Wirkt sich die Lufttemperatur auf die Wahrscheinlichkeit für Schwangerschaftsdiabetes aus?
Bei Schwangerschaftsdiabetes (auch als Gestationsdiabetes bezeichnet) ist der Blutzuckerspiegel der Betroffenen über das normale Maß erhöht. Kanadische Forscher haben jetzt eine direkte Verbindung zwischen dem Risiko von Schwangerschaftsdiabetes und den Außenlufttemperaturen festgestellt.
Die Wissenschaftler des St. Michael’s Hospital und des Institute for Clinical Evaluative Sciences stellten bei einer Untersuchung fest, dass es eine direkte Verbindung zwischen Schwangerschaftsdiabetes und Außenlufttemperaturen zu geben scheint. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Canadian Medical Association Journal“.
Forscher untersuchen für ihre Studie knapp 400.000 Frauen
Für ihre Untersuchung überprüften die Experten die Aufzeichnungen von fast 400.000 schwangeren Frauen im Großraum von Toronto. Alle diese Teilnehmerinnen haben im Zeitraum zwischen dem Jahr 2002 und 2014 ein Kind entbunden.
Auswirkungen von Schwangerschaftsdiabetes
Dies ist die erste Populationsstudie, welche die Beziehung zwischen Lufttemperatur und Schwangerschaftsdiabetes-Risiko untersuchte, erklärt der Autor Dr. Gillian Booth. Diese Form von Diabetes kann während der Schwangerschaft auftreten und unbehandelt zu einer Totgeburt führen. Außerdem wird durch diese Erkrankung das Risiko für Komplikationen während der Geburt verstärkt und Mutter und Baby haben eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes, fügt der Experte hinzu.
Erfolgreiches Management von Schwangerschaftsdiabetes ist machbar
Das Management von Schwangerschaftsdiabetes ist zwar schwierig, aber trotzdem machbar, sagen die Mediziner. Um diesen Zustand genau zu verwalten, benötigt es eine gute Planung. Zu dieser gehören beispielsweise eine sorgfältige Zubereitung der Snacks und Mahlzeiten, Überprüfung der Blutglukose viermal am Tag, eine wöchentliche Ultraschalluntersuchung und regelmäßige Termine bei Medizinern zur Verhinderung von potenziellen Komplikation.
Auch neugeborene Kinder können unter den Auswirkungen von Schwangerschaftsdiabetes leiden
Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes sind nicht alleine von der Krankheit betroffen. Auch deren Kinder können unter der Erkrankung leiden und benötigen dadurch eine spezielle Ernährung, sagen die Wissenschaftler. Der ganze Prozess ist natürlich sehr anstrengend und schwierig zu bewältigen, speziell für die Mutter. Forscher fanden jetzt heraus, dass es einen einfachen neuen Weg zu geben scheint, um das Risiko von Schwangerschaftsdiabetes zu reduzieren.
Wie wirkt sich Kälte auf braunes Fett im menschlichen Körper aus?
Das Expertenteam nutzte die breiten Schwankungen der Temperaturen in Kanada zwischen den Jahreszeiten dazu, um ein natürliches Experiment durchzuführen. Dieses basierte darauf, wie die Aktivität von sogenanntem braunen Fett durch Kälte beeinflusst wird, um Wärme zu erzeugen und den Stoffwechsel zu unterstützen, sagen die Wissenschaftler. Wenn während der Untersuchung die Thermostate von 24 ° C auf 19 ° C gesenkt wurden, zeigten nukleare PET-Scans bei Teilnehmern erhebliche Verbesserungen der Insulinsensitivität. Dies deutet darauf hin, dass auch eine kleine Zunahme der Lufttemperatur bewirken könnte, dass viele Frauen Schwangerschaftsdiabetes entwickeln.
Mediziner verglichen eine Datenbank mit Schwangerschaften mit historischen Wetterdaten
Für seine Untersuchung überprüfte das Team eine Datenbank für Schwangerschaftsfälle und eine Aufzeichnung der historischen Wetterdaten. So berechneten die Experten einen 30-Tage-Durchschnitt von hohen und niedrigen Lufttemperaturen. Später wurden die Frauen dann gebeten, einen Glukose-Test durchzuführen.
Welche Aufgabe hat Insulin?
Wenn Frauen in ihrem zweiten Trimester der Schwangerschaft sind, werden sie weniger empfindlich für das Hormon Insulin, erläutern die Experten. Die Empfindlichkeit steigt dann im dritten Trimester wieder an. Insulin wird durch die Bauchspeicheldrüse produziert und das Hormon ermöglicht es dem menschlichen Körper, Zucker und Kohlenhydrate in Lebensmitteln richtig zu verarbeiten, erläutern die Wissenschaftler.
10 Grad wärmere Lufttemperatur erhöht Risiko für Schwangerschaftsdiabetes um bis zu 9 Prozent
Nach einer Anpassung der Ergebnisse für Alter, Zahl der Schwangerschaften, Körper-Masse-Index und sozioökonomische Faktoren wurde klar, dass jede Erhöhung der durchschnittlichen Lufttemperatur um 10 Grad Celsius mit einer sechs bis neun Prozent größeren Wahrscheinlichkeit für Schwangerschaftsdiabetes assoziiert ist, sagen die Autoren.
15 Millionen Frauen leiden jährlich an Schwangerschaftsdiabetes
Jedes Jahr sind weltweit schätzungsweise 15 Millionen Schwangere von Schwangerschaftsdiabetes betroffen. Wenn die Assoziation zwischen Lufttemperatur und Risiko von Schwangerschaftsdiabetes der Realität entspricht, könnte eine Senkung der Thermostate in unseren Häusern zu einer Reduzierung der Wahrscheinlichkeit für Schwangerschaftsdiabetes führen, erklären die Autoren
Klimaerwärmung könnte zu massiv erhöhten Fällen von Schwangerschaftsdiabetes führen
Klimawandel-Modelle bis zum Jahr 2050 weisen auf einen Anstieg der Oberflächentemperaturen von einem bis zwei Grad Celsius hin. Bereits eine geringe Zunahme der Lufttemperatur könnte tatsächlich bedeuten, dass viel mehr Frauen an Schwangerschaftsdiabetes erkranken. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.