Wie das Gehirn auf Psychotherapie reagiert
15.04.2015
Bei Depressionen treten neurobiologische Effekte im Gehirn auf, die sich insbesondere durch Hyperaktivität in bestimmten Regionen bemerkbar machen. Im Rahmen einer Studie konnte nun belegt werden, dass sich diese Hyperaktivitäten durch Psychotherapie wieder normalisieren. Nach einer achtmonatigen Therapie wiesen die Patienten keine Unterschiede im limbischen System im Vergleich zu den gesunden Studienteilnehmern der Kontrollgruppe mehr auf, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Plos one“.
Depressionen verändern die limbischen Regionen im Gehirn
„Das menschliche Gehirn reagiert auf eine Depression. Insbesondere in der Amygdala, im Striatum und in anderen limbischen Regionen treten typischerweise Hyperaktivitäten auf“, berichtet Svenja Taubner vom Institut für Psychologie an der Universität Klagenfurt. Gemeinsam mit Forschern der der Universitäten Lübeck, Innsbruck, Heidelberg, Ulm, Bremen, Bochum und Delmenhorst arbeitete Taubner an einer Studie zu den Veränderungen im Gehirn. „Wir wollten eruieren, ob eine Psychotherapie, in unserem Fall eine Psychodynamische Therapie, einen Effekt auf diese Gehirnaktivitäten hat.“
Im Rahmen der Studie wurden 18 Patienten, die unter einer wiederkehrenden Depression litten und keine medikamentöse Therapie erhielten, zu zwei Zeitpunkten untersucht: Die erste Untersuchung erfolgte zu Beginn der Studie, die zweite, nachdem die Patienten eine achtmonatige Psychotherapie erhalten hatten. Neben den depressiven Studienteilnehmern gab es eine Kontrollgruppe, die aus 17 gesunden Personen bestand. Die Forscher setzten bei allen Teilnehmern individualisierte Impulse ein, die bei den depressiven Probanden vor der Psychotherapie Hyperaktivitäten in bestimmten Gehirnregionen erzeugten. Dazu zählten Sätze wie „Du würdest gerne von anderen akzeptiert werden“ oder „Deshalb tust du viel für sie“.
Nach achtmonatiger Psychotherapie stellten Forscher keine Unterschiede im Gehirn der zuvor Depressiven und den gesunden Kontrollpersonen fest
„Bei der ersten Untersuchung zeigten die Patienten eine erhöhte Aktivität in mehreren limbischen und subkortikalen Regionen, einschließlich der Amygdala und Basalganglien, im Vergleich zur Kontrollgruppe, wenn sie mit den Sätze konfrontiert wurden“, schreiben die Forscher im Fachmagazin. „Bei der zweiten Untersuchung waren die Unterschiede in der Hirnaktivität zwischen Patienten und Kontrollpersonen nicht mehr ersichtlich. Gleichzeitig hatten sich die Depressionswerte der Patienten deutlich verbessert.“
Taubners Fazit: „Wir konnten zeigen, dass die Veränderungen im limbischen System, die durch individuell zugeschnittene und klinisch relevante Inhalte reflektierende Stimuli ausgelöst werden, bereits nach 8 Monaten normalisiert werden können.“ (ag)
>Bild: Rike / pixelio.de
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