82-Jähriger erhält die Kardiokapsel
Im Universitätsklinikum Düsseldorf implantierten Ärzte erstmals in Deutschland den weltweit kleinsten Herzschrittmacher erfolgreich bei einem 82-jährigen Patienten. Die sogenannte Kardiokapsel kommt ohne Kabel aus und kann in einem minimalinvasiven Verfahren eingesetzt werden. Damit wird die Herzschrittmacher-OP wesentlich unkomplizierter und ist deutlich weniger belastend für den Patienten.
Kleinster Herzschrittmacher der Welt wird mittel minimalinvasivem Verfahren einsetzt
Rund fünf Millionen Menschen haben weltweit einen Herzschrittmacher, weil das Organ ohne Unterstützung aus dem Takt gerät oder zu langsam schlägt, in Deutschland sind etwa 500.000 Herzkranke betroffen. Zukünftig soll in Deutschland zunehmend die Kardiokapsel zum Einsatz kommen, der kleinste Herzschrittmacher der Welt. „Dies ist ein großer Fortschritt in der medizinischen Versorgung von Schrittmacherpatienten.“, betont Prof. Malte Kelm, Direktor der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Hier setzten Ärzten bundesweit erstmalig einem 82-jährigem Patienten die Kardiokapsel erfolgreich ein. Dem Mann hat die Operation den Ärzten zufolge gut überstanden. In der selben Klinik wurde am 9. Oktober 1961 der erste Herzschrittmacher in Deutschland transplantiert.
Die Kardiokapsel bietet viele Vorteile. „Für den Patienten heißt das: Ein voraussichtlich geringeres Infektionsrisiko und keine Narbe mehr unter dem Schlüsselbein durch das deutlich geringer invasive Implantieren“, erläutert Privatdozent Dr. Shin, Leiter der Abteilung für Rhythmologie, zusammen. „Insbesondere Patienten, bei denen sich der Zugang über die Vene unter dem Schlüsselbein schwierig gestaltet, können von dieser Therapie profitieren.“ Zudem verbleibt das kleine Gerät, das eine Länge von lediglich 26 Millimetern und einen Durchmesser von 6,7 Millimetern bei einem Gewicht von nur 1,75 Gramm aufweist, vollständig im Herzen des Patienten.
Kleinster Herzschrittmacher der Welt benötigt keine Kabel
Im Rahmen eines minimalinvasiven Eingriffs wird die Kardiokapsel durch die Leistenvenen in die rechte Herzkammer geführt, wo sie im Muskelgewebe direkt an der Herzspitze befestigt wird. Die Operation ist sehr schonend und kann deshalb auch bei älteren Patienten durchgeführt werden. Da kein Schnitt unter dem Schlüsselbein notwendig ist und somit auch keine störende Narbe entsteht, empfinden die Patienten den Eingriff als angenehmer. Zudem wird das Risiko einer Wundentzündung reduziert. Die Erholungsphase nach der Operation ist vergleichsweise kurz.
Die Kardiokapsel misst lediglich ein Zehntel der Größe von konventionellen Herzschrittmachern. Einer der größten Vorteile des Mini-Geräts besteht jedoch darin, dass es ohne Kabel auskommt. Denn diese sind die Schwachstelle bei konventionellen Schrittmacher, da sie der ständigen Bewegung des Herzens ausgesetzt sind. Bei der Kardiokapel sind dagegen die Batterie, der Taktgeber sowie der Herzmesser in das Gerät integriert. Dem Hersteller Medtronic zufolge hält die Batterie des weltweit kleinsten Herzschrittmachers zehn Jahre. (ag)
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