Künstliche Viren stacheln Immunabwehr gegen Krebszellen an
Weltweit erkranken jährlich rund 14 Millionen Menschen an Krebs, über acht Millionen Personen versterben daran. Beim Kampf gegen die schwere Krankheit wird vor allem auf Operationen, Chemotherapie und Bestrahlung gesetzt. Schweizer Forscher berichten nun, dass auch künstliche Viren gegen Krebszellen eingesetzt werden können.
Zahl der Krebserkrankungen steigt
Dem Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge erkranken derzeit weltweit „jährlich etwa 14,1 Millionen Menschen an einer Krebserkrankung (ohne weißen Hautkrebs) und ca. 8,2 Millionen Menschen versterben daran“. Auch hierzulande gibt es immer mehr Krebsneuerkrankungen. Die Zahl der Neudiagnosen hat sich in Deutschland seit 1970 fast verdoppelt. Behandelt werden Patienten meist mithilfe von Operationen, Chemotherapie und /oder Bestrahlung. Schweizer Wissenschaftler haben nun Designerviren gebaut, die ebenfalls gezielt gegen Krebserkrankungen eingesetzt werden können.
Viren gegen Krebs
US-amerikanische Forscher haben von einigen Jahren berichtet, dass genetisch veränderte Polio-Viren gegen Krebs helfen können.
Und japanische Wissenschaftler haben sogar schon Killerzellen gegen Krebs produziert. Auch Kollegen aus der Schweiz ist dies nun gelungen.
Sie haben künstliche Viren gebaut, die das Immunsystem alarmieren und es anleiten, Killerzellen in den Kampf gegen den Krebs zu schicken. Ihre Ergebnisse haben die Experten nun im Fachblatt „Nature Communications“ veröffentlicht.
Reaktionen des Immunsystems bei Virusinfektionen
Die meisten Krebszellen regen die körpereigene Abwehr, das Immunsystem, eher schlecht an und können daher ohne merkliche Gegenwehr wachsen.
Bei Virusinfektionen sieht das ganz anders aus: Die eindringenden Viren führen im Körper zur Freisetzung von Alarmsignalen, worauf das Immunsystem alle verfügbaren Mittel zum Kampf gegen den Eindringling einsetzt.
Seit einigen Jahren werden Immuntherapien, welche das Abwehrsystem des Körpers „enthemmen“, erfolgreich zur Krebsbehandlung eingesetzt. Dadurch wird auch sein halbherzig geführter Kampf gegen die Krebszellen verstärkt.
Doch das Immunsystem dazu anzustacheln, dass es spezifisch, gezielt und mit aller Kraft gegen Krebszellen vorgeht, blieb ein weitgehend unerreichtes Ziel.
Forscher bauen neuartige Designerviren
Den Forschern um Prof. Daniel Pinschewer von der Universität Basel und Prof. Doron Merkler von der Universität Genf ist es nun gelungen, neuartige Designerviren herzustellen, die genau dies bewirken sollen.
Wie in einer Mitteilung der Uni Basel berichtet wird, haben die Wissenschaftler die künstlichen Viren aus dem lymphozytären Choriomeningitis-Virus (LCMV) gebaut, welches Nagetiere, aber auch Menschen befallen kann.
Diese waren für Mäuse zwar ungefährlich, lösten bei ihnen aber die für Virusinfektionen typischen Alarmsignale aus. Zudem bauten die Biomediziner den Viren besondere Eiweiße ein, die sonst nur in Krebszellen vorkommen.
Bei einer Infektion mit dem Designervirus konnte das Immunsystem diese Krebseiweiße nun als gefährlich erkennen.
Behandlungserfolge bei Krebs steigern
Den Angaben zufolge brachte die einzigartige Kombination von Alarmsignalen und dem Eiweiß von Krebszellen das Immunsystem dazu, eine schlagkräftige Armee von zytotoxischen T-Lymphozyten herzustellen, die auch Killerzellen genannt werden.
Diese konnten die Krebszellen anhand ihres Eiweißes gezielt erkennen und erfolgreich bekämpfen.
Wie es in der Mitteilung der Hochschule heißt, haben sich die Behandlungsmöglichkeiten für Krebspatienten in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Dennoch sprechen laut den Forschern viele Krebsarten nach wie vor unzureichend auf die derzeit verfügbaren Therapien an.
„Wir erhoffen uns, dass unsere neuen Erkenntnisse und Technologien bald in der Krebstherapie Anwendung finden und einen Beitrag leisten, die Behandlungserfolge bei Krebs weiter zu steigern“, so Prof. Pinschewer. (ad)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.