Masern, Mumps und Co: Italien führt Impfpflicht für Kinder ein
Die italienische Regierung hat nach einer Masernepidemie eine Impfpflicht für Kinder beschlossen. Diese gilt für insgesamt zwölf Krankheiten. Eltern, die sich nicht daran halten, drohen empfindliche Strafen. Auch in anderen Ländern wird teils seit Jahren über eine mögliche Masern-Impfpflicht nachgedacht.
Kampf gegen Masern-Viren
In einer aktuellen Studie zur Gesundheitsversorgung belegt Deutschland nur den 20. Platz. Ein Grund dafür ist laut den Autoren, dass der Kampf gegen Masern-Viren hierzulande weniger erfolgreich verläuft als in anderen Staaten. Die Masern-Ausrottung wurde wieder gebremst. Um den Kampf gegen die Viren zu gewinnen, müssten laut Gesundheitsexperten mehr Menschen geimpft werden. Daher wird auch immer wieder über eine Masern-Impfpflicht diskutiert. In Deutschland gibt es eine solche bislang nicht, in Italien hat die Regierung nun ein Gesetz über Pflichtimpfungen für Kinder erlassen.
Impfpflicht für zwölf Krankheiten
Die Impfpflicht gilt für insgesamt zwölf Krankheiten, darunter Masern, Hirnhautentzündung, Tetanus, Kinderlähmung, Mumps, Keuchhusten und Windpocken, erklärte Ministerpräsident Paolo Gentiloni laut einer Mitteilung der Nachrichtenagentur AFP.
Den Angaben zufolge werden nicht geimpfte Kinder im Alter bis zu sechs Jahren künftig nicht in Krippen, Kindergärten oder Vorschulklassen aufgenommen. Des Weiteren müssen die Eltern schulpflichtiger Kinder ab sechs Jahren, die nicht geimpft sind, hohe Bußgelder zahlen.
Wie es heißt, wurde die Entscheidung für das Gesetz durch die seit Anfang des Jahres grassierende Masernepidemie befördert. Während im gesamten vergangenen Jahr 860 Erkrankungen registriert wurden, waren es in diesem Jahr allein bis Mitte Mai schon 2.395 Fälle. Etwa neun von zehn der Kranken waren demnach nicht geimpft.
Populisten sprechen von „Geschenk für die Pharmaindustrie“
Schon seit Wochen hatte sich Italiens Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin für die Maßnahme stark gemacht.
Nicht nur gegen den teilweisen Widerstand aus dem Erziehungsministerium, sondern vor allem auch gegen den Protest der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung, die in dem Gesetz ein „Geschenk für die Pharmaindustrie“ sieht.
Lorenzin hatte von einer „sehr starken Botschaft an die Bevölkerung“ gesprochen.
Masern verlaufen zwar meist relativ harmlos, die Krankheit kann aber auch tödlich enden. In Italien sind 2002 während der letzten großen Masernepidemie mit 18.000 registrierten Fällen 15 Patienten gestorben.
Keine Impfpflicht in Deutschland
In Deutschland gibt es keine Impfpflicht gegen Masern – und auch nicht gegen andere Krankheiten. Von einer Mehrheit der Deutschen würde diese zwar begrüßt werden, zahlreiche Experten sind jedoch dagegen. Sie setzen eher auf Aufklärung statt Impfpflicht.
Kritiker beziehungsweise Skeptiker gibt es viele. „Es ist gerechtfertigt, beim Impfen besondere Sorgfalt zu fordern und strittige Punkte auch kritisch zu diskutieren – nicht zuletzt deshalb, weil Impfungen zu den häufigsten medizinischen Maßnahmen überhaupt gehören“, schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI) auf seiner Webseite.
Die RKI-Experten geben dort zusammen mit ihren Kollegen des Paul Ehrlich Instituts Erklärungen zu den „20 häufigsten Einwänden gegen das Impfen“.
Klar ist: „Impfungen unterscheiden sich von anderen ärztlichen Eingriffen. Zum einen zielen sie nicht nur auf den Nutzen des Einzelnen, sondern auch auf den Schutz der ganzen Bevölkerung. Zum anderen werden sie bei Gesunden durchgeführt.“
Sich und andere vor Krankheiten schützen
Durch Impfmaßnahmen kann man nicht nur sich selbst, sondern auch andere schützen. Dies kann auch Todesfälle verhindern, wie sich unter anderem bei Masernerkrankungen von Kleinkindern immer wieder zeigt.
Gesundheitsexperten empfehlen die Masernimpfung für Kinder ab dem elften Lebensmonat, für Säuglinge in einer Kindertagesstätte auch schon ab dem neunten Monat.
Erwachsene sollten ihren Masern-Impfschutz überprüfen. Mütter, die aufgrund einer Impfung oder einer ehemaligen Masern-Erkrankung Antikörper haben, können ihre Kinder in den ersten Monaten vor Masern und anderen ansteckenden Krankheiten bewahren. (ad)
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