Vegetarier verzichten auf Fleisch und Fisch – genau genommen auf alle Lebensmittel und Zutaten, die vom getöteten Tier stammen. Die Motive für diese Entscheidung sind unterschiedlich. Viele wollen grundsätzlich nicht, dass Tiere für Ernährungszwecke getötet werden. Häufig lehnen Vegetarier auch die intensive Tierhaltung ab. Aber auch religiöse Gründe, die eigene Gesundheit, der Umweltschutz sowie Welternährungsprobleme können ausschlaggebend sein, wenn sich Menschen für eine vegetarische Ernährungsweise entscheiden.
Tierische Erzeugnisse sind nicht allein in Wurst, Schinken oder Fleisch enthalten. Die Verbraucherschutzorganisation „Foodwatch“ klärt darüber auf, dass beispielsweise Schweineborsten in der Brotherstellung verwendet werden, Milchzucker in rein pflanzlicher Schokolade auftaucht und Kartoffelchips sogar Bestandteile von Wild oder Rind oft enthalten sind. Wie sollen sich Ernährungs- Tierliebende Verbraucher/innen dagegen wehren?
Selbst „Vegetarisch“ oder „Vegan“ als Deklaration bürgen keine Sicherheit
Die Verbraucherzentrale Hamburg erläutert in ihrem Ratgeber „Lebensmittel-Lügen – Wie die Food-Branche trickst und tarnt“, dass Aromen, Zusatzstoffe oder Zusätze von Vitaminen auch tierischer Herkunft sein können. Die Lebensmittelhersteller sind nämlich nicht dazu verpflichtet, hier Unterschiede zu machen. Das bedeutet, dass selbst Bezeichnungen wie „vegan“ oder „vegetarisch“ keine 100prozentige Sicherheit bieten. Denn sie sind laut Lebensmittelrecht in Deutschland nicht verbindlich definiert.
Hier nun eine Liste von Lebensmitteln, bei denen Vegetarier oder Veganer genauer hinschauen sollten, da diese sehr oft versteckte tierische Erzeugnisse in sich tragen.
Käse mit Gelatine oder Lab
Laut der Verbraucherzentrale sieht „Géramont mit Joghurt“ zwar aus wie ein klassischer Camembert, ist aber eine so genannte Käse-Zubereitung. Sie enthält Gelatine, die aus tierischem Bindegewebe stammt. Damit rechnen viele Vegetarier sicher nicht. Der „Lacroix Gemüse-Fond“ ist zumindest für die vegane Ernährung nicht geeignet. In der Zutatenliste verstecken sich Eiklar und Hühnereiweiß.
Die Margarine „Becel classic“ soll „rein pflanzlich“ sein. Sie enthält aber Vitamin D, das laut Angaben des Herstellers aus Wollfett hergestellt wurde. Die Aussage „rein pflanzlich“ ist somit schlichtweg falsch und das Produkt für strenge Veganer ungeeignet. Die Firma Unilever Deutschland gibt an, dass sich die Angabe nur auf die verwendeten Speisefette und -öle beziehen soll. Auf der Margarine ist das aber nicht ersichtlich.
Auch der „Bio-Burger“ der Firma Berief ist als „rein pflanzlich“ gekennzeichnet. Ein Verbraucher meldete das Produkt bei Lebensmittelklarheit.de, weil es laut Zutatenliste Eiklar enthielt. Inzwischen ist das nicht mehr der Fall – die Firma hat reagiert und die Rezeptur verändert.
Speck in der Tomatencremesuppe
Foodwatch berichtet von weiteren Fällen. So sollen einige fertige Tomatencremesuppen Speck als Geschmacksträger beinhalten. Sehr viele Frischkäsesorten werden mit Gelatine versetzt, die aus Tierknochen besteht.
Für Veganer ist es noch schwieriger. Tierisch Spuren von Ei und Milch sind oft durch den Herstellungsprozess enthalten. Selbst Zartbitterschokolade, die explizit ohne Kuhmilch hergestellt wird, kann in Maschinen verarbeitet sein, in den zuvor Vollmilchschokolade zubereitet wurde. So seien laut Foodwatch „Spuren nicht ausgeschlossen“.
Auch unser „täglich Brot“ ist nicht frei von tierischen Erzeugnissen. Hier sollen sogar Schweineborsten relativ oft verarbeitet werden. Vor allem industriell arbeitende Großbäckereien verwenden L-Cystein als Mehlbehandlungsmittel. Die Aminosäure beeinflusst die Konsistenz des Teigs und wird aus Schweineborsten oder Federn gewonnen. Beim Wein gibt es ebenfalls einiges zu beachten. Zur Klärung wird nicht selten Gelatine eingesetzt.
Was viele nicht wissen: „Selbst über Vitamine werden Tierzeugnisse in die Fertigprodukte eingeschleust“, sagt Sebastian Bertram von „vegetarische-rezepte.com“. Oft wird sogenannte Fischgelatine als „Trägerstoff für Vitamine verwendet“. Trübstoffe aus Säften werden teilweise mit Schweinegelatine herauszufiltert. Zudem sind nicht selten Omega-3 Fettsäuren im Orangensaft. Diese stammen vom Fisch.
Misosuppe mit Dashi
Bei der eigentlich vegetarischen Miso-Suppe, die mit Tofu und Seealgen zubereitet wird, ist auch Dashi enthalten. Diese ist eine japanisch Brühe, die aus Fisch und Seealgen zubereitet wird. Auch bei hochwertigen Erzeugnissen wie Parmesankäse wird mit Tierlab gearbeitet. Das ist ein Enzymgemisch, das aus Labmägen von Kälbern gewonnen wird. Käsesorten wie Pecorino, Grana Padano und Gorgonzola werden mit tierischem Lab hergestellt.
Oft sind die tierischen Bestandteile sogar noch versteckter. Bananen werden z.B. mit Pestiziden besprüht, die Chitosan enthalten. Dieser Stoff wird aus Schalentieren extrahiert. (sb)
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