Mediziner untersuchen die langfristigen Auswirkungen des Stillens
Führt das Stillen von Säuglingen bei Müttern tatsächlich zu gesundheitlichen Vorteilen? Forscher fanden heraus, dass die gesundheitlichen Vorteile des Stillens Mutter und Kind betreffen und Jahrzehnte andauern können. Bei Müttern bewirkt das Stillen, dass die Gefahr von Herzinfarkten und Schlaganfällen um fast ein Fünftel reduziert wird.
Die Wissenschaftler der international anerkannten University of Oxford stellen bei ihrer Untersuchung fest, dass das Stillen die Mütter langfristig vor Herzinfarkten und Schlaganfällen schützt. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der medizinischen Fachzeitschrift „Journal of the American Heart Association“.
Stillen baut während der Schwangerschaft eingelagerte Fettablagerungen ab
Die sehr große angelegte internationale Studie ergab, dass Frauen, die ihre Babys stillen, dadurch ihre Gefahr für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall um fast ein Fünftel verringern. Die aktuelle Studie hat gezeigt, dass Stillen dem weiblichen Körper nach der Schwangerschaft dabei hilft, sich wieder richtig einzustellen. Der Stoffwechsel von Frauen ändert sich während der Schwangerschaft drastisch. So sammelt der weibliche Körper beispielsweise Fett an, um das Wachstum des Babys voranzutreiben. Je länger eine Frau stillt, desto schneller und vollständiger werden solche Fettablagerungen abgebaut, erklärt Dr. Peters von der University of Oxford. Ohne das Stillen bleiben diese metabolischen Veränderungen bestehen und können sogar langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
Wie wirkt sich das Stillen langfristig aus?
Für ihre Studie untersuchten die Mediziner knapp 300.000 chinesische Frauen im Alter zwischen 30 und 79 Jahren. Die Teilnehmerinnen wurden für einen Zeitraum von acht Jahren medizinisch überwacht. Wenn die Frauen gestillt hatten, reduzierte sich die Wahrscheinlichkeit für Herzerkrankungen um 9 Prozent, das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden sank um 8 Prozent, verglichen mit nicht stillenden Frauen, erläutern die Wissenschaftler.
Mehr Stillen führt zu mehr Vorteilen
Wenn die Frauen mehr stillten, führte dies zu größeren Vorteilen. Die Frauen, welche für mindestens zwei Jahre ihr Kind gestillt hatten, zeigten ein um etwa 18 Prozent geringeres Risiko der Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Jede weiteren sechs Monate des Stillens entsprachen einem reduzierten Risiko für Herzerkrankungen von 4 Prozent, sagen die Forscher.
Auch gesund lebende Frauen profitieren vom Stillen
Bei der Studie wurden von den Experten auch physiologische Faktoren wie Rauchen, Trinken, Fettleibigkeit, Diabetes und Blutdruck berücksichtigt. Außerdem wurden auch das Einkommen und das Bildungsniveau beachtet, sagen die Forscher. Diese Faktoren veränderten die Ergebnisse nur minimal. Das deutet darauf hin, dass auch sehr gesund lebende Frauen zusätzlich vom Stillen profitieren könnten, erklärt Dr. Peters.
Vorherige Studien zeigten widersprüchliche Ergebnisse
Die aktuelle Untersuchung war nur eine sogenannte Beobachtungsstudie. Somit beweist sie nicht, dass das Stillen aktiv zu den festgestellten Vorteile geführt hat, sagen die Experten von der University of Oxford. Allerdings sei die durchgeführte Untersuchung die größte von etwa einem Dutzend Studien, welche die Auswirkungen des Stillens auf die zukünftige Gesundheit der Mütter untersuchten. Manche dieser Studien hatten recht widersprüchliche Ergebnisse. Einige deuteten beispielsweise darauf hin, dass die festgestellten Vorteile erst nach etwa zwei Jahren eintreten. Es gab auch Studien, welche behaupteten, dass eine längere Stillzeit kontraproduktiv sein könnte, sagen die Autoren.
Frauen in Entwicklungsländern scheinen besonders von den Auswirkungen zu profitieren
Die neue Studie hatte eine riesige Stichprobengröße und die detaillierte Datenmenge gab den Erkenntnissen extra Gewicht, sagen die Experten. Die längere Stillzeit könnte demnach besonders der Gesundheit der Mütter in Entwicklungsländern zugute kommen, wo die allgemeine Stillzeit höher ist als in westlichen Ländern. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
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