Für Körper und Geist: Wie man bewusstes Atmen lernt
Durch das Ein- und Ausatmen versorgen wir unseren Körper mit Sauerstoff und werden Kohlenstoffdioxid los. Die meisten Menschen nehmen diesen natürlichen Vorgang nicht bewusst wahr. Erst wenn es zu gesundheitlichen Problemen kommt, beschäftigen sich Betroffene mit der Atmung. Dabei gibt es gute Gründe, bewusst zu atmen. Man kann dies auch einfach lernen.
Durch richtige Atmung Stress reduzieren
Die Atmung ist nicht nur für die Sauerstoffzufuhr lebensnotwendig, sie sagt auch viel über unseren inneren Spannungszustand aus. Stehen wir unter Stress oder sind in Eile, wird sie oft flach und hektisch. Dem kann man entgegenwirken. Experten zufolge lässt sich Stress durch richtige Atmung reduzieren. In fernöstlichen Techniken wie Yoga, Qigong oder Meditation ist richtiges Atmen ein wichtiger Bestandteil. Trainer können dabei helfen, bewusstes Atmen zu lernen.
Eigenen Atem bewusst wahrnehmen
Viele Menschen beschäftigen sich erst mit ihrer Atmung, wenn ihnen die Luft wegbleibt. Manchen Betroffenen kann dann eine Atemtherapie helfen.
Jürg Roffler, der in Berlin und im kalifornischen Berkeley als Atemtherapeut arbeitet, erklärte dazu in einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa: „Ziel ist es, den eigenen Atem wieder bewusst wahrzunehmen und ihm Platz zu verschaffen.“
Laut dem Experten gibt es innerhalb der Atemtherapie unterschiedliche Ansätze. So bietet sich etwa die Atemphysiotherapie als Therapiemöglichkeit bei Asthma bronchiale und anderen Lungenerkrankungen oder Mukoviszidose an.
Seelischem Ungleichgewicht entgegenwirken
Allerdings gibt es auch eher pädagogisch-therapeutisch begründete Konzepte wie den sogenannten „Erfahrbaren Atem“ nach Ilse Middendorf.
„Dieses Konzept richtet sich nicht nur an Erkrankte, sondern an jeden Menschen“, erläuterte Roffler. Der Therapeut versteht diese Methode als Chance, wieder mehr zu sich zu finden, sich bewusster wahrzunehmen und beispielsweise einem seelischen Ungleichgewicht entgegenzuwirken.
Der Atem sei laut dem Experten nicht nur mit dem Körper, sondern auch mit dem Geist eng verbunden.
Gleichzeitige Wahrnehmung von innen und außen
In der Agenturmeldung wird auch ein Beispiel für eine Übung angeführt: Man rollt dabei aus dem Stand die Wirbelsäule langsam nach unten ab und lenkt dabei die Aufmerksamkeit auf die Atembewegung.
Anschließend wieder hochrollen. Wie Roffler betonte, bleiben die Augen dabei geöffnet. „Die gleichzeitige Wahrnehmung von innen und außen gehört dazu“, so der Experte laut dpa.
Wer sich für atemtherapeutische Angebote interessiert, findet diese unter anderem in physiotherapeutischen Praxen, bei Logopäden, aber auch bei anderen ausgebildeten Atemtherapeuten.
Klassiker unter den Atemübungen
Es gibt noch weitaus mehr Atemübungen, durch die innerhalb weniger Minuten ein Gefühl der Entspannung erreicht werden kann. Ein „Klassiker“ ist dabei das bewusste Zählen der Atemzüge, wobei beispielsweise jeweils vier Sekunden lang ein- und ausgeatmet wird.
Wichtig ist, sich bei einer solchen Übung nicht selbst unter Druck zu setzen oder übertrieben lange die Luft anzuhalten – stattdessen sollte möglichst ruhig und gleichmäßig durch die Nase ein- und durch den Mund ausgeatmet werden.
Ziel ist es, das Atmen ganz bewusst wahrzunehmen, dabei hilft es oft, sich die Hand auf den Bauch zu legen und ganz tief einzuatmen – so als wolle man einen angenehmen Duft „inhalieren“.
Auch das Ausatmen sollte so intensiv wie möglich geschehen, häufig hilft es hier, sich vorzustellen, wie man eine Kerze auspustet. Dennoch gilt es, das richtige Maß zu halten – sich also durchaus von Mal zu Mal zu steigern, aber nicht übermäßig anzustrengen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.