Berlin und Brandenburg planen ein gemeinsames Krebsregister
06.03.2015
Berlin und Brandenburg wollen ein gemeinsames Krebsregister anlegen, um Diagnose und Therapieverfahren gemeinsam zu verbessern. Brandenburg hat bereits seit 1995 ein solches flächendeckendes Register, nun sollen die Berliner Daten hinzukommen. Nach einem 2013 verabschiedeten Bundesgesetz zur Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung und zur Qualitätssicherung sind die Länder dazu verpflichtet, bis 2017 ein Krebsregister anzulegen.
Gemeinsames Krebsregister von Berlin und Brandenburg soll im Januar 2016 starten
Jedes Jahr erkranken rund 15.000 Brandenburger neu an Krebs. Etwa 7.500 überleben die Erkrankung nicht. In Berlin erhalten rund 17.260 Menschen die Diagnose Krebs, davon sterben etwa 8.900 an den Krebsfolgen. Die beiden Bundesländer wollen nun gemeinsam den Kampf gegen Krebs aufnehmen. Ein sogenanntes Krebsregister soll dafür die Basis bilden. Darin sind Angaben zur Diagnose, Therapien und der Nachsorge enthalten, aus denen Ärzte entnehmen können, ob der Patient die bestmögliche Behandlung erhält. Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) und Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) haben dafür am Donnerstag in Berlin eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. Das Krebsregister soll zum 1. Januar 2016 in Trägerschaft der Landesärztekammer Brandenburg an den Start gehen.
Berlin kann beim Krebsregister auf Brandenburgs bestehende Strukturen zurückgreifen
„Berlin und Brandenburg bilden eine Gesundheitsregion. Das leben wir nicht nur, wenn wir unsere Region international gemeinsam als Metropole der Gesundheitsversorgung auf höchstem Niveau vermarkten, das leben auch die Bürgerinnen und Bürger. Schon heute sind rund 20 Prozent der in Berlin behandelten Krebspatientinnen und -patienten Brandenburger. Mit dem gemeinsamen klinischen Krebsregister werden wir die Behandlung der Krebspatientinnen und –patienten in unserer gemeinsamen Region noch weiter verbessern“, erklärte Czaja. „Die Verwaltungsvereinbarung ist ein wichtiger Schritt zur Vorbereitung, damit die dezentrale Registrierstelle in Berlin auch zu Beginn des Jahres 2016 mit der Arbeit beginnen kann. Dass wir hier auf das bereits funktionierende Krebsregister in Brandenburg zurückgreifen können, ist dabei ein sinnvoller und richtungsweisender Schritt, der uns den schnellen Neuaufbau von Strukturen in Berlin erleichtert.“
Die Betriebskosten des Krebsregisters sollen ab 2016 zu 90 Prozent von den Krankenkassen übernommen werden, zehn Prozent tragen die Bundesländer. „In der Medizin gab es in den letzten Jahrzehnten viele Fortschritte bei der Krebsvermeidung und Krebsbekämpfung. Noch sind Krebsleiden nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Aber Dank verbesserter Früherkennung, Diagnostik und Therapie sind die Überlebenschancen bei Krebserkrankungen enorm gestiegen“, sagte Golze. „Mit dem gemeinsamen klinischen Krebsregister werden wir die Diagnose- und Therapieverfahren weiter verbessern. Es liefert den Ärztinnen und Ärzten, aber auch der Forschung wertvolle Erkenntnisse zu Diagnose, Behandlung, Heilungsprozessen oder zu Rückfällen, und macht damit die erfolgversprechendste Krebsbehandlung für alle sichtbar. Davon profitieren Patientinnen und Patienten unmittelbar.“
Krebsregister soll Diagnose- und Therapieverfahren verbessern
Wie das Krebsregister funktioniert, erläutert André Buchali, Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie an den Ruppiner Kliniken in Neuruppin und Vorsitzender des Tumorzentrums Land Brandenburg e.V., gegenüber der „Berliner Morgenpost“: „Die Ärzte melden ihre Daten an das Krebsregister. Bislang haben sie es vor allem genutzt, um zu sehen, wann welche Nachsorgeuntersuchungen notwendig sind. Künftig geht es vor allem um die Rückmeldung an die Ärzte." So würde etwa Operateure darüber informiert, wie viele Patienten nach einem Eingriff auch die empfohlene Bestrahlung erhalten hätten. Der Arzt erkenne dann, „ob der Patient qualitativ so gut wie möglich behandelt worden ist."
Die Zahl der im Brandenburger Krebsregister erfassten Krebsneuerkrankungen ist zwischen 2003 und 2013 deutlich gestiegen. So traten bei den Männern 38,7 Prozent und bei den Frauen 27 Prozent mehr Krebsleiden auf. „Das hat vor allem drei Gründe", erklärte Buchali weiter. „Ärzte haben die Fälle verstärkt an das Krebsregister gemeldet. Krebsfrühstadien werden besser erfasst – und die Diagnoserate hat sich durch Früherkennungsprogramme erhöht." Die Patienten gingen mittlerweile früher zum Arzt.
Vor allem bei Prostatakrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Hautkrebs sei die Zahl der Betroffenen gestiegen. „Bei den Männern gehen die Lungenkrebserkrankungen zurück, das entspricht dem bundesweiten Trend", so der Vorsitzende des Tumorzentrums. Bei Frauen sei eine Steigerung zu verzeichnen. Darmkrebs werde bei Männern und Frauen seltener festgestellt. Das sei „ein Erfolg der Früherkennungskampagne", betont Buchali.
>Bild: Sigrid Rossmann / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.