Helle Schreibtische können helfen, den Arbeitsplatz gesünder zu gestalten
Immer mehr Menschen leiden unter chronischen Rücken- und Nackenschmerzen. Dabei sind längst nicht nur Personen in körperlich stark belastenden Berufen betroffen, vielmehr leiden auch viele Büromitarbeiter regelmäßig unter Verspannungen und Schmerzen durch ständiges Sitzen und Fehlhaltungen am Schreibtisch. Hier können jedoch schon einige kleine Veränderungen helfen, die Beschwerden zu lindern. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „dpa“ geben Experten Tipps, wie sich der Arbeitsplatz sinnvoll (um-)gestalten lässt.
Arbeitszeit wird zum größten Teil im Sitzen verbracht
Die meisten Arbeitnehmer verbringen heute einen Großteil ihres Berufslebens im Sitzen. Statt sich zu bewegen und häufiger zu stehen, verharren viele regelrecht über Stunden in der gleichen Position, schauen auf den PC-Bildschirm und merken nicht, wie sie dabei in eine verkrampfte und unnatürliche Haltung geraten. Das hat oft weitreichende Folgen, denn immer mehr Büroarbeiter sind von Muskel-Skelett-Erkrankungen betroffen, welche mittlerweile laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (baua) knapp ein Viertel aller Arbeitsunfähigkeitstage ausmachen.
Demnach leiden 40 Prozent der Männer und 64 Prozent der Frauen über Nackenschmerzen, jeder Zweite hat regelmäßig mit Kreuzschmerzen zu kämpfen. Doch diese Beschwerden müssen nicht sein, stattdessen kann einiges selbst getan werden, um den Arbeitstag gesund und ohne Schmerzen zu verbringen. Wichtig ist dabei vor allem Bewegung. Hier kann es schon hilfreich sein, immer mal wieder vom Schreibtisch aufzustehen und etwas umher zu gehen, wobei einfache Gymnastikübungen eine wirkungsvolle Unterstützung bieten können.
Dauerhafter Blick nach oben schadet der Wirbelsäule und Nackenmuskulatur
Ein weiterer elementarer Bereich ist die Gestaltung des Arbeitsplatzes, denn hier passieren gerade aus Bequemlichkeit oft kleine „Fehler“, die schnell zu gesundheitlichen Problemen führen können. Um diese zu vermeiden, sollte zum Beispiel der Monitor so aufgestellt werden, dass der Mitarbeiter auf diesen hinunter blicken kann, erklärt Professor Karsten Kluth gegenüber der „dpa“. Dies sei sinnvoll, da die Augen im entspannten Zustand automatisch leicht nach unten schauen würden, so der Experte für Arbeitswissenschaft und Ergonomie an der Universität Siegen weiter. „Der Bildschirm sollte also so tief wie nur irgend möglich eingestellt sein. Dann sind die gröbsten Probleme schon mal weg“. Gleiches gelte auch, um den Nacken zu schonen, denn „dauerhaft nach oben zu schauen, ist dagegen die Hölle für die Wirbelsäule und für die Nackenmuskulatur sowieso“, so Professor Kluth.
Bei dauerhafter Nutzung eines Laptops besser eine Extra-Tastatur anschließen
Statt eines stationären PCs nutzen immer mehr Menschen heutzutage dauerhaft Laptops, gerade wenn z.B. ständig zwischen Büro und Home-Office gewechselt wird. Doch die Arbeit am mobilen Rechner ist den Experten zufolge aus ergonomischer Sicht nur eingeschränkt empfehlenswert und sollte daher auf die kurzfristige Nutzung unterwegs beschränkt bleiben. „Als Dauerarbeitsplatz ist ein Laptop nicht geeignet, weil man Bildschirm und Tastatur nicht unabhängig voneinander einstellen kann“, erklärt der Leiter des Präventionsfelds Büro bei der gesetzlichen Unfallversicherung VBG, Andreas Stephan. Dementsprechend sollte bei einer längeren Nutzung besser eine zusätzliche Tastatur angeschlossen werden.
