Die Meldung lässt einen an „Frankenstein“ denken: Ein italienischer Chirurg meint, dass es schon in zwei Jahren möglich sein wird, einen Menschenkopf auf einen fremden Körper zu transplantieren. Fachkollegen sind aber skeptisch.
Erste Kopf-Transplantation in zwei Jahren
Derzeit sorgt ein italienischer Forscher in der Wissenschaftswelt für großes Aufsehen. Der Neurochirurg Sergio Canavero beschreibt, wie er bereits in zwei Jahren eine Kopf-Transplantation am Menschen durchführen könnte. Die Ankündigung erinnert an den berühmten Film-Klassiker „Frankenstein“, in dem ein Forscher aus mehreren Leichenteilen ein neues Wesen erschafft. Dies muss womöglich kein „Science-Fiction“ bleiben, wenn man dem italienischen Neurowissenschaftler von der Turin Advanced Neuromodulation Group Glauben schenkt.
Mediziner will Ablauf der Transplantation bei Konferenz vorstellen
Sergio Canavero hatte bereits 2013 seinen Plan für die erste Kopf-Transplantation offengelegt. Das Projekt ist nun einem Artikel des Fachmagazins „New Scientist“ zufolge so weit fortgeschritten, dass es “bereits 2017 durchgeführt werden könnte. Wie es heißt, könnte das Verfahren das Leben von Menschen verlängern”, die unter einer Degeneration ihrer Muskeln und Nerven leiden oder unter einem fortgeschrittenen Krebs. “Im Juni will der Mediziner bei der jährlichen Konferenz der American Academy of Neurological and Orthopaedic Surgeons (AANOS) in Annapolis, Maryland vorstellen, wie die spektakuläre Transplantation im Detail ablaufen soll.”
Patient könnte sich drei Wochen nach Transplantation bewegen
Vorab erläuterte Canavero, wie die Transplantation allgemein funktionieren würde. Demnach müssten der Kopf des Empfängers sowie der Spenderkörper zu Beginn gekühlt werden, um die Zeit zu verlängern, in der die Zellen der beiden ohne Sauerstoff leben können. Den Angaben zufolge würde “das Gewebe rund um den Hals entfernt und die Hauptgefäße mit winzigen Röhrchen verbunden”. Dann wäre “das Rückenmark abgeschnitten und der Kopf des Empfängers würde auf den Spenderkörper „gesetzt“. Mittels der Chemikalie Polyethylenglycol, kurz PEG, würden die Enden des Rückenmarks miteinander verschmolzen. Wie es heißt, soll PEG das Fett in den Zellmembranen von Kopf und Körper miteinander vernetzen. Canavero zufolge könnte der Patient nach dem Erwachen aus einem rund dreiwöchigen künstlichen Koma in der Lage sein, sich zu bewegen und zu fühlen.
Kopf-Transplantationen bislang nur bei Tieren
Die Transplantation eines Menschenkopfes galt und gilt bislang für die meisten Wissenschaftler als unmöglich. Experimente mit Kopf-Transplantationen wurden bisher lediglich mit Tieren durchgeführt. So erschuf etwa der russische Mediziner Vladimir Demikhov in den 1950er-Jahren einen zweiköpfigen Hund. Und Professor Robert White vom Metro Health Medical Center in Cleveland in Ohio transplantierte 1970 einen Affenkopf. Die Versuchstiere lebten jedoch nach den Eingriffen in der Regel nur wenige Tage. Zudem verzichtete White auf die Verbindung der Nervenstränge, sodass die Rhesusaffen zwar atmen, sich aber nicht bewegen konnten.
Fachkollegen sind skeptisch
Als in den 1990er-Jahren berichtet wurde, dass in den USA künftig Köpfe von unheilbar Kranken auf gesunde Körper von Hirntoten verpflanzt werden sollen, erklärte Professor Detlef Linke, Oberarzt an der Neurochirurgischen Universitätsklinik Bonn, 1997 im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“: „Eine solche Operation wäre zwar riskant, technisch gesehen aber gar nicht so problematisch.“ Allerdings sehen dies viele Wissenschaftler bis heute anders. So zeigten sich auch Fachkollegen von Canavero äußerst skeptisch. Harry Goldsmith, ein Chirurg von der University of California in Davis sagte kürzlich gegenüber dem Magazin „New Scientist“: „Ich glaube nicht, dass das jemals klappen wird.“ Nicht nur die Prozedur selbst bringe zu viele Probleme mit sich, sondern auch die seelischen und psychischen Schwierigkeiten beim Patienten wären nicht vorhersehbar. Canavero ist jedoch von seiner Idee überzeugt. „Wenn die Leute in den USA oder in Europa es nicht machen wollen, heißt das nicht, dass es nicht irgendwo anders gemacht werden kann“, so der Chirurg. (ad)
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Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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