Urlaubszeit, Reisezeit. Gerade Kindern machen lange Autofahrten Schwindel und Bauchschmerzen. Das Phänomen nennt man Reiseübelkeit. Doch ein paar Tipps können Schlimmes wie Übelkeit und Erbrechen verhindern.
„Von einer Reiseübelkeit sind besonders häufig Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren betroffen“, berichtet der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Weder Lesen noch Filme auf dem Smartphone schauen, sind bei Autofahrten geeignete Mittel, um abzulenken. Denn genau diese Methoden befördern die Reiseübelkeit.
Ob bzw. wie stark Kindern im Auto schlecht wird, ist dabei allerdings ganz unterschiedlich. Selbst Mediziner kennen keine pauschale Erklärung dafür, dass manche gar nicht betroffen sind und bei anderen wiederum Übelkeit und Erbrechen umso stärker auftreten. „Bei einigen ist offenbar das Gleichgewichtsorgan so empfindlich, dass vor allem die Fliehkräfte in Kurven zu Übelkeit führen können“, so Hermann Josef Kahl, Kinder- und Jugendarzt in Düsseldorf.
Die so genannte „Reisekrankheit“ (Kinetose) sei dabei laut Kahl zwar sehr unangenehm, aber in den meisten Fällen harmlos. Hervorgerufen wird die Übelkeit durch eine „Verwirrung“ des Gehirns, denn jeder Person orientiert sich normalerweise zum einen durch die Wahrnehmung über die Augen und zum anderen über den Gleichgewichtssinn im Innenohr. Entscheidend ist allerdings, welche Informationen von den Orientierungssystemen an das Gehirn weitergegeben werden: Stimmen die aufgenommenen Reize überein, ist alles in Ordnung. Erhält das Hirn jedoch widersprüchliche Signale, schaltet es in einen „Alarmzustand“ und der Körper reagiert infolgedessen mit Übelkeit, Schwindel und allgemeinem Unwohlsein. Im Auto geschieht dies relativ schnell, wenn mehr Bewegung zu spüren als zu sehen ist – daher wird Kindern besonders häufig zum Beispiel beim Lesen schlecht.
Lieber aus dem Fenster schauen als lesen
Dennoch können Eltern laut Kahl einiges tun, um dem Nachwuchs die Fahrt im Auto etwas angenehmer zu gestalten. Wichtig ist hier vor allem viel frische Luft, daher sollten in regelmäßigen Abständen Pausen eingelegt werden, in denen sich die Kinder außerhalb des Autos bewegen können. Neben dem empfiehlt der Experte, dass anfällige Kinder vor einer längeren Fahrt nicht mehr so viel essen sollten. Hilfreich ist es ebenfalls, wenn Eltern ihre Kindern so viel wie möglich aus dem Fenster schauen lassen – denn so werden Kurven und Unebenheiten auch visuell wahrgenommen, wodurch ein Wahrnehmungsunterschied zwischen Auge und Innenohr vermieden werden kann. Beschäftigungen, bei denen der Blick nach unten gerichtet wird, fördern hingegen die Übelkeit eher noch – daher sind Bücher, Laptops, Tablets oder Brettspiele für unterwegs gerade für anfällige Kinder kein geeigneter Zeitvertreib für die Autofahrt. (sb)
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