Koffein wirkt chronischem Stress entgegen
Kaffee beziehungsweise Koffein hilft gegen chronischen Stress. Ein internationales Forscherteam um Manuella Kaster von der Universität Coimbra (Portugal) hat in Versuchen mit Mäusen herausgefunden, dass Koffein bestimmte Rezeptoren blockiert und so eine Linderung der Stresssymptome bewirkt. Ihre Ergebnisse wurden in dem renommierten Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences ” (PNAS) veröffentlicht.
Das internationale Forscherteam unter Beteiligung der Universität Bonn konnte nachweisen, dass Koffein bei erwachsenen Mäusen ein Blockade des Adenosinrezeptors „A2A“ bedingt. Dies habe zu einer Linderung der Stresssymptome geführt. Die Tiere schnitten bei Gedächtnistests besser ab und depressive Symptome milderten sich im Vergleich zu unbehandelten Tieren, so die Mitteilung der Universität Bonn. Kaffee könnte demnach auch beim Menschen den Folgen des Stresses entgegenwirken.
Koffein durchbricht die Stressspirale
Chronischem Stress wird eine maßgebliche Rolle bei zahlreichen psychischen und körperlichen Beschwerden zugeschrieben. Stress macht krank und „wer sich dauerhaft mit Kollegen herumärgert, im Schlaf häufig gestört wird oder vom Chef eine kurzfristige Deadline nach der anderen vorgesetzt bekommt, wird allmählich schlecht gelaunt oder sogar depressiv, kann sich nicht mehr richtig konzentrieren oder leidet zunehmend unter Ängsten“, berichtet die Universität Bonn. Durch Koffein werde die gefährliche Stressspirale durchbrochen und viele Menschen würden diesen positiven Effekt des Kaffees intuitiv in besonders stressigen Situationen nutzen. „Die Erfahrung zeigt: Wer unter Stress steht, trinkt meist mehr Kaffee oder Tee. Weil in beiden Getränken Koffein enthalten ist, handelt es sich dabei um so etwas wie eine Eigenbehandlung der Betroffenen“, erläutert Co-Studienautorin Prof. Dr. Christa E. Müller von der Universität Bonn.
Mäuse zeigten eine Linderung der Stresssymptome
Das internationale Forscherteam unter Federführung von Manuella Kaster hat im Rahmen seiner aktuellen Studie Mäuse, die mehrere Wochen unter Stresssymptomen litten, mit Koffein oder einem synthetischen Wirkstoff behandelt, der – ähnlich wie das Koffein, aber viel stärker und mit hoher Spezifität – Adenosin-A2A-Rezeptoren blockiert. Über das Trinkwasser oder mit der Nahrung wurden den Nagern die Substanzen verabreicht. Die gestressten Tiere zeigten anschließend eine deutliche Besserung der Stresssymptome. „Die Nager lösten sich aus ihrer depressiven Erstarrung, waren weniger ängstlich, schnitten bei Gedächtnistests besser ab als die unbehandelte Kontrollgruppe und zeigten auch im Hirnstoffwechsel eine Normalisierung der Botenstoffe und Gehirnzellen“, berichtet die Universität Bonn.
Rezeptor im Gehirn blockiert
Verantwortlich für die Linderung der Stresssymptome bei Koffein-Zufuhr ist laut Aussage der Forscher die Blockade des Adenosinrezeptors A2A. So konnten die Wissenschaftler zeigen, dass bei Stress der Adenosinrezeptor im Gehirn hochreguliert wird und auf diese Weise zu entsprechenden Symptomen führt. Die Rezeptoren seien Proteine, an die ganz bestimmte Signalmoleküle binden und dadurch Signalprozesse im Inneren der lebenden Zelle auslösen. „Wurde in den Mäusen das Gen, das den Rezeptor A2A codiert, stumm geschaltet oder wurde der Rezeptor durch Koffein oder spezifische A2A-Hemmer blockiert, dann klangen die Beschwerden durch den anhaltenden Stress ab“, so Prof. Müller weiter. Insbesondere habe sich die Gedächtnisleistung der Tiere durch die Koffeingaben wieder verbessert. Hier hoffen die Forscher auf neue Ansatzpunkte für künftige therapeutische Anwendungen des Koffeins.
Neue Möglichkeiten für die Stresstherapie?
Den Angaben von Prof. Müller zufolge, könnte Koffein einen sehr interessanten Ansatzpunkt für die Entwicklung neuartiger Stresstherapien bieten. So lässt sich mit Kaffee nicht nur der Stress des Alltags besser ertragen, sondern auch eine Behandlung von größerem Stress beim Menschen, wie beispielsweise eine posttraumatischen Belastungsstörungen, wäre mit Koffein beziehungsweise dem entwickelten Ersatzstoff eventuell möglich. Zunächst müssen jedoch klinischen Studien durchgeführt werden, bevor ein Einsatz im medizinischen Alltag denkbar ist. (fp)
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