Unabhängig ob stationär oder mobil, empfiehlt Karsten Kluth hier generell eine ergonomische Tastatur, bei der ein Abknicken der Handgelenke nach außen durch ein geteiltes Tastenfeld vermieden wird. Zudem hilft bei dieser eine Handballenauflage sowie zum Teil ein zusätzlich nach hinten abfallendes Tastenfeld, dass die Handgelenke nicht nach oben abknicken. „Diese Tastaur kann ich nur jedem empfehlen. Nach einer Eingewöhnungszeit von zwei bis drei Tagen hat man damit eine völlig natürliche Handhaltung“, erklärt Kluth. Um Fehlhaltungen entgegen zu wirken, sollte die Tastatur außerdem flach eingestellt bleiben. „Die kleinen Hebel zum Schrägstellen sollte man nicht benutzen, da man sonst beim Schreiben die Handgelenke zu sehr anwinkeln muss“, ergänzt Andreas Stephan. Eine gute Ergänzung biete eine so genannte „Rollermouse“, bei welcher der Mauszeiger über einen Stab und ein darunter liegendes kleinen Tastenfeld bewegt wird. Eine Standardmaus könne jedoch laut Kluth auch verwendet werden, weniger gut habe jedoch in einer Studie der Uni Siegen die sogenannte „Ergomaus“ abgeschnitten.
Gütesiegel „geprüfte Sicherheit“ kann Kunden hilfreiche Orientierung bieten
Da wir täglich stundenlang auf unserem Bürostuhl sitzen, sollte auch bei diesem unbedingt auf eine hohe Qualität und ein hohes Maß an „Rückenfreundlichkeit“ geachtet werden. Ein Drehstuhl sei dabei laut Andreas Stephan, „das Maß aller Dinge“, wobei sich zum einen die Höhe, aber auch die Armlehnen verstellen lassen sollten. Zudem gäbe es Varianten, die auch in der Sitztiefe veränderbar sind. Ein Gymnastikball als dauerhafter Sitzplatz im Büro sei dem Experten nach hingegen nicht ratsam, denn „sie brauchen eine Lehne. Sonst werden Sie krumm im Rücken und verspannen.»
Antrag auf Zuschuss für orthopädischen Stuhl bei der Deutschen Rentenversicherung stellen
Wer sich selbst einen hochwertigen, ergonomischen Drehstuhl für zu Hause anschaffen möchte, sollte auf Empfehlung Stephans auf jeden Fall verschiedene Modelle ausprobieren. Eine gute Orientierungshilfe bei der Auswahl könne das so genannte „GS-Zeichen“ bieten, welches dem Kunden eine „geprüfte Sicherheit“ bescheinige. Personen, die schon von Rückenleiden betroffen sind, bräuchten hingegen einen so genannten „orthopädischen Stuhl“, welcher speziell darauf ausgerichtet ist, eine richtige Haltung zu unterstützen sowie die Wirbelsäule und Rückenmuskulatur zu entlasten. Für diesen könne bei Bedarf ein Zuschuss (von bis zu 435€) bei der Deutschen Rentenversicherung beantragt werden, wobei die medizinische Notwendigkeit von einem Arzt attestiert werden muss. Generell ist ein solcher Spezial-Stuhl jedoch nicht nur bei Rückenschmerzen empfehlenswert. Stattdessen kann dieser ebenso bei einer Reihe weiterer Indikationen wie z.B. Morbus Bechterew, degenerativen Bandscheibenerkrankungen, Lumbalgien oder einem Hohlkreuz angezeigt sein.
Auch Farben der Schreibtischoberfläche und Lichtverhältnisse beachten
Auch die Lichtverhältnisse sind ein wichtiger Punkt in Hinblick auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeiter. Dementsprechend sollte die Schreibtischoberfläche möglichst hell ausfallen und z.B. aus Hölzern wie Birke und Ahorn gefertigt sein. Ist diese hingegen sehr dunkel, sei der Kontrast zum Papier umso stärker, was wiederum eine erhöhte Anstrengung für die Augen bedeute, erklärt Kluth. In diesem Zusammenhang sei auch eine weiße Tastatur mit schwarzer Schrift sinnvoller als die beliebte umgekehrte Variante. „Auf einer schwarzen Tastatur fällt der Fingerschweiß nicht so auf. Deshalb wird sie gern genommen“, so der Experte weiter. Doch diese führe schneller zur Ermüdung der Augen.
Neben dem sollte darauf geachtet werden, dass das Licht bei der Arbeit am PC nicht blendet oder reflektiert. Dennoch könne laut Andreas Stephan auf die natürliche Helligkeit nicht ganz verzichtet werden, denn „wir brauchen [.] auch Tageslicht für unseren Biorhythmus. Wer also kein seitliches Licht am Arbeitsplatz hat, sollte Fenster nur teilweise verschatten.“ Für künstliches Licht seien mindestens 500 Lux empfehlenswert, wobei bei LED-Lampen darauf zu achten sei, dass diese mattiert sind und keine Schatten werfen. (nr)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.