Welche Auswirkungen hat die Einnahme von Ketamin auf Menschen mit Depressionen?
Forscher fanden jetzt heraus, dass Ketamin äußerst effektiv bei der Therapie von schwer behandelbaren Depressionen ist. Die Wirkung bei älteren Patienten sei besonders gut, ein ähnlicher Effekt könne aber auch bei jüngeren Menschen festgestellt werden.
Die Wissenschaftler der University of New South Wales stellten bei der weltweit ersten randomisierten Kontrollstudie über den Einsatz von Ketamin bei der Behandlung von resistenten Depressionen fest, dass gerade ältere Patienten extrem von Ketamin profitieren können. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „American Journal of Geriatric Psychiatry“.
Behandlung von älteren Menschen kann Probleme mit sich bringen
Es ist immer sehr wichtig zu testen, wie Menschen unterschiedlichen Alters auf eine neue Behandlung reagieren, bevor diese von den Ärzten verwendet werden kann, erläutern die Experten. Manchmal seien Depressionen zum Beispiel bei älteren Menschen schwerer zu behandeln, vor allem mit Medikamenten. Außerdem zeigen die älteren Patienten häufig weitere medizinischen Probleme, welche dann durch Medikamente verstärkt werden können, erklären die Mediziner.
Nach einer Behandlung berichteten 43 Prozent der Patienten über eine Heilung
Ketamin wurde bereits im Jahr 1962 entdeckt. In Großbritannien wird es medizinisch zur Anästhesie eingesetzt. Außerdem wird das Medikament auch illegal als eine Freizeitdroge verwendet, berichten die Forscher. Nach sechs Monaten der Behandlung mit Ketamin hätten 43 Prozent der Versuchsteilnehmer erklärt, dass sie keine signifikanten Symptome einer Depression mehr hatten. Diese Rate ist sehr hoch, weil die Teilnehmer nicht auf eine vorherige Behandlung reagiert hatten, so die Studienautoren.
Wirkung maximiert sich etwa 20 Stunden nach der Einnahme
Ketamin wirkt den Forschern zufolge bereits bei einer Einzeldosis schnell und stark. Viele Kritiker waren der Meinung, dass das Medikament eine Art Euphorie auslöse und Menschen deshalb überzeugt seien, nicht mehr deprimiert zu sein. Aber die Wirkung finde in der ersten Stunde statt und habe nichts mit Euphorie zu tun, erklären die Experten. Die Verringerung der Depression trete ein paar Stunden später ein und maximiere sich nach etwa 20 Stunden.
Dosen müssen bei einzelnen Personen angepasst werden
Die Studie zeigte außerdem, dass Ketamin auf unetrschiedliche Weise (nicht nur intravenös) verwendet werden kann, sagen die Forscher. Und die Dosis müsse angepasst werden, wenn die Depressionen besonderes resistent gegen die Behandlung sind, erläutern die Studienautoren weiter.
Medikament wurde durch Injektion an Patienten abgegeben
Das Medikament wurde bei der Studie durch eine Injektion an die Patienten abgegeben. So ist das Ketamin leichter und schneller verabreichbar als bei einer intravenösen Infusion, welche in anderen Studien verwendet wurde, erklären die Wissenschaftler. Die Teilnehmer erhielten individuell angepasste Dosen von Ketamin über einen Zeitraum von insgesamt fünf Wochen.
Wie reagierten die Patienten auf die Behandlung mit Ketamin?
Es gab Patienten, welche nach einer einzelnen Behandlung für mehre Monate von ihren Beschwerden befreit waren, berichten die Forscher. Ein Proband sei beispielsweise nach einer einzelnen Dosis im Jahr 2014 für fünf Monate frei von depressiven Symptomen gewesen. Die meisten Patienten hätten zunächst auf die Behandlung positiv reagiert, doch nach einem Zeitraum von drei bis sieben Tagen seien sie in ihren vorherigen Zustand zurückgefallen. In diesem Fall wurden wiederholte Dosierungen verwendet.
Weitere Forschung ist nötig
Die Ergebnisse der Studie stellen einen wichtigen Schritt für die Ansätze zur Behandlung von Depressionen mit Ketamin dar. Es sei aber noch zu früh, um diese Behandlung in der klinischen Praxis zu erproben, sagen die Forscher. Weitere Forschung mit größeren Stichprobengrößen sei jetzt erforderlich, um die Nebenwirkungen von Ketamin formal zu beurteilen. (as)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.