Zahl der Masern-Neuinfektionen in Berlin weiterhin auf hohem Niveau
03.04.2015
Nachdem im Zuge der Masern-Epidemie in Berlin bereits mehr als 900 Infektionen zu verzeichnen waren, ist die Sorge vor weiteren Ausbrüchen in anderen Bundesländern groß. In Thüringen beispielsweise sind die gemeldeten Neuinfektion zuletzt deutlich gestiegen. Der aktuelle Masern-Ausbruch in Berlin gilt unter Experte als einer der größten in den letzten zehn Jahren deutschlandweit.
„Die Anzahl der Neuerkrankungen an Masern in der 13. Meldewoche lag mit 56 Fällen weiterhin auf einem hohen Niveau“, so die Mitteilung des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) in Berlin. Insgesamt seien seit Beginn des Ausbruchs (41. Meldewoche 2014) 961 Fälle gemeldet worden, davon 840 in diesem Jahr. Zwar lag die Zahl der Neuerkrankungen leicht unter dem Niveau der Vorwochen, doch von einem baldigen Ende des Ausbruchs ist nach Einschätzung der Experten nicht auszugehen. Andere Bundesländer wie Bayern, Sachsen oder Thüringen registrierten in den vergangenen Wochen ebenfalls steigende Fallzahlen – allerdings auf einem deutlich geringeren Niveau als in Berlin.
Zahlreiche Neuinfektionen an einer Erfurter Schule
„Die Ursache für den starken Anstieg der Erkrankungen in Thüringen liegt im Ausbruch von Masern in einer Erfurter Schule“, so die Mitteilung des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie. Ein Großteil (94 Prozent) der betroffenen Schülerinnen und Schüler war laut Angaben des Ministeriums nicht geimpft. Knapp zwei Drittel der seit Ende Februar in Thüringen gemeldeten 80 Masern-Fälle seien auf Erkrankungen an der nichtstaatlichen Schule in Erfurt zurückzuführen. In Berlin lag die Zahl der beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten wöchentlichen Neuinfektionen zwischenzeitig jedoch höher, als die Zahl der insgesamt seit Jahresbeginn in anderen Bundesländern registrierten Infektionen.
Aufforderungen zur Masern-Impfung
In Berlin versuchen die Gesundheitsbehörden unter anderem mit Informationen und Aufforderungen zum Schließen bestehender Impflücken einer weiteren Ausbreitung der Masern entgegenzuwirken. Denn die größte Anzahl an Erkrankungsfällen tritt unverändert unter Erwachsenen auf, die über keinen Impfschutz verfügen. Sie könnten sich theoretisch leicht schützen und damit auch andere vor einer Übertragung der Erreger bewahren. Hier würden zum Beispiel Kinder im Alter unter einem Jahr besonders profitieren, bei denen laut Angaben des LAGeSo noch kein Impfschutz vorliegen kann. Sie sind bislang im Zuge des aktuellen Masernausbruchs unter den Kindern am häufigsten von einer Erkrankung betroffen.
Ein Viertel der Infizierten muss ins Krankenhaus
Die Nachrichtenagentur „dpa“ berichtet unter Berufung auf den Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU), dass sich Eltern neuerdings auch beim Kinderarzt gegen Masern impfen lassen und Frauenärzte den begleitenden Männern eine Impfung verabreichen können. Im Sinne einer unkomplizierten Schließung der Impflücken seien diese neuen Möglichkeiten geschaffen worden. Bislang hätten die Mediziner eine entsprechende Impfung nicht abrechnen können. Für 234 (24 Prozent) der Masern-Fälle in Berlin ist laut Angaben des RKI übermittelt, dass die Betroffen aufgrund der Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden mussten. Ein Kind war aufgrund der Masernerkrankung verstorben. Von 882 Patienten mit vorliegender Information hätten 769 (87 Prozent) über keinen Impfschutz verfügt.
Anzeichen einer Masern-Infektion
Die Infektionskrankheit Masern ist laut Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu Beginn durch Beschwerden „wie hohes Fieber, Husten und Schnupfen sowie Entzündungen im Nasen-Rachenraum und der Augen-Bindehaut“ gekennzeichnet. Wenige Tage später bilde sich der typische Hautausschlag, der im Gesicht und hinter den Ohren beginnt und sich dann über den ganzen Körper ausbreitet. Begleitend sei ein erneuter Fieberanstieg festzustellen. Da die Masern vorübergehend das Immunsystem schwächen, können andere Erreger schlechter abgewehrt werden und leicht Komplikationen entstehen, die durch zusätzliche Erreger verursacht werden, wie beispielsweise eine Mittelohrentzündung, Atemwegs- oder Lungenentzündungen.
Drohende Komplikation mit schweren gesundheitlichen Folgen
Als besonders gefürchtete Komplikation der Masern-Erkrankung ist zudem die Gehirnentzündung zu nennen. Diese tritt der BZgA zufolge bei etwa einem von 1.000 Masernfällen auf, wobei bis zu 30 Prozent der Betroffenen schwere Folgeschäden wie geistige Behinderungen oder Lähmungen erleiden und zehn bis 20 Prozent der Patienten an den Folgen der Gehirnentzündung versterben. Sehr selten sei mehrere Jahre nach einer durchgemachten Masern-Infektion eine so genannte SSPE (Subakute sklerosierende Panenzephalitis) festzustellen, die eine fortschreitende Entzündung des Gehirns und des Nervensystems bilde und immer tödlich verlaufe. Hiervon seien vor allem Kinder betroffen, die im ersten Lebensjahr an Masern erkrankt sind, so die BZgA. (fp)
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