Haustiere am Krankenbett sind noch die Ausnahme
09.03.2015
Haustiere gehören aus hygienischen Gründen nicht ins Krankenhaus, so die Meinung vieler Ärzte und anderer Experten. Das Universitätsklinikum Göttingen in Niedersachsen bildet dabei seit kurzem eine Ausnahme. Auf der Palliativstation dürfen Hunde ihre schwerkranken Besitzer zur emotionalen Unterstützung besuchen. „Es ist eine tolle Möglichkeit, die Liebsten – und dazu gehören auch Tiere – um sich zu haben", erläutert Friedemann Nauck, Direktor der Klinik für Palliativmedizin, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“.
Haustiere können Patienten im Krankenhaus emotional unterstützen
Es gebe aber klare Regeln für das Mitbringen der Tiere, betont Nauck. So dürften die Hunden nicht wahllos in den Fluren umherlaufen. Die Krankenzimmer der Palliativstation haben direkten Zugang über die Terrasse, so dass die Tiere Kontakt zu den Erkrankten haben könnten, ohne andere Patienten oder das Klinikpersonal zu stören. Die Tiere müssten aber gesund sein, so der Klinikdirektor weiter. Das sei die Grundvoraussetzung. Zudem sollten sie mit dem Patienten zuvor zusammengelebt haben.
Bei der Palliativklinik handelt es sich um eine Einrichtung, in der ausschließlich schwerstkranke Patienten versorgt werden, die an einer nicht heilbaren, fortschreitenden und tödlich endenden Erkrankung leiden. Bei der Versorgung der Betroffenen geht es insbesondere darum, die belastenden Symptome wie Schmerzen, Atemnot oder Depressionen zu lindern. Die Tiere können die psychische Verfassung der Schwerstkranken positiv beeinflussen, in dem sie ihnen Halt und Unterstützung geben.
In den meisten Krankenhäusern sind Haustiere verboten
In anderen Krankenhäusern gilt aus hygienischen Gründen rigoroses Haustierverbot. „In unserem Krankenhaus ist das Mitbringen von Haustieren nach Hygienevorschriften im Sinne der Patientensicherheit gänzlich untersagt. Ausnahmen bilden ausgebildete Begleithunde", berichtet Thomas Helmke, Sprecher vom Klinikum Wolfsburg, gegenüber der Nachrichtenagentur. Am Allgemeinen Krankenhauses im niedersächsischen Celle gilt ebenfalls Haustierverbot, wie die Sprecherin Franziska Bauermeister der Agentur mitteilte.
In Tel Aviv in Israel sorgte kürzlich ein Fall für Furore, bei sich eine langhaarigen Mischlingshündin so sehr dagegen wehrte, von ihrem kranken Herrchen getrennt zu sein, dass sie mit in der Klinik aufgenommen wurde. Die Ärzte erlaubten dem Tier sogar neben dem Patienten im Krankenbett zu liegen.
Deutsche Krankenhausgesellschaft lehnt Tiere in Kliniken aus hygienischen Gründen ab
„Grundsätzlich haben Tiere von Stationsbereichen fern zu bleiben, aber im besonderen Einzelfall kann davon abgewichen werden, wenn es die medizinische Behandlung zulässt", sagt Marten Bielefeld von der Krankenhausgesellschaft Niedersachsen der Nachrichtenagentur. Die Deutschen Krankenhausgesellschaft lehnt Tiere dagegen abgesehen von Blindenhunden aus Hygienegründen in Kliniken ab. Doch sogar einige Hygieniker sind nicht gänzlich gegen Haustiere in Krankenhäusern. In bestimmten Fällen sollten Klinikärzte das durchaus in Erwägung ziehen, betont Uwe Frank, Hygienefacharzt aus Heidelberg, gegenüber der Agentur. Er rät dabei zu stundenweisen Besuchen der Tiere ohne Übernachtung in der Klinik. „Wenn zum Beispiel ein älterer Herr einen Herzinfarkt hatte, könnte ich mir das durchaus vorstellen.“ Das gelte vor allem für Hunde, sofern sie ein tierärztliches Attest über ihre Gesundheit hätten und sauber seien. „Das könnte durchaus positive seelische Effekte auf den Patienten haben."
Mit anderen Tieren sei es Frank zufolge jedoch schwierig. „Bei Vögeln wäre ich eher zurückhaltend, die sind nicht kontrollierbar, nicht erziehbar, setzen ihren Kot irgendwohin. Auch bei Reptilien würde ich Nein sagen, die haben häufig Salmonellen im Darm." Auch Katzen seien aus hygienischen Gründen ungeeignet. „Und auch ein Pferd kann natürlich nicht in die Klinik kommen. Es hat alles seine Grenzen", so der Hygienefacharzt. Zudem könnten auch Hunde auf bestimmten Stationen zum Gesundheitsrisiko werden. „In Kliniken, die spezialisiert sind auf Tumorerkrankungen, sind Patienten extrem immungefährdet – da würde ich das natürlich nicht machen." Ebenso seien Besuche von Haustiere bei Patienten mit offenen Wunden nicht sinnvoll. (ag)
>Bild: PixelWookie / pixelio.de
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