Flüssigbiopsie soll Gewebeentnahme bei metastasiertem Darmkrebs ersetzen
18.03.2015
Wissenschaftler der MedUni Wien erproben ein neues Diagnoseverfahren bei Darmkrebs, dass ohne die bisher erforderlichen Biopsien (Entnahme von Gewebeproben) auskommt. „Am Comprehensive Cancer Center (CCC) Vienna der MedUni Wien und des AKH Wien startet nun eine Studie an Patient/innen mit metastasiertem Darmkrebs, die ein neues Diagnoseverfahren, die Flüssigbiopsie in Form eines Bluttests, untersucht“, so die Mitteilung der MedUniWien.
Die Entstehung von Therapieresistenzen ist eine der maßgeblichen Herausforderungen bei der Darmkrebstherapie. Zur Überwachung des Behandlungsverlaufs sind daher bislang regelmäßige Entnahmen von Gewebeproben erforderlich, die ihrerseits jedoch ein gewisses Risiko bergen und für die Patienten eine erhebliche Belastung darstellen können. Ziel der Wissenschaftler ist daher die Entwicklung eines neuen Verfahrens, mit dem die Resistenzbildung der Tumore frühzeitig erkannt werden kann, um zielgerichtete Therapieanpassungen vorzunehmen.
Tumore entwickeln Therapieresistenzen
Studienleiter Gerald Prager von der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien und des AKH Wien sowie Mitglied des CCC berichtet anlässlich des internationalen Darmkrebs-Monats März, dass Tumore unter der Therapie häufig ihre biologischen Eigenschaften ändern. Dies ermögliche es ihnen, Resistenzen gegen die Behandlung auszubilden. Die Therapieresistenzen seien eines der maßgeblichen Probleme bei der Darmkrebs-Behandlung. Um die Veränderungen der Tumore zu erkennen „und in Folge mit Medikamenten auf diese reagieren zu können, wären regelmäßige Entnahmen von Tumorgewebe, also Biopsien, nötig“, berichtet Gerald Prager. „Diese werden zum Beispiel im Zuge von kleinen Operationen oder während einer Computertomographie entnommen, bergen jedoch für die PatientInnen ein Risiko und sind belastend“, so Prager weiter.
Blutentnahme als Flüssigbiopsie
Die Wiener Forscher erproben daher in ihrer aktuellen Studie die Blutentnahme in Form einer Flüssigbiopsie als Alternative zu den bisher üblichen Gewebeentnahmen. „Flüssigbiopsien nutzen die Tatsache, dass Tumoren und ihre Metastasen Tumorzellen und Fragmente von Tumor-DNA ausscheiden, die dann im Blut zirkulieren“, erläutern Prager und Kollegen die Funktionsweise des neuen Diagnoseverfahrens. Ihrer Ansicht nach wäre die „Etablierung von Flüssigbiopsien als Standardverfahren ein Meilenstein in der Verlaufsdiagnostik und somit in der Behandlung von metastasiertem Darmkrebs.“ Denn die Blutabnahmen sei für die „PatientInnen meist kaum belasten, und darüber hinaus auch leichter, schneller und kostengünstiger als Gewebsbiopsien durchzuführen“, so das Fazit der Wissenschaftler.
Studie zur Etablierung des neuen Diagnoseverfahrens
Erforscht wird das neue Verfahren der Flüssigbiopsie bei metastasiertem Darmkrebs in der klinische Studie mit Namen CRC-RELY (Colorectal Cancer Regorafenib Liquid Biopsy), die als multizentrisches Forschungsprojekt unter der Leitung der MedUni Wien und unter aktiver Mitwirkung anderer Spitäler in Österreich, Italien und der Schweiz ausgelegt ist. Studienleiter Gerald Prager betonte, dass sie „mit dieser klinischen Studie zu den ersten Einrichtungen weltweit (zählen), die sich mit der Etablierung dieses Diagnoseverfahrens auseinandersetzen.“ Hier werde „einmal mehr deutlich, dass die MedUni Wien und das CCC im Bereich onkologischer Forschung einen Platz im internationalen Spitzenfeld einnehmen.“ (fp)
>Bild: NicoLeHe / pixelio.de
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