Jeden Tag 160 Tote durch Tollwut
In Deutschland ist die Gefahr, an Tollwut zu sterben, äußerst gering. In anderen Ländern sieht das aber ganz anders aus. Schätzungen zufolge sterben weltweit jeden Tag 160 Menschen an Tollwut. Laut einer neuen Studie beziffern Wissenschaftler die jährlichen Todesopfer auf etwa 59.000. Die meisten von ihnen in armen Ländern Asiens und Afrikas.
Tollwut fordert täglich 160 Todesopfer
Laut einer neuen Studie sterben weltweit jeden Tag schätzungsweise 160 Menschen an Tollwut. Dies hat einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa zufolge ein internationales Forscherteam der Global Alliance for Rabies Control berechnet. Die Virenerkrankung bringt demnach jedes Jahr rund 59.000 Menschen um, die meisten von ihnen aus armen Ländern in Afrika und Asien. Die Forscher um Katie Hampson von der Universität Glasgow betonen im Fachblatt „PLOS Neglected Tropical Diseases“, dass sich die Krankheit durch Massenimpfungen von Hunden einfach verhindern lasse.
Daten vor allem aus Schwellen- und Entwicklungsländern
Die Wissenschaftler, unter ihnen ein Mitarbeiter des deutschen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) für Tiergesundheit, versuchten, Tollwut-Daten hauptsächlich für Schwellen- und Entwicklungsländer zu ermitteln. Sie stützten sich dabei laut dpa auf human- und tiermedizinische Erhebungen und Studien, sichteten Fachliteratur, berücksichtigten Daten zur Zahl der Hunde und Menschen in verschiedenen Regionen sowie die Umsätze von Herstellern von Tollwut-Impfstoffen für verschiedene Regionen.
Die meisten Todesfälle in Asien und Afrika
In einer Mitteilung der Globalen Allianz wird Hampson folgendermaßen zitiert: „Die Datenbreite dieser Studie, von Überwachungsberichten über epidemiologische Daten bis hin zu Informationen zum weltweiten Verkauf von Impfstoffen, ist wesentlich größer als je zuvor.“ Wie es heißt, liegt die Schätzung der Forscher von etwa 59.000 Todesopfern zum Teil deutlich über früheren Annahmen. Knapp 60 Prozent davon entfallen demnach auf Asien und gut 36 Prozent auf Afrika. Mit 20.800 Opfern stellt Indien zwar mehr als zwei Drittel der weltweiten Todesfälle, doch dies liegt vor allem an der hohen Bevölkerungszahl. Auf die Bevölkerung umgerechnet sterben die meisten Menschen in Afrika südlich der Sahara an Tollwut.
99 Prozent der Infektionen durch Hundebisse
In Amerika hingegen sieht die Situation anders aus. Dort ist die Zahl der Fälle nach der Einführung von Impfprogrammen für Hunde deutlich gesunken: Pro Jahr sterben auf dem gesamten Kontinent weniger als 200 Menschen an Tollwut, der Großteil von ihnen in Haiti. Die Forscher beziffern die weltweiten wirtschaftlichen Folgen der Erkrankung auf jährlich 8,6 Milliarden US-Dollar (8,1 Milliarden Euro). Die Wissenschaftler berichten, dass über 99 Prozent der Infektionen, die unbehandelt fast immer tödlich enden, durch Hundebisse verursacht werden.
Krankheit durch Massenimpfungen von Hunden verhindern
Die Krankheit lasse sich durch wiederholte Massenimpfungen von Hunden verhindern, was den meisten Industrieländern auch gelungen sei. „Die Studie zeigt, dass die globale Last durch Hundetollwut beträchtlich ist, obwohl die Krankheit vollständig vermeidbar ist“, heißt es von den Experten. „Der Erfolg liegt darin begründet, in die Kontrolle von Tollwut bei Hunden zu investieren. Daran mangelt es.“ Viele europäische Länder gelten inzwischen als tollwutfrei. Dass dies kein dauerhafter Zustand sein muss, zeigt unter anderem das Beispiel der indonesischen Ferieninsel Bali. Diese galt auch jahrelang als frei von Tollwut, bis es im Jahr 2009 wieder zu mehrere Todesfällen kam, nachdem Menschen offenbar durch Affen infiziert wurden.
Vorbeugende sowie sofortige aktive Impfung möglich
Gesundheitsexperten zufolge ist es grundsätzlich wichtig, nach einem Tierbiss, nicht erst abzuwarten, ob entsprechende Tollwut-Symptome auftreten, denn dann ist es in der Regel bereits zu spät für eine Therapie. Eine Infektion mit dem Tollwut-Erreger wird normalerweise mit einer sofortigen aktiven Impfung und mit speziellen Antikörpern (Immunglobulin) behandelt. Auch eine vorbeugende Impfung steht zur Verfügung. Zu den ersten Anzeichen der Erkrankung zählen unspezifische Symptome wie unter anderem Fieber, ein allgemeines Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, innere Unruhe und Ängstlichkeit. Typische Tollwut-Symptome, die in 50 bis 80 Prozent der Fälle auftreten, sind Juckreiz und Schmerzen oder Empfindungsstörungen in der Nähe des Bisses. In diesem Stadium kann es für eine Behandlung bereits zu spät sein. (ad)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.