Infotour: Greenpeace macht Antibiotika in Billigfleisch sichtbar
Der Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung stellt eine enorme Gesundheitsgefahr für uns Menschen dar. Durch die massenhafte Verwendung der Arzneien werden Resistenzen gefördert. Wenn solche Medikamente nicht mehr wirken, können selbst kleine Entzündungen zu einem großen Risiko werden. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace macht nun bei einer Infotour auf das Problem aufmerksam.
Antibiotika in Fleisch
In den letzten Jahren hat sich in Untersuchungen immer wieder gezeigt, dass in Fleisch viel zu oft Antibiotika enthalten ist. Dies ist aber weder auf der Verpackung vermerkt, noch sieht man dem Fleisch an, dass es Medikamentenrückstände enthält. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace will das nun ändern. Seit dem 21. Juli touren die Experten durch 32 deutsche Städte und machen Antibiotika-Rückstände im Billigfleisch durch Schwarzlicht sichtbar.
Millionen Tote durch multiresistente Keime
Die Zunahme von Antibiotika-Resistenzen stellt das Gesundheitswesen vor eine immer größer werdende Herausforderung. Wenn solche Medikamente nicht mehr wirken, können selbst kleine Entzündungen zu einem großen Risiko werden.
Wird das Problem nicht bald unter Kontrolle gebracht wird, droht Forschern zufolge ein Schreckensszenario. Laut einer älteren Studie der Berliner Charité könnte es bis 2050 rund zehn Millionen Tote durch multiresistente Keime geben.
Der wohl wichtigste Punkt im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen ist, den massenhaften Einsatz solcher Medikamente zu reduzieren.
Denn der übermäßige Gebrauch von Antibiotika beim Menschen und in der Tiermast sowie eine unsachgemäße Einnahme der Arzneimittel fördert Resistenzbildungen.
Schädliche Folgen der Massentierhaltung
Greenpeace tourt derzeit mit umfangreichen Informationen über die schädlichen Folgen der Massentierhaltung durch 32 deutsche Städte. Die Umweltschützer werden vor Filialen des Billigfleisch-Anbieters Lidl stehen.
Unter einer Schwarzlichtlampe lassen sich Rückstände eingesetzter Antibiotika erkennen. Passanten können sich mit eigenen Augen davon überzeugen, heißt es in einer Mitteilung der Organisation.
„Der sorglose Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung ist eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen“, sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Christiane Huxdorff.
„Nur bessere Tierhaltung mit weniger Antibiotika kann die Fehlentwicklung stoppen. Wir brauchen eine Wende weg vom Billigfleisch hin zu fairen Bedingungen und fairen Preisen für die Erzeuger.“
Rückstände in Schweineknochen nachweisbar
Laut Greenpeace werden in deutschen Ställen mit rund 800 Tonnen im Jahr etwa so viele Antibiotika eingesetzt wie in der Humanmedizin. Der hohe Einsatz sorgt dafür, dass sich immer mehr Keime ausbilden, die gegen gängige Antibiotika resistent sind.
An den Folgen sterben allein in Europa jährlich etwa 25.000 Menschen. Das Problem ist so drängend, dass die Weltgesundheitsorganisation bereits vor einem „postantibiotischen Zeitalter“ warnt und ein schnelles und entschiedenes Vorgehen gegen zunehmende Resistenzen fordert.
Die Rückstände einiger Antibiotika sind in den Schweineknochen nachweisbar.
Großteil der Schweine wird nicht artgerecht gehalten
Greenpeace zufolge setzt die Agrarindustrie vor allem auf industrielle Massenproduktion zu möglichst billigen Preisen. Auch Lidl lockt Kunden mit Billigfleischangeboten in seine Filialen.
Der niedrige Preis hat massive Auswirkungen auf die Produktionsstandards, da die Bauern dann weniger Geld für gute Tierhaltung zur Verfügung haben.
Laut einem Rechtsgutachten, das Greenpeace in Auftrag gegeben hat, werden über 90 Prozent der Schweine in Deutschland rechtswidrig und nicht artgerecht gehalten.
Die Massentierhaltung verursacht zudem große Mengen Gülle, die das Grundwasser so stark verschmutzen, dass die EU die Bundesregierung bereits vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt.
„Die Folgen der Billigpreispolitik von Discountern wie Lidl sind fatal. Das ist Raubbau an der menschlichen Gesundheit, den Tieren und der Umwelt“, so Huxdorff. (ad)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.