Experten: Sport allein macht nicht schlank
Wer sich regelmäßig bewegt tut nicht nur seiner Gesundheit etwa Gutes, sondern nimmt dadurch auch ab. Dies scheint leider nur ein Mythos zu sein, denn Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass Sport nur einen minimalen Effekt darauf habe, ob ein Mensch übergewichtig ist oder nicht. Entscheidender sei die Ernährung.
Falsche Ernährung ist Ursache für Übergewicht
Menschen, die abnehmen wollen, wird in der Regel dazu geraten, sich viel zu bewegen und regelmäßig Sport zu treiben. Dann könne man sich auch „kleine Sünden“ wie Süßigkeiten oder Chips vor dem Fernseher erlauben. Doch Forschern zufolge ist mangelnde Bewegung gar nicht der Grund für Übergewicht, sondern vor allem falsche Ernährung. Dies behaupten zumindest drei Ärzte, die in einem Beitrag im Fachmagazin „British Journal of Sports Medicine“ mit dem grundlegenden Mythos aufräumen.
Menge an Bewegung hat sich kaum verändert
„Einer schlechten Ernährung kann man nicht davonlaufen“, erklärte der britische Kardiologe Aseem Malhotra laut „t-online.de“. Gemeinsam mit seinen Kollegen Timothy Noakes und Stephen Phinney hat er den viel beachteten Kommentar verfasst. Zwar habe Sport viele positive Aspekte, doch „körperliche Aktivität fördert nicht den Gewichtsverlust“. Die Mediziner erklärten, dass sich die Menge an Bewegung in den vergangenen 30 Jahren in der westlichen Welt nur unwesentlich verändert habe, doch Fettleibigkeit (Adipositas) im gleichen Zeitraum rasant zunahm.
Wissenschaftler greifen Lebensmittelindustrie an
Vielmehr sei die Art und die Menge an Kalorien, die wir zu uns nehmen, Schuld daran, dass viele zunehmen. „Eine schlechte Ernährung verursacht mehr Krankheiten als Bewegungsmangel, Alkohol und Rauchen zusammen“, so die Autoren. Die Wissenschaftler greifen in ihrem Beitrag die Lebensmittelindustrie scharf an. So schafften etwa Unternehmen wie Coca Cola eine Verbindung zwischen ihren Getränken und Sport und vermittelten die Botschaft: „Es ist okay, die Produkte zu trinken, solange man Sport macht“. Dies sei aber falsch. „Ein Übergewichtiger braucht kein bisschen Sport um abzunehmen, man muss einfach weniger essen“, erklärte Aseem Malhotra in einem Bericht der „BBC“. „Mein größtes Problem ist die Botschaft, das man essen kann, was man will, solange man trainiert. Das ist unwissenschaftlich und falsch.“
Regierungen zum handeln aufgefordert
Insbesondere die Kalorien aus Zucker werden von den Wissenschaftlern als problematisch gesehen. Demnach steige das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, um das Neunfache, wenn täglich 150 Kilokalorien zusätzlich in Form von Zucker verzehrt würden. Dies sei bei der gleichen Kalorienmenge aus Fett oder Eiweiß nicht der Fall. Die Mediziner fordern verantwortliche Politiker dazu auf, mehr gegen den Anstieg der Fettleibigkeit zu tun und zum Beispiel die Werbung für Softdrinks und Junkfood zu verbieten. In manchen Ländern wurden die Regierungen in den vergangenen Jahren bereits aktiv. So gibt es in Frankreich seit 2012 eine „Cola-Steuer“ für mit Zucker angereicherte Getränke. Und in Lettland sind an Schulen und Kindergärten ungesunde Lebensmittel und Getränke verboten.
Viele Menschen bewegen sich zu wenig
Schlechte Ernährung ist aber auch für Normalgewichtige nicht ungefährlich: „Bis zu 40 Prozent derjenigen mit einem normalen BMI werden Stoffwechsel-Abnormitäten entwickeln, die eigentlich Folgen von starkem Übergewicht sind“, heißt es in dem Artikel. Den Autoren zufolge gehören dazu unter anderem Bluthochdruck und Leberverfettung. Auch wenn die Theorie der drei Ärzte umstritten ist, so sind sich doch fast alle Kritiker einig, dass sich die meisten Menschen zu wenig bewegen. Die Rolle von Bewegung dürfe nicht völlig außer Acht gelassen werden, warnte auch Professor Mark Baker, vom „National Institute of Health and Care Excellence“.
Extra-Pfunde durch Sport
Laut verschiedenen Studien kann “regelmäßige Bewegung unter anderem dazu beitragen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzinfarkt zu mindern.” Zudem würde durch regelmäßige sportliche Aktivität das Risiko für Diabetes Typ 2, Alzheimer und manche Krebs-Arten reduziert. Auch Malhotra und Kollegen gaben an, dass Sport gesund ist. Sie meinten Fitnessstudios und Sportveranstalter müssten mit gutem Beispiel vorangehen und zuckerhaltige Getränke aus ihrem Sortiment verbannen. Dass Sport nicht unbedingt zur Gewichtsreduktion, sondern eher zu Gewichtszunahme führt, haben US-amerikanische Wissenschaftler im vergangenen Jahr in einer Studie gezeigt. Die Forscher der Arizona State University in Phoenix stellten dabei fest, dass mehr Körperfett durch Sport für mehr Kilos auf der Waage sorgt. (ad)
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Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.