Kann die relative Lebenserwartung voraus gesagt werden? Das jedenfalls behaupten schwedische Wissenschaftler und sorgen damit für viel Diskussionen in der Expertenwelt. Mittels eines Online-Fragebogens auf „ubble.co.uk“ können Frauen elf und Männer dreizehn Fragen beantworten. Am Ende wird die individuelle statistische Lebenserwartung für den Teilnehmer errechnet. Mitmachen können User zwischen 40 und 70 Jahren. Doch wie sinnvoll und aussagekräftig ist der Online-Test?
Auf Basis der Daten aus der sogenannten „UK Biobank“ haben schwedische Wissenschaftler Faktoren bestimmt, die das frühzeitige Sterberisiko maßgeblich beeinflussen und hieraus einen Online-Test entwickelt, der die Wahrscheinlichkeit eines Todes in den kommenden fünf Jahren voraussagt. Teilnehmende Männer und Frauen im mittleren Alter müssen verschiedene Fragen beantworten und erfahren anschließend, wie hoch ihr persönliches Sterberisiko ist.
Lebenserwartung ist auch von sozialen Faktoren abhängig
Für viele Menschen ist es eine verlockende Vorstellung, die eigene Lebenserwartung zu kennen, für andere ist es geradezu eine Horrorvorstellung. Mit dem Risikorechner, den Forscher des Karolinska Institute in Stockholm auf der Grundlage der Daten der UK Biobank entwickelt haben, soll aber genau das möglich sein. Anhand von unterschiedlichen Fragen zum Gesundheitszustand, dem Lebensstil und den familiäre Strukturen, wie beispielsweise „Wie viele Autos besitzt du?“, „Wie viele Kinder hast du geboren?“ und „Hast du jemals eine Krebsdiagnose von einem Arzt erhalten?“, soll das individuelle Gesundheitsrisiko ermittelt werden und Aussagen dazu möglich sein, ob jemand innerhalb des genannten Zeitraums aus dem Leben scheiden wird.
Die schwedischen Forscher Andrea Ganna vom Karolinska-Institut in Stockholm und Professor Erik Ingelsson von der Universität Uppsala haben anhand der UK Biobank 655 Faktoren analysiert, die einen Einfluss auf das frühzeitige Sterberisiko haben. Im weiteren Verlauf konnten sie 13 Faktoren für Männer und elf für Frauen identifizieren, die einen hohen Einfluss haben und für eine Prognose der Sterbewahrscheinlichkeit geeignet schienen. Sie fassten dies Faktoren in Fragen zusammen und entwickelten daraus den UK Longevity Explorer-Test (kurz UbbLE-Test). Hier können Mutige seither online die Wahrscheinlichkeit ihres eigenen Todes in den kommenden fünf Jahren testen. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse der schwedischen Studien in dem Fachmagazin „The Lancet“.
Nach 13 Fragen erfahren Teilnehmer ihr Sterberisiko
Der Online-Test ist nur für britische Teilnehmern im Alter zwischen 40 und 70 Jahren gedacht und beginnt mit Fragen nach dem Alter und Geschlecht. Doch die nächste Frage erscheint in Bezug auf das Sterberisiko bereits ein wenig abwegig. Hier sollen die Teilnehmer angeben, wie viele Autos oder Kleintransporter sie besitzen und bei der anschließenden Frage wird nach der Anzahl der Mitbewohner im Haushalt gefragt. Weiterhin folgen Fragen nach dem Tabakkonsum, der Einschätzung des eigenen Gesundheitszustandes, dem täglichen Laufpensum sowie Vorerkrankungen wie Diabetes, Krebs, einem zurückliegenden Herzinfarkt oder Schlaganfall. Weitere Fragen zielen auf persönliche Belastungen wie den Tod nahestehender Verwandter oder finanzielle Probleme. Am Ende des Tests wird das „UbbLE-Age“ mitgeteilt. Liegt dieses über dem tatsächlichen Alter, ist das persönliche Sterberisiko höher als das durchschnittliche in der gleichen Altersgruppe.
Bewertung des eigenen Gesundheitszustandes mit großem Einfluss
Die Ergebnisse der schwedischen Forscher bei ihrer Analyse der Daten aus der UK Biobank sind in vielen Punkten eine Bestätigung bereits vorliegender Erkenntnisse, doch können einzelne Resultate durchaus überraschen. So ist beispielsweise nicht verwunderlich, dass bei Frauen eine zurückliegende Krebserkrankung den größten Einfluss auf das Sterberisiko hatte. Bei Männern war jedoch vor allem die Einschätzung des eigenen Gesundheitszustandes entscheidend, was angesichts der Vielzahl möglicher Faktoren eine kleine Überraschung darstellt. Als weiteren maßgeblichen Faktor, der unabhängig von Erkrankungen für beide Altersgruppen gilt, nennen die Forscher das Rauchen. Der Online-Test berücksichtigt alle diese Faktoren und prognostiziert auf ihrer Basis das Sterberisiko. Eine verlässliche Aussage ist hier jedoch nicht möglich, räumen die schwedischen Forscher ein. In diesem Sinne sei der Test jedoch auch nicht gedacht, sondern vielmehr solle er gefährdete Personen identifizieren und ihr Gesundheitsbewusstsein verbessern. Auch könne der Test Ärzten und Beschäftigten in Gesundheitsberufen helfen, Personen mit hohem Risiko zu identifizieren und bestimmten Risikogruppen zuzuordnen. (ag)
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