Schonendes Verfahren entwickelt: Bei Prostatavergrößerung wird Pinkeln zur Qual
Rund jeder zweite Mann über 50 Jahren hat eine vergrößerte Prostata. Betroffene haben in der Regel – oft sehr heftige – Beschwerden beim Wasserlassen. Abhilfe kann mitunter eine operative Behandlung verschaffen. Experten haben vor kurzem ein besonders schonendes Verfahren entwickelt.
Jeder zweite Mann leidet an einer Prostatavergrößerung
In Deutschland leidet etwa jeder zweite Mann über 50 und nahezu jeder über 80 Jahren an einer Prostatavergrößerung. „Durch die Nähe zu Harnröhre kann es zu Einengungen kommen – verbunden mit unterschiedlich starken Problemen beim Wasserlassen“, erläuterte Dr. Reinhold Schaefer, Urologe und ärztlicher Geschäftsführer des Ärztenetzwerks Uro-GmbH Nordrhein, in einem Interview. Etwa jeder fünfte Betroffene muss sich einer Behandlung unterziehen. Ein besonders schonendes Verfahren wurde kürzlich am Universitätsklinikum Freiburg entwickelt.
Wenn Männer ständig aufs Klo müssen
Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, liegt direkt unterhalb der Blase und umgibt die Harnröhre. Sie ist wesentlich an der Bildung der Samenflüssigkeit beteiligt. Ist die Prostata vergrößert, drückt sie auf Harnröhre und Blase.
Die Folgen: das Wasserlassen fällt schwer und trotz häufiger Gänge aufs Klo bleibt manchmal der Eindruck, dass die Blase nie richtig leer ist.
Der Harnstrahl ist meist schwach, es kommt zu Nachtröpfeln oder plötzlich starkem Harndrang.
Auch Harnwegsinfekte können auftreten.
Vergrößerte Prostata bereitet nicht immer Probleme
Bei Prostata-Problemen gilt grundsätzlich, dass man sich bei stärkeren und anhaltenden Beschwerden an einen Facharzt für Urologie wenden sollte.
„Je nach Schwere der Symptome, anderen Erkrankungen und Patientenwunsch kommen medikamentöse oder operative Therapien zum Einsatz. Oft bereitet eine vergrößerte Prostata jedoch keine Probleme“, so Dr. Schaefer.
„Muss doch operiert werden, verringern sich bei den meisten Patienten die Symptome deutlich.“
Besonders schonendes Verfahren entwickelt
Chirurgen nutzen bei einer Operation oft endoskopische Verfahren und zunehmend auch Lasertechniken. Am Universitätsklinikum Freiburg wurde ein besonders schonendes Verfahren entwickelt.
Wie es in einer Mitteilung der Klinik heißt, ist eine der modernsten Methoden durch eine Weiterentwicklung von Professor Dr. Arkadiusz Miernik von der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Freiburg, nun noch sicherer.
„Der von uns durchgeführte Eingriff dauert halb so lange wie die bisherige Standard-Methode zur Prostata-Verkleinerung und Komplikationen wie eine Nachblutung sind tendenziell seltener als bei anderen operativen Eingriffen zur Behebung der Prostatavergrößerung“, erklärte Professor Miernik.
Behandlungszeitpunkt hängt allein vom Patienten ab
Die Urologen am Universitätsklinikum Freiburg setzen dafür auf die „Holmium Laser Enukleation der Prostata“, kurz HoLEP. Unter Vollnarkose wird über die Harnröhre ein Lasersystem bis zur Prostata vorgeschoben.
Bei der klassischen HoLEP wird dann das Gewebe mit dem Laser in meistens drei Teile zerschnitten, die über die Harnröhre entfernt werden. Doch aufgrund der komplexen Operationstechnik und Handhabung ist der Eingriff schwer zu erlernen. Dadurch besteht das Restrisiko von Komplikationen.
Dank einer Weiterentwicklung der Methode durch Professor Miernik lässt sich dieses Risiko weiter minimieren. Statt in mehreren Teil wird die Prostata an einem Stück vom umgebenden Gewebe herausgelöst.
Die optimierte Technik wird am Universitätsklinikum Freiburg seit über einem Jahr allen Patienten mit gutartig vergrößerter Prostata angeboten. Der richtige Zeitpunkt für eine chirurgische Behandlung ist sehr individuell.
Sie sollte laut Professor Miernik dann erfolgen, wenn der Betroffene stark unter den Symptomen leidet und „keine andere Therapie mehr in Frage kommt“.
Langfristig beschwerdefrei
Wie es in der Mitteilung heißt, wird eine gutartige Prostatavergrößerung bereits seit den 1950er-Jahren behandelt, anfangs in einer offenen Operation. Die Fortschritte in der Operationstechnik seien enorm.
„Vor 30 Jahren musste ein Patient nach der Operation zwei Wochen im Krankenhaus bleiben und die Komplikationen waren nicht unerheblich. Würde heute der Sohn dieses Patienten bei uns behandelt, kann er das Krankenhaus in der Regel nach zwei bis drei Tagen verlassen und ist wahrscheinlich langfristig beschwerdefrei“, so Professor Miernik. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.