Stress im Job: Jeder Dritte fühlt sich überfordert
16.03.2015
Immer mehr Menschen in Deutschland gefährden wegen hoher Arbeitsbelastung im Job ihre Gesundheit. Eine neue Studie offenbart, dass sich jeder Dritte am Arbeitsplatz überfordert fühlt. Experten fordern die Arbeitgeber zum Handeln auf.
Gesundheitsgefährdung durch hohe Arbeitsbelastung
Zahlreiche Studien haben in der Vergangenheit belegt, dass Stress krank macht. Einer neuen Untersuchung zufolge gefährden viele Deutsche wegen hoher Arbeitsbelastung ihre Gesundheit. Für die Studie des Gesundheitsmonitors von Bertelsmann Stiftung und der Krankenkasse Barmer GEK wurden Vollzeit-Erwerbstätige in Deutschland befragt. Demnach führt stetig wachsender Druck am Arbeitsplatz dazu, dass viele Beschäftigte mehr arbeiten als für ihren Körper und ihre Psyche erträglich ist. In der am Montag veröffentlichten Studie heißt es: „Damit wächst bei vielen die Gefahr, dass sie sich gesundheitlich selbst gefährden.“ Bekannt ist, dass Arbeitsüberlastung zu Beschwerden wie beispielsweise Kopfschmerzen oder Bluthochdruck führen kann.
Fast ein Viertel verzichtet auf Pausen
Ein Viertel der Vollzeitbeschäftigen legt ein zu hohes Arbeitstempo vor, dass sie nach ihren eigenen Angaben langfristig nicht durchzuhalten glauben. 18 Prozent gaben an, oft die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit zu erreichen und 23 Prozent verzichten auf Pausen. Jeder Achte geht sogar zur Arbeit, wenn er krank ist. Laut den Studienautoren wachse damit bei vielen die Gefahr, die eigene Gesundheit zu gefährden: „Selbstgefährdendes Verhalten äußert sich neben dem Verzicht auf Erholung im übermäßigen Konsum von scheinbar die Leistung steigernden Substanzen wie Nikotin, Medikamenten oder dadurch, dass Sicherheits-, Schutz- und Qualitätsstandards unterlaufen werden.“
Steigende Leistungs- und Ertragsziele
Dass ihr Arbeitsumfeld durch steigende Leistungs- und Ertragsziele geprägt ist, gaben 42 Prozent der Befragten an. Und jeder Dritte weiß nicht mehr, wie er die wachsenden Ansprüche im Betrieb bewältigen soll. Es komme dadurch leicht zu einer Überforderung. Ein weiteres Problem ist, dass wenn die Vorgaben dennoch erfüllt werden, diese sofort als neuer Maßstab gelten. Jeder zweite Arbeitnehmer meint, dass es aus diesem Teufelskreis kein Entkommen gibt. 51 Prozent der Beschäftigten gaben an, keinen oder nur geringen Einfluss auf ihre Arbeitsmenge zu haben. Über 40 Prozent sagen das auch über ihre Arbeitsziele.
Unternehmen in der Pflicht
Von den Autoren wird zu regelmäßigen „offenen, verbindlichen und realistischen Zielvereinbarungsgesprächen“ mit den Arbeitgebern geraten. Studienautorin Anja Chevalier von der Sporthochschule Köln sagte laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa, dass die vereinbarten Ziele innerhalb der vertraglichen Arbeitszeit erreichbar sein müssten. Und Gert Kaluza vom GMK-Institut für Gesundheitspsychologie in Marburg meinte, es sei besonders wichtig, dass Arbeitnehmer ein Gefühl für die eigenen Grenzen entwickeln, damit sie ihr Leistungspotenzial auch langfristig optimal ausschöpfen könnten. Sicher auch sinnvoll ist es, wenn Arbeitnehmer sowohl in ihrer Freizeit, als auch – falls möglich – in Pausen Entspannungsübungen zum Stressabbau praktizieren. Dafür bieten sich unter anderem Yoga oder Autogenes Training an. Brigitte Mohn vom Vorstand der Bertelsmann-Stiftung forderte, dass auch die Unternehmen handeln müssten. So könne das Management die Leistungskultur maßgeblich beeinflussen und durch realistische Arbeitsziele ein gesünderes Arbeitsumfeld schaffen. (ad)
>Bild: D. Braun / pixelio.de
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