutet das zugleich, dass 23 Prozent noch vor der Menopause betroffen sind“, so die Charité-Ärztin.
Die Expertin weist noch auf einen weiteren Punkt hin, warum Bluthochdruck bei Frauen besonders berücksichtigt werden muss: „Frauen leben im Durchschnitt länger als Männer, weshalb die Phase der Folgekrankheiten auf die Lebenszeit gesehen bei Frauen meistens länger ist, als bei Männern.“
Bluthochdruck muss manchmal lebenslang behandelt werden
Bei der Diagnose „Bluthochdruck“ handelt es sich um eine Erkrankung, die konsequent und langfristig behandelt werden muss – manchmal ein Leben lang.
Um den Blutdruck zu senken, muss man nicht in allen Fällen auf Medikamente zurückgreifen. Oft helfen auch eine gesündere Lebensweise und Hausmittel gegen Bluthochdruck.
Grundsätzlich empfohlen werden ein Rauchstopp, ausreichende Bewegung, eine salzarme Ernährung und die Vermeidung von Übergewicht.
Zudem können Entspannungsübungen zum Stressabbau wie Yoga oder autogenes Training sehr wirkungsvoll sein und zu hohe Blutdruckwerte positiv beeinflussen.
Eine gute Unterstützung können manche Hausmittel wie Kneipp´sche Anwendungen bieten. Doch bei manchen Patienten helfen weder natürliche Maßnahmen, noch Arzneien. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.